BVB-Leihspieler Passlack: „Ich kannte lange Zeit nur die Sonnenseite“

© imago / Pro Shots

BVB-Leihspieler Passlack: „Ich kannte lange Zeit nur die Sonnenseite“

rnExklusiv-Interview

Felix Passlack kämpft um seine Chance im Profifußball. Im Interview spricht der BVB-Leihspieler über seine Situation bei Fortuna Sittard, Enttäuschungen und einen tierischen Laufpartner.

Dortmund

, 06.04.2020, 08:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Sieben Spieler hat Borussia Dortmund aktuell verliehen. Wie es mit ihnen im Sommer weitergeht, ist angesichts der allgemein im Profifußball gestoppten Transfer-Aktivitäten offen. In unser Serie beleuchten wir, ob sich die Leihgeschäfte des BVB gelohnt haben - und wie die Perspektiven der einzelnen Spieler aussehen. Los geht‘s mit Felix Passlack:


Wie läuft das Leben als Fußballprofi in der Isolation, wenn man den Trainingsplatz und die Kabine nicht zu sehen bekommt?

Ich bin sehr viel zu Hause. Das ist schon ein bisschen ungewohnt. Ich versuche, mich so gut es geht fit zu halten, aber natürlich fehlt die Intensität des Mannschaftstrainings. Bei uns ist Training erst wieder im Mai vorgesehen. Anfang Juni sollen die Liga-Spiele noch absolviert werden. Die Pause ist hier also wahrscheinlich noch länger als in der Bundesliga. Im Moment trainieren wir nur individuell. Wir haben vom Verein ein Laufprogramm bekommen. Nebenbei arbeite ich darüber hinaus mit einem Personal Trainer, um mich fit zu halten.

Sein Profi-Debüt für den BVB gab Felix Passlack im März 2016 in Darmstadt.

Sein Profi-Debüt für den BVB gab Felix Passlack im März 2016 in Darmstadt. © imago / Hartenfelser

Da kann der Tag lang werden, oder? Was macht ein Fußballprofi, wenn er seinem Beruf nicht nachgehen darf?

Ich versuche, viele Aufgaben zu übernehmen, die sonst oft meine Freundin erledigen muss. Ich koche plötzlich viel mehr, ich kümmere mich um die Wäsche, ich versuche mich im Haushalt.


Und? Wie fällt das Zwischenzeugnis aus, das Ihre Freundin Ihnen ausstellt?

(lacht) Ich mache Fortschritte, das darf ich, glaube ich, von mir behaupten.


Julian Brandt hat gerade erklärt, dass er sich momentan selbst zum Grillmeister ausbildet und sich als DJ probiert. Haben Sie auch ein Hobby, dem Sie jetzt mehr Zeit widmen können?

Ich spiele sehr gerne Darts. Da bin ich bei einem niederländischen Verein ja auch nicht so schlecht aufgehoben. Da stecke ich gerade schon mehr Zeit rein. Aber auch ich komme am Daddeln nicht ganz vorbei. Der Fußball Manager auf dem PC steht hoch im Kurs.

Hält Ihr Klub Sie auch irgendwie bei Laune? Oder ist das reine Privatsache?

Das machen wir, mal abgesehen von den Laufplänen, eigentlich selbst. Bei mir kommt dazu, dass meine Freundin und ich einen Labrador haben, der uns gut auf Trab hält. Ich habe also auch einen sehr guten Laufpartner.


Sportlich lief es für Sie vor der Fußball-Pause wegen des Coronavirus richtig gut. Bis auf ein Spiel, in dem Sie gesperrt fehlten, haben Sie bei Fortuna Sittard in jeder Partie von Beginn an gespielt. Haben Sie nach den schwierigen Leihstationen in Hoffenheim und Norwich den Eindruck, dass Sie richtig im Profifußball angekommen sind?

Es fühlt sich so an, ja. Die vielen Spiele hier in Sittard haben mir sehr gut getan. Sie haben es ja angesprochen: Die Zeit in Hoffenheim und in Norwich ist nicht so verlaufen, wie ich es mir erhofft habe, auch wenn mich gerade das Jahr in England schon einen wichtigen Schritt nach vorne gebracht hat. Ich glaube, dass mein Spiel durch die Zeit in England auch ohne viel Einsatzzeit robuster und athletischer geworden ist. Jetzt bin ich erst einmal froh, dass ich es geschafft habe, in der Eredivisie Fuß zu fassen.


