Der BVB würde gerne mit Raphael Guerreiro verlängern. © picture alliance/dpa

Borussia Dortmund

Der BVB will mit Raphael Guerreiro verlängern – aber ein Makel bleibt

Raphael Guerreiro ist einer der besten Techniker im BVB-Team. Seine Vertragsverlängerung könnte in diesem Frühjahr zur Schlüsselpersonalie werden – auch wenn er einen „Makel“ nicht verbergen kann.

Dortmund

, 26.01.2022 / Lesedauer: 4 min

Im Sommer 2019 musste Borussia Dortmund eine ähnliche Situation auflösen, wie sie sich auch in wenigen Monaten nun wieder darstellen könnte. Damals galt lange Zeit als sicher, dass Raphael Guerreiro den BVB verlassen würde. Verhandlungen mit dem Portugiesen waren zu keinem Ergebnis gekommen, sein Vertrag lief nur noch ein Jahr bis zum 30. Juni 2020, dazu gab es ein verbrieftes Interesse von Thomas Tuchel, der seinen ehemaligen Zögling zu Paris. St. Germain lotsen wollte. Und auch der damals noch große FC Barcelona soll angeblich am Dortmunder Linksverteidiger interessiert gewesen sein.

Guerreiro verlängerte zunächst nicht. Aber er verließ auch nicht den Klub, der ihn drei Jahre zuvor vom FC Lorient nach Dortmund gelotst hatte. Und im Oktober 2019 konnte Sportdirektor Michael Zorc etwas überraschend verkünden, dass man nicht nur die Gespräche mit Guerreiro wieder aufgenommen habe – es wurde sogar eine Einigung erzielt. Der Vertrag des heute 28-Jährigen wurde um drei Jahre verlängert, läuft also nun bis Juni 2023, was Borussia Dortmund zum Ende der laufenden Saison wieder in einen Handlungszwang bringt.

Nico Schulz kann beim BVB Raphael Guerreiro nicht das Wasser reichen

Als die Borussia noch davon ausgegangen war, dass Raphael Guerreiro wohl nicht lange mehr das schwarzgelbe Trikot tragen würde, schaute man sich gleich nach einem Ersatzmann um und wurde bei der TSG Hoffenheim fündig. Nico Schulz unterschrieb gleich für fünf Jahre, es war dann allerdings eine Win-Win-Situation, dass Linksverteidiger Guerreiro doch noch blieb.

Denn zum einen hätte ihn der damalige Trainer Lucien Favre ohnehin gern weiter vorne eingesetzt, dazu kristallisierte sich aber auch schnell heraus, dass Schulz mit großen Anpassungsproblemen zu kämpfen hatte – die bis heute anhalten. So blieb Guerreiro der unangefochtene Stamm-Linksverteidiger, wobei man ihn so eigentlich ja gar nicht mehr benennen kann. Seine großen Stärken spielt der Portugiese dann aus, wenn er sich auf dem Rasen deutlich weiter vorne austoben darf.

BVB-Profi Guerreiro steht gerne extrem hoch

Im modernen Fußball stehen die Außenverteidiger der Abwehrkette extrem hoch. Das ist auch in Dortmund unter Trainer Marco Rose so. Guerreiro mag das. Er liebt das Spielerische, wenn der BVB mit unzähligen Kurzpass-Kombinationen den Weg nach vorne bestreitet, dann ist immer auch beeindruckend zu erkennen, wie technisch stark der 28-Jährige mit dem Ball am Fuß ist. Guerreiro sei ein „Unterhaltungskünstler“, hat ihn das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ mal in einer Geschichte über Guerreiro und Thomas Meunier betitelt, in der es allerdings auch darum ging, dass ihm, der gern den Weg nach vorne geht und für kreative Elemente im Spiel der Borussia zuständig ist, auch ein gewisser Makel anhafte. Denn bei allem Unterhaltungswert zeigt Raphael Guerreiro zu regelmäßig Schwächen auf seiner eigentlich angestammten Position.

Raphael Guerreiro sammelte in der laufenden Saison bereits fünf Scorerpunkte. © Hoffmann, Marvin Karsten

Auch die aktuelle Saison hat gezeigt, dass aus Guerreiro wohl kein Spieler mehr werden wird, der sprichwörtlich den Rasen umpflügt. Im 4-3-3, in dem er bei Ballbesitz eher das verkörpert, was man ganz früher mal „linker Läufer“ nannte, fällt immer wieder auf, dass sich Raphael Guerreiro gegen den Ball den ein oder anderen Meter zu offensiv postiert – und damit Dortmunds linke „Flanke“ öffnet.

Raphael Guerreiro vernachlässigt beim BVB oft die Defensive

Anders als ein Meunier, der auf der rechten Seite nicht nur im Vollsprint nach vorne geht, sondern mit dem gleichen Elan auch den Weg zurück macht, offenbart der in Frankreich aufgewachsene Portugiese in diesem Punkt ein gewisses „laissez-faire“ – nicht umsonst gab es vor zwei Jahren zwischen Guerreiro und Lucien Favre auch mal eine Diskussion darüber, ob nicht die Umstellung auf eine Dreier/Fünferkette dem Spiel des Portugiesen mehr entgegenkommen würde. Als Favre sich tatsächlich – aber nicht nur wegen Raphael Guerreiro – zur Systemänderung entschloss, blühte der regelrecht auf.

Weil Linksverteidiger in Kombination mit einer edlen Ballbehandlung auch heute rar und teuer sind, ist das Ziel klar benannt: Der BVB würde mit Raphael Guerreiro gern weiter zusammenarbeiten, das hat man der Spieler-Seite nach Informationen der Ruhr Nachrichten auch schon klar zu verstehen gegeben. Daran ändert auch die latente Verletzungsanfälligkeit des Portugiesen nichts.

BVB-Profi Guerreiro steht an einem wichtigen Punkt

Ähnlich wie bei Manuel Akanji steht Guerreiro heute allerdings an einem wichtigen Punkt seiner Spielerkarriere. Auch aus familiären Gründen fiel vor gut zwei Jahren die Entscheidung, in Dortmund zu verlängern. Seine Kinder gehen hier zur Schule, bringen den Eltern nebenbei Deutsch bei, wie er einmal in einem Interview verriet, „die Familie fühlt sich insgesamt hier sehr wohl.“ An diesem Status Quo dürfte sich nicht viel verändert haben. Doch wie Akanji muss Raphael Guerreiro für sich klären, ob nicht jetzt der Zeitpunkt perfekt wäre, noch einmal ein neues Kapitel aufzuschlagen.

Wie schwierig die Gespräche mit dem Dortmunder Linksverteidiger diesmal verlaufen, darüber lässt sich Sportdirektor Zorc nichts entlocken. Den Stand aktueller Vertragsgespräche werde er bestimmt nicht in der Öffentlichkeit thematisieren, an dieses Credo hält sich Zorc seit Jahren.

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Unstrittig ist aber, dass Zorc und sein Nachfolger Sebastian Kehl derzeit noch viele lose Fäden in der Hand halten – auch, was die Personalie Raphael Guerreiro anbelangt. Den Vertragsgesprächen mit dem Portugiesen könnten in diesem wegen einiger weiterer noch ungeklärter Personalien (Akanji, Zagadou, Haaland) wichtigen Frühjahr eine Schlüsselrolle mit Signalwirkung zukommen.

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