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Die Beleidigungen einiger BVB-Ultras schaden dem Klub - und den eigenen Zielen
Kommentar
Ultras sehen sich als Fußball-Traditionalisten. Mit den wiederholten Beleidigungen gegen Dietmar Hopp fahren einige BVB-Fans jedoch einen Egotrip. Sie schaden dem Klub - und ihren eigenen Zielen.
Sie singen, Borussia Dortmund sei ihr ganzes Leben und ihr ganzer Stolz. Und dann schaden dieselben Fans ihrem Herzensverein durch ihr provokantes Verhalten bis zum Äußersten. Das ist nichts anderes als ein Egotrip und ein Bärendienst an der BVB-Familie. Ihrem eigenen hohen Anspruchsdenken werden diese Ultras nicht gerecht.
Auswüchse des modernen Fußballs sind zu kritisieren
Es ist natürlich erlaubt und sogar geboten, die vielen Auswüchse des modernen Fußballs zu kritisieren. Aber einzelne Personen aufs Primitivste zu beleidigen, ist eben verboten. Im Fußballjargon und unter Fans darf das Vokabular auch mal etwas rauer ausfallen, und wer sich wie Dietmar Hopp in die Öffentlichkeit begibt, muss auch mal Gegenwind aushalten. In aller Öffentlichkeit als Hurensohn beschimpft zu werden, das muss er nicht ertragen.
Es lässt sich trefflich streiten, ob nicht Hopp selber mit all den Anzeigen und Strafverfahren wesentlich zur Eskalation beiträgt. Jahrelang hatte sich die Aufregung um den Mäzen spür- und sichtbar beruhigt, bis er Klagewellen losschickte. Er wäre wohl besser beraten gewesen, die nachlassenden Schmähungen dickhäutig zu ignorieren. Stattdessen flammte der Konflikt neu auf.
Tradition des Fußballs steht auf dem Spiel
Von den Ultras aus Dortmund, Köln, Berlin oder Gladbach erwartet niemand, dass sie das gesellschaftliche Engagement von Hopp würdigen, ob im Kraichgau oder in Afrika, in der Kultur oder in der Klimapolitik. Das wirtschaftliche Modell und das Mäzenatentum in Hoffenheim kritisch zu hinterfragen, bleibt eine wichtige Angelegenheit, die medial zu oft vernachlässigt wird. Auch Red Bull Leipzig, VW Wolfsburg oder Bayer Leverkusen stehen für diesen „modernen Fußball“, in dem sich Konzerne oder Einzelpersonen via Sport Aufmerksamkeit über Umwege erkaufen können. Damit steht viel von der Tradition des Fußballs auf dem Spiel.

Wird immer wieder verbal angegriffen: Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp. © imago/Michael Weber
Die Diskussionen und der Kampf um das Kulturgut Fußball müssen also geführt werden. Wer sich dabei im Ton vergreift, trägt jedoch nicht zu einer inhaltlichen Klärung bei. Im Gegenteil: Wer „Hurensohn“ schreit, diskreditiert sich selbst. Ein Eigentor für die eigenen Ziele - und ein Eigentor für den eigenen Klub.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
