Drittbeste BVB-Hinrunde: Warum die Stimmung trotzdem getrübt ist

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Drittbeste BVB-Hinrunde: Warum die Stimmung trotzdem getrübt ist

rnBorussia Dortmund

Borussia Dortmund spielt die drittbeste Hinrunde der vergangenen zehn Jahre, die Stimmung ist trotzdem getrübt. Das hat mehrere Gründe.

Dortmund

, 17.12.2021, 06:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Nie gewann Borussia Dortmund mehr Spiele als im Kalenderjahr 2021. Schon vor dem Bundesliga-Ausklang am Samstag bei Hertha BSC verbucht der BVB die drittbeste Hinrunde der letzten zehn Jahre. Mehr als ein „zufrieden“ kam Trainer Marco Rose nach dem äußerst schmucklosen 3:0 gegen die SpVgg Greuther Fürth trotzdem nicht über die Lippen. Die drei Punkte und ein Spiel ohne Gegentor waren die einzigen guten Notizen nach einem der schwächsten Spiele der Saison.

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„Der Trainer hat es gemerkt, die Zuschauer haben es auch gemerkt“, kommentierte Rose die Pfiffe von den BVB-Fans. „Wir waren fahrig, körperlich nicht auf der Höhe, haben zu viele einfache Fehler gemacht.“ BVB-Sportdirektor Michael Zorc pflichtete ihm bei. „„Das war ein schwaches Spiel unserer Mannschaft, aber wir haben die drei Punkte, und damit ist diese Partie für uns erfolgreich abgehakt.“ Insgesamt ist man in Dortmund mit der Gesamtsituation eines nicht: zufrieden.

Borussia Dortmund holt in der Liga viele Punkte

Da wäre auf der einen Seite die sehr vorzeigbare Ausbeute in der Bundesliga. Gelingt noch ein Dreier in Berlin, kämen die Borussen mit 37 Zählern dem zweitbesten Wert aus der ersten Tuchel-Saison (38 Punkte/2015) nahe. Nur im ersten Favre-Jahr stand Dortmund mit 42 Punkten noch besser da. Für Entspannung in den Gesichtern der Spieler sorgte der elfte Saisonsieg derweil nicht, die Mienen waren am Mittwochabend und am Donnerstag eher trübe wie das Wetter.

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„Das Aus in der Champions League ist noch nicht so lange her und wir haben die schwierige Woche mit den Spielen gegen Bayern und Bochum hinter uns. Das wirkt natürlich nach“, erklärte Zorc. Für ein Fazit ist erst nach der Reise in die Hauptstadt Zeit, bestenfalls mit drei Punkten im Gepäck. Trotzdem bleibt es bei der Krux: Im Kontrast zu im Schnitt mehr als zwei Zählern pro Liga-Partie entsprachen einige Leistungen nicht der Qualität des Kaders. Sie genügen nicht den hohen Ansprüchen. Nicht denen des Trainers, nicht denen einiger Fans, nicht denen des Managements.

BVB erfüllt hohe Erwartungen nicht immer

„Nach dem Bochum-Spiel haben wir darüber geredet, dass wir zu häufig am nächsten Tag dasitzen und enttäuscht sind: Das Champions-League-Aus, das Spiel gegen Bayern, gegen Leipzig und auch Bochum“, berichtete Rose. Die nur halbwegs erfüllte Pflicht gegen Schlusslicht Fürth schloss sich an, weil die Erwartungen halt höher liegen (müssen). Zorc pragmatisch: „Wir haben in den vergangenen Monaten enorme personelle Schwierigkeiten überwunden und eine sehr hohe Widerstandsfähigkeit gezeigt. Das war nicht immer Feinkostfußball von uns, aber punktemäßig stehen wir in der Liga gut da.“

Wären da nicht die sechs Punkte Rückstand auf den Tabellenführer. „In der jetzigen Form haben wir sicherlich keine Chance, die Bayern vom Thron zu stoßen“, bekannte Rose, „aber wir arbeiten daran.“ Allein wegen der vielen Verletzungen und Ausfälle während der gesamten ersten Saisonhälfte sei die Kritik „nicht immer fair“. Aus nachvollziehbarer Verärgerung über die teils undifferenzierte Kritik von Sky-Experte Dietmar Hamann wehrte sich Rose erstmals auch vor laufenden Kameras deutlich.

Borussia Dortmund nach der Hinrunde: Eine erste Bilanz

Wo steht der BVB also kurz vor dem Ende der Hinrunde? Während die Münchner Schreckensherrschaft bei sechs Punkten Vorsprung zementiert scheint, haben die Borussen es als Vize-Herbstmeister anders als in vielen Vorjahren geschafft, die eigenen Verfolger auf Distanz zu halten. Sechs Zähler beträgt der Vorsprung auf Platz drei, acht auf Platz fünf, noch viel größer ist der Abstand auf die stark eingeschätzte Konkurrenz aus Leipzig (12 Punkte), Wolfsburg (14) oder Gladbach (16). Allein: Es reicht nicht für Wohlbehagen. Glücksgefühle versprüht Borussia Dortmund nur sporadisch. Sinnbildlich für den Status der Zerrissenheit zwischen großen Zielen und mangelhaften Leistungen stapfte am Mittwochabend Matchwinner Erling Haaland auf seiner Ehrenrunde im Stadion. Als One-Man-Show wohlgemerkt, während seine Mannschaftskollegen Hand in Hand vor der Südtribüne standen. In diese Szene könnte man viel interpretieren.

Gewiss ist nur dieses: Neben dem Auswärtserfolg in Berlin am Samstag benötigt der BVB vor allem eins: eine Pause. Für die Köpfe, für die Körper. Und für neue Klarheit.