DFL verteilt TV-Milliarden neu: BVB-Boss Watzke sieht „schmerzhaften Kompromiss“
Borussia Dortmund
Die TV-Milliarden werden von der DFL künftig gleichmäßiger unter den 36 Profi-Klubs der Bundesliga verteilt. Finanzielle Branchenführer bleiben Bayern München und Borussia Dortmund - mit Abschlägen.

Finanzielle Branchenführer bleiben Bayern München und Borussia Dortmund. © imago / M.i.S.
Bei der Neuregelung des Verteilerschlüssels der rund fünf Milliarden Euro an Vermarktungs-Einnahmen wolle die Deutsche Fußball Liga in den kommenden beiden Spielzeiten vor allem die Auswirkungen der Corona-Pandemie abfedern, sagte Liga-Geschäftsführer Christian Seifert am Montag in Frankfurt am Main.
„Die vergangene Saison war nur ein laues Lüftchen. Jetzt kommt der Sturm. Wir erwarten im Profifußball bis zum Sommer 2022 einen Umsatzrückgang von voraussichtlich zwei Milliarden Euro“, sagte Seifert nach der dreieinhalbstündigen Mitgliederversammlung und malte ein düsteres Zukunftsbild. „Vor diesem Hintergrund haben wir den neuen Verteilerschlüssel mit acht Ja-Stimmen und einer Enthaltung verabschiedet. Es ist kein spektakulärer, aber ein vernünftiger Beschluss, der das Potenzial hat, die Liga zusammenzuhalten.“
Die DFL setzt künftig auf ein Vier-Säulen-Modell
In den beiden Jahren danach, also ab 2023, solle dann der Leistungsgedanke, die Nachwuchsförderung und das Interesse an den jeweiligen Klubs etwas stärker gewichtet werden. Basis für die Ausschüttung aus der Vermarktung der nationalen Medienrechte in den Spielzeiten 2021/22 bis 2024/25 ist ein neues Vier-Säulen-Modell.

Basis für die Ausschüttung aus der Vermarktung der nationalen Medienrechte in den Spielzeiten 2021/22 bis 2024/25 ist ein Vier-Säulen-Modell. © DFL
Die Kategorie „Gleichverteilung“ macht in den ersten beiden Jahren 53 Prozent der Einnahmen aus, danach sind es noch 50 Prozent. Die Leistung der vergangenen fünf Spielzeiten wird zunächst mit 42 Prozent, dann mit 43 Prozent gewichtet. Die Restsumme speist sich laut DFL aus den Säulen „Nachwuchs“ und „Interesse“.
BVB-Boss Watzke zu TV-Geldern: „Schmerzhafter Kompromiss“
BVB-Boss Hans-Joachim Watzke erklärte: „Die Entscheidung des DFL-Präsidiums über die Verteilung der Fernsehgelder stellt für die Spitzenklubs einen schmerzhaften Kompromiss dar.“ Dieser sei vor dem Hintergrund der Covid19-Pandemie und aus Solidaritätsgründen aber unumgänglich und daher auch richtig. Ersten Schätzungen zufolge muss der BVB in der Spielzeit 2021/22 mit rund zehn Millionen Euro weniger kalkulieren.
Dem neuen Verteilungsschlüssel war eine intensive Debatte vorausgegangen. „Während des gesamten Prozesses hat sich die weit überwiegende Zahl der Klubs der Bundesliga sowie der 2. Bundesliga sehr kollegial und fair gezeigt“, sagte Watzke. „Mein Dank geht an das DFL-Präsidium, das als Mittler zwischen den unterschiedlichen Interessen der Klubs seine Feuertaufe bestanden hat.“
DFL-Chef Seifert: „Spreizung wird garantiert abnehmen“
Auch die internationalen Erlöse werden nach einem neuen Schlüssel verteilt, der den jüngsten Streit unter den Klubs beenden soll. „Die Spreizung wird garantiert abnehmen im nationalen und internationalen Bereich“, sagte Seifert.
Zudem will sich die DFL intensiver mit dem Einstieg von internationalen Finanz-Investoren beschäftigen. Gespräche soll es von Februar an geben. „Wenn sich die Klubs dazu entscheiden sollten, dann nicht deshalb, weil man jetzt kurzfristig Geld braucht, sondern weil man besser aufgestellt sein will für die Zeit nach der Covid-Pandemie“, sagte Seifert.
Einstieg von internationalen Finanz-Investoren möglich
Bei der Investoren-Frage geht es um den Verkauf von Anteilen an einer DFL-Tochtergesellschaft für die internationale Vermarktung. Die DFL hatte bereits angekündigt, Informationsgespräche mit an Minderheitsanteilen interessierten Unternehmen aus dem Bereich „Private Equity“ vorzubereiten.
Von dpa