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Drei BVB-Profis lernen bei der U23 – Fortschritte sind zu erkennen
Borussia Dortmund II
Drei BVB-Profis erhalten regelmäßig Spielzeit bei der Dortmunder Regionalliga-Mannschaft. Das Zwischenfazit ist gemischt - doch insgesamt fällt es positiv aus. U23-Trainer Maaßen ist zufrieden.
Dass die U23 der Borussia kurz vor Weihnachten in Steffen Tigges einen ihrer Spieler zu den Profis aussenden durfte, hat für viel Freude beim BVB II gesorgt. Den Startelfeinsatz des Stürmers im Pokal bei Eintracht Braunschweig werteten die Verantwortlichen der Dortmunder Zweitvertretung als Auszeichnung für ihre Arbeit. Neben der Punktehatz in der viertklassigen Regionalliga West verfolgen sie schließlich einen Entwicklungsauftrag.
Der gilt natürlich nicht nur für U23-Angestellte wie den 22-jährigen Tigges, sondern ebenso für jene Profis, deren Perspektive in Dortmunds Elite-Mannschaft mangelhaft ist und die Spielpraxis benötigen. Im ersten Halbjahr befanden sich drei Talente in aller Regelmäßigkeit beim Regionalliga-Tabellenzweiten BVB II. Ihre Leistungen variierten zwischen sehr gut und schlecht. Die Ruhr Nachrichten geben einen Überblick.
BVB-U23 hat zwei sehr gute Torhüter
Luca Unbehaun: Der 19-jährige Keeper, seit 2016 in Diensten des BVB und bis 2022 an den Klub gebunden, kommt auf zehn Spiele in der Regionalliga (8 Gegentreffer, fünf Mal zu Null). Mit dem im Sommer aus Hoffenheim verpflichteten Stefan Drljaca wechselt er sich ab, mal weilt der eine bei den Profis und macht die Auswärtstouren mit, mal kümmert sich der andere um diesen Dienst. Drljaca, 21 Jahre, stand in bisher neun Partien auf dem Feld (6 Gegentreffer, fünf Mal zu Null).
„Luca und Stefan haben es wirklich sehr, sehr gut gemacht“, bilanziert U23-Cheftrainer Enrico Maaßen im Gespräch mit dieser Redaktion, „in allen Spielen hatten wir einen sicheren Rückhalt. Bei jungen Mannschaften ist das nicht immer der Fall. Das zeigt, wie ambitioniert sie sind.“ Dabei ist Unbehaun der komplettere Keeper, er zeigte sich reaktionsschnell und hat trotz seiner Größe (1,85 Meter) keine deutlich merkbaren Probleme in der Strafraumbeherrschung.
BVB-Talent Luca Unbehaun setzt Entwicklung fort
Beim SC Wiedenbrück gelang ihm ein Assist (4:1), Dortmunds Trainerteam sieht seine Flugbälle hinter die letzte Linie als Waffe. Im Kerngeschäft, dem Bällefangen, leistete sich Unbehaun keinen gravierenden Patzer. In Lotte (2:0) und gegen Rot-Weiß Oberhausen (2:2) konnte er sich mit Flugeinlagen hervortun. Drljaca wiederum hatte bei Fortuna Köln seinen großen Auftritt, dort hielt er den 2:1-Sieg mit zwei spektakulären Paraden fest.
Allein gegen Wegberg-Beeck (3:2) passierte ihm ein größerer Fehler, als er sich in der Spieleröffnung für einen flachen Pass ins Zentrum entschied, woraus der 1:1-Ausgleich resultierte. Darüber hinaus zeigte sich Zugang Drljaca jedoch als gute Alternative zu Unbehaun. Auf der Torhüterposition ist der BVB II bestens besetzt.
BVB-Talent Tobias Raschl hat es schwer bei den Profis
Tobias Raschl: Der 20-Jährige wurde zuletzt zum Dauergast. Neun Spiele hat er für die U23 absolviert, in den letzten acht beendeten Regionalliga-Partien im Jahr 2020 stand er auf dem Feld – nur beim letztlich wegen Nebels abgebrochenen Duell mit RWO war er nicht dabei. Raschl, der auf eine 25-minütige Bundesliga-Stippvisite kommt (am letzten Spieltag 2019/2020 beim 0:4 gegen die TSG Hoffenheim), sammelt in der Regionalliga die Spielzeit, die er oben nicht erhält.
