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Der BVB im Fußballhimmel: Edin Terzic als Vater des Erfolgs
Meinung
Der Fußballhimmel leuchtet in Schwarz und Gelb: Mit dem Triumph im DFB-Pokal krönt Borussia Dortmund die Rückkehr zu den BVB-Tugenden. Ein Vater des Erfolgs: Trainer Edin Terzic
Was für ein Triumph! Borussia Dortmund feiert zum fünften Mal in der Vereinsgeschichte den Sieg im DFB-Pokal. Der erste Titel für den Klub seit 2017 hat viele Väter. An vorderer Stelle: Trainer Edin Terzic.
Der BVB präsentiert sich leidenschaftlich wie in besten Zeiten
In seinen fünf Monaten hat er es vom No-name-Interim zum Anführer einer Wiederbelebung schwarzgelber Tugenden gebracht, die kaum jemand für möglich gehalten hat. Intensität, Siegeswille und Gier gehören wieder so selbstverständlich zu dieser Mannschaft wie ihre Fußballkunst und die unerlässliche Kampfkraft. Ein BVB 2.0, wie wiedergeboren. Und so nervig die ewigen Klopp-Vergleiche an mancher Stelle auch sein mögen: In den vergangenen Wochen spielte eine Borussia, mit der sich Verein und Fans wieder identifizieren, leidenschaftlich wie in besten Zeiten. Der Weg dahin mag steinig und auch von Rückschlägen geprägt gewesen sein. Am Himmelfahrtstag führte er den BVB in den gefühlten Fußballhimmel.
Was Terzic außergewöhnlich macht, sind seine Loyalität, seine Empathie und sein schwarzgelbes Herzblut. Sich in der Stunde des Erfolgs ebenso euphorisch wie demütig und bescheiden zu zeigen, ist im Fußballgeschäft leider eine Seltenheit geworden. Da wirkt der 38-jährige Ur-Borusse manchmal wie ein Gegenentwurf zum Zeitgeist, zu lieb für die Branche. Doch das kümmert ihn zurecht nicht. Sein Stil hat den Erfolg und die Emotionen zurückgebracht. Für die Fans ist er: einer von ihnen.
Der BVB hat gerade noch rechtzeitig die Kurve gekriegt
Terzic mag als Trainer tatsächlich viel zu fähig und talentiert sein für die zweite Reihe, in die er im Sommer zurücktreten will. Aber, und das ist entscheidend: Er ist sich nicht zu schade dafür. Gerade diese dienende Einstellung - die Einordnung in den gesamten Klub, der größer ist als seine Protagonisten -, hat auf der Zielgeraden dieser Serie die Trendwende ermöglicht.
Denn sportlich hat der BVB gerade noch rechtzeitig zur alles entscheidenden Saisonphase die Kurve gekriegt. Die Belohnung: der golden glitzernde DFB-Pokal und das veritable Zeichen, dass mit der Borussia auch bei den höchsten Zielen (wieder) gerechnet werden muss. Der exklusive Kader hat bei allen Schwächen, die er sich mitunter geleistet hat, endlich wieder geliefert. Der bislang „untertitelte“ Marco Reus leistete einen immensen Beitrag, für Lukasz Piszczek endet eine legendäre schwarzgelbe Karriere mit dem dritten Pokaltriumph. Eine Reihe junger Hüpfer kostete zum ersten Mal den Nektar des süßen Erfolgs.
Die Stimmung in Dortmund ist so gut wie vielleicht seit Jahren nicht
Welche Auswirkungen das hat, müssen die nächsten Wochen zeigen. Ein gemeinsamer Titelgewinn schweißt zusammen, die ausgelassene Jubelfeier in Berlin wird auch den umworbenen Superstars wie Erling Haaland und Jadon Sancho nachhaltig vor Augen führen, dass man mit Borussia Dortmund metallene Meriten erobert kann. Die Stimmung im Team ist so gut wie vielleicht seit Jahren nicht.
Der einzige bittere Beigeschmack: Mit Fans im Stadion, mit einem Korso auf den Straßen der Fußball-Hauptstadt Dortmund wäre dieser Cup-Coup ausgelassener, enthusiastischer gefeiert worden. Den Erfolg und seinen Wert schmälert dieser Wermutstropfen in keiner Weise.
Zwei BVB-Siege für die Champions-League-Qualifikation
Doch noch ist das Arbeitsjahr nicht beendet. Es wird vermutlich zwei weitere Siege benötigen, um auch die erneute Qualifikation für die Champions League zu fixieren. Mit dem Rückenwind des Pokalerfolgs sollte das gelingen. Dann könnte ein Fazit lautet: Nicht alles gut, aber ganz schön viel.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
