Druck auf BVB-Sportdirektor Kehl wächst Dortmund droht eine komplizierte Vorbereitung

Druck auf BVB-Sportdirektor Kehl wächst: Dortmund droht eine komplizierte Vorbereitung
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Vor fünf Wochen erlebte Borussia Dortmund ein hochdramatisches Ende der Saison 2022/23 und war danach tagelang damit beschäftigt, die tiefen Wunden zu versorgen. Der Blick in die Zukunft sollte dennoch positiv sein. Mit neuem Elan will der Meister der Herzen in der kommenden Spielzeit einen neuen Angriff auf den FC Bayern starten – und mit neuem Personal. Doch in den 35 Tagen seit dem herzzerreißenden Ende eines 34. Spieltags, an dem der neunte Meistertitel dem BVB dramatisch durch die Finger glitt, konnte Sportdirektor Sebastian Kehl nur wenige Fakten schaffen.

Bensebaini als bislang einziger BVB-Neuzugang

Nachdem die Borussia am Donnerstag aus dem Transfer-Rennen um Edson Alvarez ausstieg und der angedachte Rekordeinkauf dieses Sommers damit vom Tisch ist, wächst der Druck auf Kehl. Offiziell verkünden konnte der BVB bislang nur den ablösefreien Wechsel von Linksverteidiger Ramy Bensebaini (28, Borussia Mönchengladbach). Dem stehen bislang acht (!) Abgänge gegenüber, darunter die der absoluten Leistungsträger Jude Bellingham und Raphael Guerreiro. De facto ist der Dortmunder Kader aktuell deutlich weniger leistungsfähig als im Vorjahr.

Im Klub hat man die geleakte Nachricht aus den Niederlanden zu Alvarez mit größtmöglichem Gleichmut registriert. Ein offizielles Angebot bei einem Treffen Kehls mit seinem Amsterdamer Kollegen Sven Mislintat, heißt es aus dem Umfeld des Vereins, habe es gar nicht gegeben, daher könnte von einem Scheitern der Verhandlungen ja nicht die Rede sein. Vielmehr sollen sich die Zweifel gemehrt haben, ob der Mexikaner die zu erwartende Rekordablöse mit sportlichem Gegenwert hätte rechtfertigten können. Auf der Shortlist für die Position Sechs soll Alvarez nur einer von mehreren Kandidaten gewesen sein, dort dürften nun andere in den Vordergrund rücken. Wie zum Beispiel der (preisgünstigere) Däne Morten Hjulmand (24, US Lecce).

BVB-Sportdirektor Kehl verfolgt klaren Weg

Dennoch verwundert die Entwicklung bei Alvarez. Seit Monaten galt der 26-Jährige als das auserkorene Transferziel. Die Kehrtwende sorgte am Donnerstag nicht nur medial für einen großen Aufschlag. In den sozialen Medien mehren sich die Stimmen der Fans, die sich um die Borussia sorgen. Dortmunds Kasse ist durch die Bellingham-Millionen gut gefüllt, ausgegeben hat der BVB bislang noch keinen Euro.

Nach Informationen der Ruhr Nachrichten herrscht zuvorderst bei Sportdirektor Kehl Zuversicht, dass sich der Transferstau schnell auflösen wird. Der 43-Jährige, so heißt es, verfolge einen klaren Weg. In Felix Nmecha ist der Spieler auserkoren, bei dem alsbald Fakten geschaffen werden könnten. Mit knapp 30 Millionen Euro Ablöse wird der Wolfsburger alles andere als günstig. Es ist dazu die nächste Personalie mit Brisanz.

Bei der Causa Nmecha bewegt sich der BVB auf dünnem Eis

Abgesehen von der Frage, ob Nmecha die sportlichen Anforderungen an einen Nachfolger für Jude Bellingham erfüllen kann, hat das gar nicht geheime Geheimtreffen zwischen der BVB-Führung und Nmecha die Zweifel an der Integrität des Spielers ebenso wenig beseitigen können wie Sätze von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke („Er ist ein ganz normaler Junge“) in einer Geschichte der Süddeutschen Zeitung am Freitag. Die Story traf die Borussia unvorbereitet, die Aussagen seien vom Klub nicht autorisiert gewesen, wie der BVB dann mitteilte.

Felix Nmecha sitzt angeschlagen am Boden.
Felix Nmecha steht vor einem Wechsel zum BVB. © imago / regios24

Im Handling der Debatte um Homophobie- und Transfeindlichkeit wandelt der BVB auf dünnem Eis. Das Thema ist kompliziert und komplex. Die feste Überzeugung hinsichtlich seiner sportlichen Qualitäten steht der Problematik gegenüber, einen Teil der Anhänger nachhaltig zu vergrätzen.

Sergio Arribas rückt in den BVB-Fokus

Während RB Leipzig als einer der ärgsten BVB-Verfolger auch angesichts eines realer werdenden Ausverkaufs der Stammelf bereits auf große Einkaufstour gegangen ist und auch der FC Bayern andeutet, auf seine unbefriedigende Saison mit geballter Kaufkraft reagieren zu wollen, gleicht Borussia Dortmunds Transfersommer bislang einem Hindernislauf mit einigen Stürzen.

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Alvarez dürfte nun am Ende in England landen, wo selbst Klubs aus dem unteren Tabellendrittel der Premier League eine höhere Finanzkraft vorweisen können als Bundesliga-Topklubs wie Dortmund. Auch um das spanische Top-Talent Sergio Arribas (21, Real Madrid) kämpft der BVB gegen Mitbewerber von der Insel.

Komplizierte Vorbereitung für BVB-Trainer Terzic

Dabei wäre der Handlungsbedarf mit der Verpflichtung von Nmecha und Arribas noch gar nicht gedeckt. Nach dem gescheiterten Werben um Ivan Fresneda wird noch ein Außenverteidiger gesucht, ein vierter Innenverteidiger ebenso. Der Prozess der Kader-Optimierung geht bislang sehr zäh vonstatten. Die ohnehin komplizierte Vorbereitung für Trainer Edin Terzic droht noch schwieriger zu werden.

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