Die Konkurrenz im zentralen Mittelfeld ist bei den Profis schließlich immens, zumal Raschl wegen einer hartnäckigen Bänderdehnung im Sommer lange aus- und deshalb zurückfiel. Technisch ist er äußerst versiert, die körperliche Stabilität geht ihm aber noch zu häufig ab. Und: Raschl neigt dazu, die komplizierte Geste dem einfachen Pass vorzuziehen. Seine Einlagen mit der Hacke oder dem Außenrist sehen hübsch aus, doch sind zu selten zielführend.
BVB-Talent Tobias Raschl spielte zuletzt offensiver
Bei der Dortmunder U23 begann er auf der Doppelsechs neben Abräumer Franz Pfanne, vor allem gegen den SV Rödinghausen (0:2), der Raschls fußballerische Finesse mit viel Kraft und Wucht konterte, ging der filigrane Mittelfeldspieler unter. Nachfolgend positionierte ihn Maaßen unmittelbar hinter der Doppelspitze – dort sollte Raschl die Halbräume anlaufen, Bälle festmachen und weiterleiten. Bisher kommt er auf zwei Tore und einen Assist.
Raschl habe „eine Zeit gebraucht, um unsere Spielweise zu adaptieren“, sagt Coach Maaßen – und erwähnt dessen geringe Spielpraxis und die Verletzung. „Aber wir haben mehr und mehr gesehen, dass es harmonischer wird und er in seiner Entwicklung weiter Fortschritte macht.“ Raschl wirkt sicherer, etwas aggressiver im Zweikampf – und hat außerdem unbestritten große Fähigkeiten in der Ballverarbeitung und -verteilung.
Tobias Raschl hat beim BVB keine gute Perspektive
Ein originärer offensiver Mittelfeldspieler ist er allerdings nicht. Dafür fehlt dem seit 2015 für die Borussia spielenden Techniker der unbedingte Drang zum Tor und ein sehr guter Abschluss. Ob Raschl den Durchbruch bei der Borussia schaffen wird, ist fraglich. Sein Profi-Kontrakt läuft noch bis Sommer 2022.
Ansgar Knauff: Der 18-Jährige erhielt Ende November einen Profi-Vertrag bis 2023 und soll immer dann für die U23 auflaufen, wenn die U19 keine Highlight-Spiele absolviert und die Erste Mannschaft seinen Einsatz nicht benötigt. Am 8. Dezember feierte Knauff sein Profi-Debüt in St. Petersburg, wurde beim 2:1 im letzten Spiel der Champions-League-Gruppenphase eingewechselt. Darüber hinaus spielte er zweifach für die A-Junioren und zwölf Mal in der Regionalliga.
BVB-Talent Ansgar Knauff verbesserte sich nach und nach
Beim BVB II überließ ihm Maaßen meist die linke Seite in der 3-5-2-Formation – Knauff war dazu angehalten, viele Läufe nach hinten zu unternehmen. Manchmal hakte dieser Rückwärtsgang, manchmal zeigte er sich entschlossen im Kampf gegen den Ball – insgesamt ist in diesem Bereich sicherlich noch reichlich Luft nach oben. Ebenso wie in seiner Kernkompetenz: dem Offensivspiel. Unter seinem Regionalliga-Bilanzstrich stehen aktuell drei Treffer und zwei Vorlagen.
Zuvorderst die beiden Ausgleichstore gegen Schalke 04 II (5:1) und Düsseldorf II (1:1) waren von großer Bedeutung, zudem hätte Knauff in der einen oder anderen Situation aber noch effektiver und darum bedeutender sein können. Positiv: Immer öfter präsentierte der Tempobolzer seine enorme Schnelligkeit, überrannte dann Gegenspieler nahe der Seitenlinie und zog gefährlich in die Mitte – zum Beispiel gegen die Fortuna im letzten Regionalliga-Spiel des Jahres.
BVB-U23-Trainer Enrico Maaßen ist mit Ansgar Knauff zufrieden
„Er adaptiert mehr und mehr diese Härte und Geschwindigkeit der Regionalliga. Dafür brauchte er ein paar Spiele, aber jetzt ist er schon mehrmals (in vier Partien, d. Red.) über die volle Distanz gegangen“, sagt Maaßen zum jüngsten Akteur im BVB-II-Kader. Knauff habe sich „in vielen Bereich gut entwickelt“, damit sei er „sehr zufrieden“.
Schreibt seit 2015. Arbeitet seit 2018 für die Ruhr Nachrichten und ist da vor allem in der Sportredaktion und rund um den BVB unterwegs.
