Dass nicht jeder Pass auf Anhieb ankommt, ist im Fußball nichts Ungewöhnliches. Bei Borussia Dortmund gilt das allerdings neuerdings vermehrt auch abseits des Rasens. Beim BVB wissen sie das spätestens seit dem Trainingslager in Marbella, als Jude Bellingham seinen Reisepass vergaß und ihm seine Mutter das fehlende Dokument in aller Eile noch zum Flughafen bringen musste.
BVB-Talent vergisst Reisepass
Dasselbe Szenario wiederholte sich nun bei der U19. Vor dem Abflug nach Edinburgh geriet am Montagvormittag Abdoulaye Kamara ins Schwitzen. Der Franzose hatte in Bellingham-Manier ebenfalls seinen Reisepass in seinem Zimmer liegen lassen. So musste ein Mitarbeiter des BVB-Jugendhauses aus Brackel im Eiltempo zum Airport düsen und übergab noch rechtzeitig den Ausweis, ohne den Kamara nicht hätte nach Schottland einreisen dürfen.
Die erste, kleine Hürde auf dem Weg ins Achtelfinale der Youth League war damit genommen. Die zweite, wesentlich höhere wartet am Dienstag (20 Uhr) beim Hibernian FC. Der schottische Meister hat sich auf dem Weg in die Play-offs gegen den FC Nantes (2:1/1:0) und Molde FK (7:5 n.E./0:1) durchgesetzt. Nun empfängt er die Schwarzgelben, die ihrerseits die Gruppenphase überstanden haben, was nach zwei anfänglichen Niederlagen gegen den FC Kopenhagen (0:2) und Manchester City (2:3) nicht selbstverständlich war, zu Do-or-Die-Spiel - ein Rückspiel gibt es nicht.
„Nach den ersten beiden Spielen hätte man nicht unbedingt gedacht, dass wir noch die Play-offs erreichen. Dass wir so weitergekommen sind mit einem Tor in der letzten Minute des letzten Spiels gegen Kopenhagen, das schweißt eine Mannschaft zusammen und gibt ihr noch mal einen Push für die nächsten Spiele“, sagt Lars Ricken im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.
Ricken glaubt an BVB-Weiterkommen
Der BVB-Nachwuchschef sieht das Team gerüstet für die Aufgabe in Edinburgh und das, obwohl es vorab kein Pflichtspiel bestritten hat. Die 0:1-Niederlage bei der U23 des FC Utrecht in der Vorwoche diente aber als Generalprobe. „Mike Tullberg ist dafür bekannt, dass er in Testspielen eine Atmosphäre schaffen kann, die einem Pflichtspiel nahekommt. Deshalb glaube ich schon, dass wir gut auf das Spiel vorbereitet sind“, sagt Ricken.
Derselben Ansicht ist Mike Tullberg. „Dass wir jetzt spielen müssen, ohne zuvor ein Pflichtspiel absolviert zu haben, darüber mache ich mir wirklich keine Gedanken. Denn wir hatten in Utrecht einen Topgegner im Testspiel“, unterstreicht der BVB-Trainer. Eine knappe Woche lang hat die um die U23-Spieler Silas Ostrzinski, Prince Aning, Abdoulaye Kamara, Göktan Gürpüz und Nnamdi Collins erweiterte Mannschaft nun zusammentrainiert und die notwendigen Abläufe einstudiert.
Kraftakt bis Youth-League-Play-offs
Gerade in den ersten Vorrundenpartien war einigen Spielern die fehlende Bindung durchaus anzumerken. „Das ist nicht einfach und eine Herausforderung für die Spieler wie auch fürs Trainerteam. Aber das ist der Weg, den wir für uns definiert haben“, sagt Ricken.
Nach nunmehr sechs Gruppenbegegnungen geht er aber von einem eingespielten Team aus, das international wie in der Vorsaison weitere Duftmarken setzen soll. „Nachdem du so einen Kraftakt hinter dir hast, um in dieses Play-off-Spiel zu kommen, möchtest du jetzt nicht in Edinburgh ausscheiden“, stellt Lars Ricken klar. Darüber hinaus warteten ab dem Achtelfinale attraktive Gegner, auf die beim BVB jeder Lust habe.

Vorher aber muss erst einmal der schottische Meister aus dem Weg geräumt werden. Und das wird nach Ansicht der Dortmunder durchaus eine Herausforderung. „Es wird kalt, es wird windig, es wird nass, es wird kämpferisch – es wird sehr schottisch“, ahnt Lars Ricken.
BVB-Trainer Tullberg setzt auf Ruhe
In die gleiche Kerbe schlägt auch Mike Tullberg: „Hibernian spielt, wie man es von einem schottischen Team erwarten würde. Sie scheuen keinen Zweikampf und sind gefährlich im Umschaltspiel.“ Ein besonderes Augenmerk gilt den drei Offensivkräften Josh O‘Connor, Ethan Laidlaw und Malek Zaid. Gut für den BVB: Hibernians Kapitän Ayken Murray fehlt gesperrt.
„Wir werden mehr Ballbesitz haben, dessen bin ich mir sehr sicher. Für uns wird es darauf ankommen, dass wir mit dem Ball auch das Richtige machen. Wir dürfen nichts erzwingen und das Spiel darf nicht zu wild werden. Wir müssen die Ruhe bewahren und im richtigen Moment durchbrechen“, sagt Mike Tullberg.
10.000 Zuschauer in Edinburgh
Cool zu bleiben dürfte bei den erwarteten rund 10.000 Zuschauern im Easter Road Stadium durchaus keine ganz leichte Aufgabe werden. „Die große Kulisse darf keine Rolle spielen. Die Bühne wird größer, je älter die Jungs werden. Sie sollen das einfach genießen“, sagt Tullberg. Er betrachtet es als Privileg, dass die Arbeit auf dem Rasen mit Genuss einhergehen kann. Ob sie von Erfolg gekrönt sein wird, hängt auch davon ab, ob bei den Seinen die Pässe ankommen. Und zwar nicht nur die von Abdoulaye Kamara.
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