Der BVB verfolgt im Jahr 2017 große Ziele
Tuchels klare Vorgabe
Himmel hoch jauchzend, zu Tode betrübt: Thomas Tuchel durchlebte während der kurzen Wintervorbereitung die ganze Bandbreite der Emotionen, mit extremen Ausschlägen nach oben und unten. Vor dem Start bei Werder Bremen konnte Borussia Dortmunds Trainer Fortschritte registrieren, doch es geht nicht so schnell vorwärts, wie er sich das erhofft hatte. Dazu bleibt dem BVB das Verletzungspech zu sehr treu.

BVB-Trainer Thomas Tuchel will seine Mannschaft weiter stabilisieren.
Auch der vergangene Dienstag war kein uneingeschränkt positiver Tag für Tuchel und Borussia Dortmund. Das letzte Vorbereitungsspiel in Paderborn stand ganz im Zeichen des Härtetests für Marco Reus, und Tuchel hätte später glücklich bilanzieren können, dass Reus ihn bestanden hatte. Und dass seine Sorgen nach einigen Rückschlägen für Reus während des Trainingslagers im spanischen Marbella dann doch unbegründet waren.
Reus gibt Entwarnung
Reus hatte während der neun Tage an der Costa del Sol einige Einheiten verpasst, er hatte nach dem 4:1-Testspielerfolg gegen Eindhoven über muskuläre Beschwerden geklagt und daraufhin volle fünf Tage nicht mit der Mannschaft auf dem Platz gestanden. Seinen Trainer hatte er zu beruhigen versucht, doch das gelang nur in Ansätzen. Tuchel, wie alle anderen bei Borussia ob der besonderen Verletzungshistorie bei Reus besonders sensibilisiert, schlief nicht gut in diesen Tagen.
Dass Reus in Paderborn keine Beschwerden erkennen ließ, war die Positiv-Nachricht des Abends. Dass er sich zwar in Zweikämpfen zurückhielt an dem Ort, wo er vor zwei Jahren schwer verletzt worden war, das war unverkennbar, allerdings auch verständlich. Aber in seinen Bewegungen, bei Spurts und Dribblings, da wirkte der 27-Jährige frei.
Wie ein roter Faden
Tuchel hätte sich bestimmt darüber erfreut gezeigt, aber auch dieser Tag ging nicht ohne Rückschlag vorbei. Sven Benders erneute Verletzung trübte die gute Laune nach dem 6:1. Die Verletzungsseuche, die sich wie ein roter Faden durch die Hinrunde zog, sie scheint den BVB auch im Jahr 2017 zu verfolgen. Für den Auftakt in Bremen bangt der Trainer auch noch um die angeschlagenen Sokratis und Ousmane Dembele - Schlüsselspieler für Dortmunds Thomas Tuchel.
Doch der BVB geht unabhängig von personellen Nackenschlägen mit einer klaren Zielvorgabe in die Restsaison, die in diesem Jahr kurioserweise mit dem letzten Hinrundenspiel beginnt und dann in einer Woche in Mainz mit der ersten Rückrundenpartie fortgesetzt wird: Die direkte Qualifikation für die Champions League ist die Messlatte, die es zu überspringen gilt. Das wurde dem Trainer während der Hinrunden-Analyse kurz vor Weihnachten auch explizit noch einmal mitgeteilt.
Klettertour auf die Fahnen geschrieben
Dem Selbstverständnis eines Vereins, der in den vergangenen zehn Jahren kometenhaft aufgestiegen ist zur zweiten deutschen Großmacht neben dem FC Bayern, der in dieser Zeit zwei Meisterschaften und den Pokalsieg feierte, hat es nicht entsprochen, dass Vereine wie Hoffenheim, Berlin oder Frankfurt in der Tabelle aktuell vor dem BVB rangieren. Ganz zu schweigen von RB Leipzig, wobei dem Aufsteiger aus dem Osten durchaus zugestanden wird, dass er sein Geld sinnvoll eingesetzt hat und gute Arbeit leistet.
Die Klettertour in der Tabelle hat sich auch die Mannschaft auf die Fahnen geschrieben. Mehr Konstanz soll her, weniger Ausschläge nach unten, weniger Gegentore, zielstrebigeres Ausnutzen der eigenen guten Möglichkeiten - all diese Wünsche haben die Spieler formuliert und auch eingestanden, dass in den 16 Spielen vor der Winterpause der Ertrag nicht der Qualität des Kaders entsprach.
Kleine Schritte
Die Vorbereitung hat allerdings gezeigt, dass die Schritte hin zu mehr Effektivität und Stabilität im eigenen Spiel kleiner ausgefallen sind als erhofft. Als Tuchel seine Mannschaft vor Beginn des Trainingslagers zur Leistungsdiagnostik bat, bekam er bei der Abreise nach Spanien erfreuliche Resultate dieser Tests geliefert. Gerade Spieler wie Reus, die lange gefehlt hatten, hatten die Feiertage genutzt, um intensiv an ihrer Fitness zu arbeiten.
Das versprach für die Tage unter spanischer Sonne effektives Arbeiten und gute Trainingsbedingungen. Doch von den 30 Spielern, die er mit nach Marbella nahm, fielen zu oft wichtige Kräfte aus oder mussten kürzer treten. Sorgen bereitet weiter die defensive Anfälligkeit. Sokratis als Innenverteidiger Nummer eins wird in Bremen wohl nur von der Bank kommen, das hat Tuchel nach dem Spiel in Paderborn angedeutet.
Abstimmungsprobleme weiterhin erkennbar
Bender, der nach der Vorbereitung als Nebenmann des Griechen die besten Karten hatte, fällt nun wieder aus. Marc Bartra war auch in den Tests nicht frei von seinen bekannten Fehlern. Der Abstimmungsprozess zwischen den Spielern der Kette und den Vorderleuten läuft wegen der vielen personellen Rückschläge nur schleppend, „die einfachen Fehler im Mittelfeld und in der Defensive zu minimieren, das gelingt uns nicht konstant“, gibt Tuchel zu.
So ruht die Hoffnung vor allem auf der exzellent besetzten Offensive, der es aber in der Hinrunde anders als im Vorjahr nicht im gleichen Maße gelang, defensive Schwächen zu kompensieren. Im ersten Tuchel-Jahr kassierte Borussia Dortmund bis zum gleichen Zeitpunkt sogar noch mehr Tore, schoss aber auch deutlich mehr und stand dementsprechend besser da.
Viertelfinale als Minimalziel
Große Ziele verfolgt der BVB auch in den Pokalwettbewerben. In der Champions League hat Dortmund in der Gruppenphase gezeigt, zu welchen Leistungen dieser Kader imstande ist. Die Gruppe vor Real Madrid, dem amtierenden Titelträger, zu beenden, das hätten nicht alle der Borussia zugetraut. Benfica Lissabon als Achtelfinal-Gegner ist eine hohe, aber sicher keine zu hohe Hürde, intern wird das Viertelfinale als Minimalziel angepeilt.
Im deutschen Pokal heißt das Ziel erneut Berlin - Borussia Dortmund möchte das Finaltrauma in der Hauptstadt, wo die letzten drei Endspiele alle und zum Teil sehr unglücklich verloren gingen, endlich besiegen.
Spannende Monate
Es werden also spannende Monate für den BVB. Monate, die auch darüber entscheiden werden, ob mit dem Trainer in der Sommerpause über eine Vertragsverlängerung gesprochen wird. Thomas Tuchel muss beweisen, dass er seine Mannschaft auf das nächste Level bringen kann.
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