Sie haben im Alter von 17 Jahren unter Thomas Tuchel für den BVB in der Bundesliga debütiert, sind noch immer Borussia Dortmunds jüngster Champions-League-Torschütze. Es ging sehr schnell bergauf, als Sie noch ein A-Jugendlicher waren. Dann aber folgten eine Karriere-Knick und schwierige Jahre. Nun läuft es wieder besser. Inwiefern hat sich Ihr Blick auf den Fußball in den vergangenen Jahren verändert?

Ich kannte lange Zeit nur die Sonnenseite des Fußballs. Das ist jetzt anders. Deswegen hat sich meine Sicht auf den Fußball schon verändert. In der Jugend haben wir mit dem BVB fast alles gewonnen. Es hat sich nicht schlagartig verändert, aber irgendwann lief es immer schlechter für mich. Da musste ich durch. Ich denke, dass ich diese Zeit gut überstanden habe. Das Wichtigste war, dass ich mir in dieser Saison selbst gezeigt habe, dass ich es noch kann und dass ich es nicht verlernt habe, auf ganz hohem Niveau Fußball zu spielen.

„Es hat sich nicht schlagartig verändert, aber irgendwann lief es immer schlechter für mich. Da musste ich durch.“
Felix Passlack


Ihr Vertrag bei Borussia Dortmund läuft noch bis 2021, Ihre Leihe nach Sittard endet im Sommer. Wie geht es in der nächsten Saison weiter?

Das ist eine gute Frage. Und die aktuelle Situation rund um das Coronavirus macht die Sache nicht einfacher. Erstmal habe ich einen Vertrag in Dortmund. Entscheidend wird aber sein, dass ich im Sommer den nächsten Schritt nach vorne machen kann und meine persönliche Entwicklungskurve weiter nach oben zeigt.


Ein weiteres Leihgeschäft wäre im Sommer nur möglich, wenn Sie noch einmal beim BVB verlängern würden. Welche Gedankenspiele gibt es diesbezüglich auf Ihrer Seite?

Ich habe wirklich noch nicht zu viel darüber nachgedacht. Ich weiß ja noch nicht einmal, wie es hier mit der Saison weitergeht. Es ist auch noch nicht klar, ob wir die Saison bis zum 30. Juni, wenn mein Vertrag in Sittard ausläuft, zu Ende gespielt bekommen. In meiner Situation wäre es, egal wo es für mich in der nächsten Saison weitergeht, sehr wichtig, dass ich die komplette Vorbereitung absolvieren kann. Das ist mir in Hoffenheim damals zum Verhängnis geworden, als ich erst kurz vor Transferschluss zur Mannschaft gestoßen bin, als die Saison längst lief. Im Moment kann ich aber nur abwarten. Falls die Saison über den 30. Juni hinaus gespielt wird, müsste ich zunächst schauen, wie es mit meinem Vertrag hier in Sittard laufen würde.


Was würde man als Profi denn machen, wenn über den 30. Juni hinaus gespielt wird? Würden Sie die Saison dann gerne zu Ende spielen? Oder würden Sie sagen: Für den nächsten Schritt in meiner Karriere muss ich ab dem 1. Juli weg, um woanders vielleicht früher in die Saisonvorbereitung einsteigen zu können?

Ich finde das extrem schwierig zu beantworten. Noch stellt sich die Frage zum Glück nicht. Auf der einen Seite habe ich Sittard wirklich viel zu verdanken. Sie haben mir in einer schwierigen Phase geholfen, wieder Fuß zu fassen. Auf der anderen Seite, da muss ich auch ehrlich sein, will ich jetzt natürlich so schnell wie möglich den nächsten Schritt in meiner Karriere machen. Hoffentlich werde ich nicht vor die Entscheidung gestellt.

Jetzt lesen

Wie sähe der nächste Schritt in Ihrer Karriere aus, wenn Sie es sich aussuchen dürften?

Ich möchte dort spielen, wo ich das Vertrauen von den Trainern und den Verantwortlichen spüre. Viel Spielzeit ist natürlich ganz wichtig für mich, damit ich mich weiterentwickeln kann und meine Fähigkeiten zeigen kann.