Die BVB-Schonfrist unter Kovac ist abgelaufen An diesem Team kann man nur verzweifeln

Die BVB-Schonfrist unter Kovac ist abgelaufen: An diesem Team kann man nur verzweifeln
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Noch in Barcelona, wo Borussia Dortmund am Morgen nach dem 0:4 gegen Hansi Flicks Katalanen noch das Spielersatz-Training abhielt, hat sich Trainer Niko Kovac seine Mannschaft zur Brust genommen. Deutliche Worte seien gefallen, gestand Kapitän Emre Can, dazu gab es schmerzhafte Bilder in Video-Sequenzen, die das zum Teil krasse Fehlverhalten in etlichen Spielsituationen schonungslos aufdeckten.

An diesem BVB kann man nur verzweifeln

Nachdem der Trainer die ersten Wochen seiner BVB-Zeit unter das Motto des gegenseitigen Kennenlernens gestellt hatte, viel Lob verteilte und Kritik sehr sparsam dosierte, ist die Schonfrist nun auch öffentlich erkennbar abgelaufen. Und wie auf Bestellung funktionierte es in München nur drei Tage später deutlich besser. „Wir haben eine Reaktion gezeigt“, meinte Can, „das war nach dem Mittwoch sehr wichtig.“

Worüber ganz Dortmund auch nach dem verdienten 2:2 in München und nicht zum ersten Mal rätselt: Warum benötigt diese Ansammlung guter und charakterlich doch eigentlich unauffälliger Fußballer in unschöner Regelmäßigkeit den berühmten Tritt in den Allerwertesten, damit sie sich zu ordentlichen Leistungen aufraffen kann? Und warum sind Spiele wie das am Mittwoch, unter Flutlicht, in einem historischen Stadion und in einem Viertelfinale des wichtigsten Vereinswettbewerbs, nicht Motivation genug, um sich die Lunge aus dem Leib zu rennen, den Gegner zu verfolgen, keinen Ball verloren zu geben und um jeden bedingungslos zu fighten? Wer dann danach Partien wie die am Samstag sieht, mit mindestens kompakten und weitgehend stabilen ersten 45 Minuten und einem mutigen, bissigen und spielerisch ansehnlichen zweiten Durchgang, der kann an diesem Team eigentlich nur verzweifeln.

BVB-Rechenspiele im Saison-Endspurt

Was noch bleibt nach diesem Spiel: Erstens hat Borussia Dortmund erstmals seit Jahren beide Bundesliga-Partien einer Saison gegen den Rekordmeister nicht verloren. Das gelang letztmals tatsächlich in der Double-Saison 2011/12. Zweitens: Der BVB hat einen Bonuspunkt geholt, der intern in den Rechenspielen der Saisonendphase als unabdingbar ausgerufen worden war, um auf den letzten Drücker doch noch ins internationale Geschäft einzuziehen.

Deckt man über das Debakel in Barcelona gnädig den Mantel des Schweigens, stimmt die Richtung seit einigen Wochen. Drei Partien in Serie hat der BVB in der Bundesliga nicht mehr verloren, nun folgt die nächste Woche mit Schlüsselspielen. Es verbiete sich, dem Rückspiel gegen Barcelona am Dienstag keinen großen Wert beizumessen, „auch wenn wir realistisch bleiben müssen“, meinte Geschäftsführer Lars Ricken. „Sich gut zu verkaufen, sind wir unserem Heimpublikum und allen Fans schuldig. Und es ist wichtig, im Flow zu bleiben.“ Danach folgt das Heimspiel gegen Mönchengladbach, das Überraschungsteam schlechthin neben den Mainzern. Und eine Mannschaft, die der BVB noch überholen muss, wenn es was werden soll mit einem internationalen Wettbewerb.

Unerklärliche Ausschläge beim BVB

Viel ist noch zu klären, erst in fünf Wochen sieht Borussia Dortmund klarer. Dann wird sich der Klub auch der Frage widmen müssen, warum so viel daneben gegangen ist in dieser Saison, warum es zu viele von diesen unerklärlichen extremen Ausschlägen gab. Eine Idee habe er schon, „es gibt Erklärungsansätze“, meinte Ricken, nur sei jetzt noch nicht die Zeit für eine Generalanalyse. Aufzuarbeiten gibt eine ganze Menge – erst Recht nach Spielen wie dem 2:2 in München, wo Borussia Dortmund in vielen Phasen zumindest andeutete, dass aus diesem Kader mehr herauszuholen sein müsste als nur Platz acht.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 13. April 2025.