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Die Suche nach Lösungen – drei Kandidaten für einen Abschied vom BVB
Borussia Dortmund
Abseits der Personalie Jadon Sancho versucht der BVB, seinen Kader noch zu verkleinern. Drei ehemalige Leihspieler sind die heißesten Kandidaten für einen Abschied in diesem Sommer.
Bei vier von zuletzt sieben Leihspielern ging es schnell: Ömer Toprak (Werder Bremen), Jeremy Toljan (Sassuolo Calcio), André Schürrle (Karriereende) und Dzenis Burnic (1. FC Heidenheim) stehen nicht mehr auf Borussia Dortmunds Gehaltsliste. Bei Marius Wolf, Felix Passlack und Sergio Gomez, die drei übrigen BVB-Spieler, die in der vergangenen Saison auf Leihbasis andernorts kickten, laufen die Gespräche noch. Ein Überblick.
BVB sucht nach Lösungen: Was wird aus Marius Wolf?
Der gebürtige Coburger hat beim BVB noch einen gültigen Vertrag bis zum 30. Juni 2023, doch die sportliche Perspektive unter Trainer Lucien Favre ist dürftig. In der Offensive liegt der gelernte Flügelspieler, vergangene Saison an Hertha BSC ausgeliehen, in der Rangordnung deutlich hinter seinen Konkurrenten, unabhängig davon, ob Jadon Sancho nun ein weiteres Jahr beim BVB bleibt oder nicht. Der auf unbestimmte Zeit ausfallende Kapitän Marco Reus, Julian Brandt, Giovanni Reyna, Thorgan Hazard und theoretisch auch der eigentlich weiter zurückgezogene Raphael Guerreiro rangieren vor Wolf, im Sturmzentrum ist Erling Haaland gesetzt.

Marius Wolf lacht hat keine große Zukunft beim BVB. © Kirchner-Media
Und auch auf der Position im rechten Mittelfeld etwas weiter hinten, auf der es seit Achraf Hakimis Abgang eine Lücke zu schließen gilt, plant der BVB nicht mit Wolf: Neuzugang Thomas Meunier hat die besten Karten, Hakimis Nachfolger im BVB-Trikot zu werden, der junge Mateu Morey soll der Herausforderer sein – und hat zum Ende der vergangenen Saison Pluspunkte bei Favre und den Dortmunder Verantwortlichen gesammelt. Es war sicherlich kein Zufall, dass BVB-Sportdirektor Michael Zorc in der vergangenen Woche auf der Pressekonferenz zum BVB-Vorbereitungsstart Wolfs Namen nicht in den Mund nahm, als es um die Position hinten rechts ging.
Wolf selbst, der nach einer überstandenen Syndesmose-Verletzung aus der Vorsaison wieder ins Dortmunder Mannschaftstraining eingestiegen ist, hat bereits im Frühjahr erklärt, dass er sich einen Verbleib in Berlin durchaus vorstellen kann. Eine Kaufoption in Höhe von 20 Millionen Euro ließ die Hertha verstreichen, hat aber trotzdem Interesse an einer Verpflichtung Wolfs. Der BVB erhofft sich knapp zehn Millionen Euro Ablöse für den 25-Jährigen, der im Sommer 2018 für fünf Millionen Euro festgeschriebene Ablöse von Eintracht Frankfurt nach Dortmund wechselte. Auch die AS Monaco um Trainer Nico Kovac, Wolfs Förderer aus gemeinsamen Frankfurter Tagen, hat Interesse am Rechtsaußen. Hinter den Kulissen wird miteinander gesprochen, ein Abschied Wolfs in diesem Sommer gilt als wahrscheinlich. Stand jetzt fährt Wolf, dessen Vertrag in Dortmund mit rund fünf Millionen Euro Jahresgehalt ins Kontor schlägt, allerdings erst einmal mit ins Trainingslager. Das Transferfenster ist schließlich noch bis zum 5. Oktober geöffnet.
BVB sucht nach Lösungen: Was wird aus Sergio Gomez?
Noch weilt der junge Spanier, der jüngst mit der SD Huesca in „La Liga“ aufgestiegen ist, im Urlaub. Der 19-jährige Linksfuß wird nicht mit Borussia Dortmund ins Trainingslager nach Bad Ragaz fliegen, weil seine Leihe nach Huesca wegen der Corona-Pandemie frühzeitig bis Mitte August verlängert wurde. Akuter Zeitdruck besteht also nicht. Sein Vertrag bei Borussia Dortmund wurde nach Informationen der Ruhr Nachrichten bereits vor einiger Zeit bis 2022 verlängert. Zuerst hatte der „Kicker“ darüber berichtet.

Dortmunds Sergio Gomez hat einen Vertrag bis 2022. © Guido Kirchner
Einer weiteren Gomez-Leihe stünde damit also zumindest mit Blick auf die Statuten nichts im Wege. Die SD Huesca hat großes Interesse, Gomez ein weiteres Jahr an sich zu binden. BVB-Sportdirektor Michael Zorc bestätigte auf Anfrage nur, dass es Gespräche gebe. Gut möglich, dass Gomez in diesem Sommer gar nicht in Dortmund aufschlägt.
Denn für alle Beteiligten könnte ein erneutes Leihgeschäft nach Huesca die beste Lösung darstellen. Gomez könnte sich in einem bereits gewohnten Umfeld auf höchstem Niveau beweisen, und, eine positive Entwicklung vorausgesetzt, eine echte Option für die Dortmunder Offensive ab der Saison 2021/2022 werden – oder aber seinen Marktwert für einen möglichen Verkauf im nächsten Sommer steigern.
BVB sucht nach Lösungen: Was wird aus Felix Passlack?
Das Eigengewächs besitzt in Dortmund noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2021. Nach zuletzt drei Leihstationen bei der TSG Hoffenheim, bei Norwich City in der zweiten englischen Liga und jüngst bei Fortuna Sittard in der niederländischen Eredivisie würde der BVB Passlack in diesem Sommer keine Steine in den Weg legen. Auch in ihm sehen Lucien Favre und die Verantwortlichen aktuell keine Option für die Vakanz auf der Hakimi-Position.

Mateu Morey (l.) und Felix Passlack kämpfen um den Ball. © Kirchner-Media
Die Bild-Zeitung berichtete am Mittwoch, dass der inzwischen 22-Jährige bei Zweitligist Hannover 96 weit oben auf der Wunschliste stehe. Der Spieler selbst geht nach Informationen der Ruhr Nachrichten allerdings davon aus, dass er in der kommenden Woche erst einmal mit dem BVB ins Trainingslager nach Bad Ragaz reisen wird.
Entscheidend für ihn sei, sagte Passlack im April im Interview mit den Ruhr Nachrichten, „dass ich im Sommer den nächsten Schritt nach vorne machen kann und meine persönliche Entwicklungskurve weiter nach oben zeigt“. Er wolle irgendwo dort spielen, „wo ich das Vertrauen von den Trainern und den Verantwortlichen spüre“. Wo das letztendlich sei, sei dabei gar nicht so wichtig. „Hauptsache, ich kann auf maximal hohem Niveau Fußball spielen.“
Tobias Jöhren, Jahrgang 1986, hat an der Deutschen Sporthochschule in Köln studiert. Seit 2013 ist er Mitglied der Sportredaktion von Lensing Media – und findet trotz seines Berufes, dass Fußball nur die schönste Nebensache der Welt ist.
