Tuchels Talentschuppen

Die Neuzugänge des BVB und ihre Perspektive

Sechs Neuzugänge für die kommende Saison hat Borussia Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc bereits unter Dach und Fach gebracht. Zeit für ein paar ruhigere Tage? "Urlaub kann man das nicht nennen", sagt Zorc. Es gibt weiter viel zu tun, doch beim Blick auf die künftigen BVB-Spieler bei der Europameisterschaft empfindet er Vorfreude.

DORTMUND

, 23.06.2016 / Lesedauer: 4 min

Die Neuen beim BVB (v.l.): Ousmane Dembele, Raphael Guerreiro, Marc Bartra, Emre Mor, Sebastian Rode und Mikel Merino.

„Das macht doch Lust auf mehr“, meint der 53-Jährige, angesprochen auf Emre Mor und Raphael Guerreiro. Am 4. Juli endet die Sommerpause. Sicher ist schon jetzt, dass die Mannschaft ihr Gesicht verändern wird. Bislang setzten die BVB-Bosse bei ihren Neuverpflichtungen vor allem auf die Komponente Perspektive. „Wir haben einige hoffnungsvolle Talente verpflichten können“, sagt Zorc.

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Die Schwarzgelben dürfen sich dafür auf die Schulter klopfen, Spieler wie den Türken Emre Mor (18) oder Portugals Raphael Guerreiro (22) früh gesichtet und vor der EM unter Vertrag genommen zu haben. Es sei sein Ziel gewesen, das früh zu erledigen, sagt Zorc. „Damit haben wir Planungssicherheit, die Spieler haben den Kopf frei und wir müssen nicht befürchten, dass noch jemand anderes auf den Plan gerufen wird.“ Der Marktwert der zukünftigen Borussen steigt mit jedem guten Spiel.

Die Neuzugänge im Überblick:

Emre Mor (18, vom FC Nordsjaelland, Ablöse 7 Mio. Euro plus Nachzahlungen, Vertrag bis 2021) hatte Borussias Bosse bei der Sichtung verzückt – ähnlich wie die internationale Fußballgemeinde bei den (Kurz-)Auftritten von Mor für die Türkei bei der EM in Frankreich. Schnell, trickreich und wendig, in der Offensive vielseitig und auch als „falsche 9“ einsetzbar. „Hochveranlagt“, sagt Zorc, und es sei beeindruckend gewesen, wie der Teenager mit der Drucksituation umgegangen sei. „Er lebt von seiner Unbekümmertheit.“ Die Bundesliga wird für den in Dänemark aufgewachsenen Jungen eine Herausforderung. Er ist eine Investition in die Zukunft, die früher beginnen könnte als gedacht.

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Raphael Guerreiro (22, vom FC Lorient, 12 Mio., Vertrag bis 2020) kann auf der linken Seite richtig gut Fußball spielen. Ein Allrounder, der ebenso kreativ wie kampfeslustig und lauffreudig auftritt. In Frankreich groß geworden, spielt er für die Nationalelf des Heimatlandes seines Vaters. Den Portugiesen fehlte Guerreiro nach „starken Spielen“ (Zorc) angeschlagen in der letzten Vorrundenpartie.

Marc Bartra (25, vom FC Barcelona, 8 Mio., Vertrag bis 2020) steht im spanischen EM-Kader, blieb aber bislang ohne Einsatz, weil er sich hinter den Routiniers Gerard Piqué vom FC Barcelona und Sergio Ramos von Real Madrid anstellen muss. Stammspieler war er auch beim FC Barcelona nicht. Dennoch ist er weiter entwickelt als ein Talent. Neben den klassischen Ansprüchen an einen Innenverteidiger verfügt Bartra auch über ein gutes Repertoire an Pässen für die Spieleröffnung. „Dieses Team passt zu mir wie der Ring am Finger. Wegen des ballorientierten, druckvollen Spielstils“, erklärte Bartra seinen Wechsel zum BVB. „Er ähnelt dem von Barca und der spanischen Nationalmannschaft.“

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Sebastian Rode (25, vom FC Bayern München, 12 Mio., Vertrag bis 2020) erfüllt sich nach eigener Aussage einen Kindheitstraum, er ist ein echter BVB-Fan. Bei den Bayern fehlte ihm eine Perspektive, in Dortmund soll er neben seinen nicht zu unterschätzenden spielerischen Qualitäten auch mit Dynamik und Zweikampfstärke auftrumpfen. Er sei „auch charakterlich ungemein wertvoll“, betonte Zorc bei Rodes Verpflichtung. Ein Tick Aggressivität und Robustheit hatte zuletzt in wichtigen Momenten gefehlt.

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Ousmane Dembele (19, von Stade Rennes, 15 Mio., Vertrag bis 2021) hatten auch andere internationale Topklubs auf den Wunschzetteln. Er entschied sich für den BVB, der dribbelstarke und beidfüßige U 21-Nationalspieler Frankreichs erklärte auch, warum: „Die Art, wie sie sich um mich bemüht und mir das Gefühl gegeben haben, dass ich wichtig bin und sie mich wirklich haben wollen, hat mich überzeugt“, sagte er. Dembele fühlt sich vorne rechts wie links zuhause. Zwölf Tore und fünf Vorlagen in seiner ersten kompletten Saison in der Ligue 1 stehen auf seinem Empfehlungsschreiben.

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Mikel Merino (20, von Osasuna Pamplona, 3,75 Mio., Vertrag bis 2021) soll eine Alternative in der zentralen Defensive werden. Ob im Mittelfeld oder in einer Dreierkette, muss sich zeigen. Gerade ist er mit seinem Heimatklub in die erste Liga aufgestiegen und entpuppte sich in den finalen Spielen sogar als ungeahnt torgefährlich. Das Talent nach klassischer spanischer Prägung verkündete selbstbewusst, dass es nicht zum BVB wechsle, „um auf der Ersatzbank zu sitzen“.

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