Diese BVB-Saison ist gelaufen Fehlender Glaube, fehlendes Konzept, fehlende Identität

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Die Ausgangslage war klar: Entweder er schafft den BVB oder der BVB schafft ihn. Es hat einen Monat gedauert, bis auch der Zweckoptimismus von Niko Kovac erschöpft ist. Nach der peinlichen Pleite gegen den FC Augsburg zählte (nicht nur) der 53-Jährige seine Mannschaft öffentlich an. Die präsentierte sich am Samstag zum wiederholten Male in grotesk unterirdischer Verfassung.

Ein Armutszeugnis für die BVB-Spieler

Gegen einen einzig und allein auf die Defensive bedachten und offensiv komplett limitierten Gegner agierte Borussia Dortmund schlichtweg hilflos. Der Auftritt offenbarte erneut Defizite auf allen Ebenen. Spielerisch ohne Konzept und zündende Ideen ist die Borussia fast ausschließlich auf individuelle Geistesblitze angewiesen. Sie blieben aus.

In einer verfahrenen Situation wie dieser bräuchte es Spieler, die vorbehaltlos bereit sind, sich der Wirklichkeit zu stellen. Es bräuchte Profis, die den Willen erkennen lassen, mit allem, was sie haben, gegen die dritte Heimpleite dieser Saison anzuarbeiten. Doch auch hier: nichts. Die BVB-Profis ließen die nächste Schmach nahezu wehrlos über sich ergehen. Ein Armutszeugnis!

BVB auch unter Kovac ein fragiles Konstrukt

Der Glaube an sich selbst, der Glaube an die Mannschaft, der Glaube an die Kraft von Borussia Dortmund ist nicht erst seit Samstag erloschen. Das Team hat die Saison längst abgeschenkt. Anders ist eine Darbietung wie gegen Augsburg nicht zu erklären. Körpersprache, Gestik, Mimik – die Dortmunder versagen auch in diesen Disziplinen auf ganzer Linie. Das einzige Feuer, das sie versprühten, ist bei gegenseitigen Schuldzuweisungen zu spüren. Die Mannschaft erweist sich auch unter Kovac als fragiles Konstrukt, das bei der kleinsten Form von Widerstand in sich zusammenbricht.

Nach der zehnten Niederlage ist die Saison für Schwarzgelb endgültig gelaufen. Es verbietet sich, über das internationale Geschäft zu sprechen. Borussia Dortmund hat auf dieser Bühne nichts zu suchen. Eine Saison ohne Europapokal wäre – ungeachtet der finanziellen Einbußen – aus rein sportlicher Perspektive womöglich sogar ratsam, um den dringend benötigten Neuaufbau mit Ruhe und Sorgfalt und ohne die Mühle etlicher Englischer Wochen in Serie voranzutreiben.

Auch Kehl und Kovac beim BVB auf dem Prüfstand

Ein personeller Umbruch im Sommer ist unerlässlich. Die Zeit bis dahin, die letzten Wochen der Saison müssen nun vorrangig dazu dienen, auszuloten, welche Spieler aus dem aktuellen Kader überhaupt dazu in der Lage sind, dem BVB sportlich weiterzuhelfen. Die Bosse müssen sich aber auch über den Kader hinaus die Frage stellen, wem sie zutrauen, den schleichenden Niedergang der vergangenen Jahre aufzuhalten. Inwieweit sehen sie Sportdirektor Sebastian Kehl in der Verantwortung? Und trauen sie Niko Kovac den Neuanfang zu?

Auch die Führungsetage steht auf dem Prüfstand. Sollte in den kommenden Wochen die Einsicht reifen, dass auch hier Änderungen notwendig sind, wäre Ralf Rangnick mit Sicherheit ein Kandidat, mit dem sich Borussia Dortmund ernsthaft beschäftigen sollte. Klar ist: Der 66-Jährige müsste den Klub auf links drehen.