Der BVB hat ein neues Bundesliga-Team Dafür muss der Klub etliche Spieler verpflichten

Der BVB spielt in der Virtual Bundesliga: Borussia Dortmund erweitert eSports-Strategie
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Noch bis vor zwei Jahren galt das Veto bei Borussia Dortmund als quasi unumstößlich. Schwarzgelbe Sportler an Spielekonsolen, eine Mannschaft in der virtuellen Bundesliga, die Fifa XY gegen andere Klubs spielt? Schwer vorstellbar. „Wir konzentrieren uns auf unser Kerngeschäft“, lautete immer die Ansage von Geschäftsführer Carsten Cramer. Inzwischen hat sich die Ausgangslage verändert.

Umdenken beim BVB

„In den 2010er-Jahren hätten wir noch gesagt, dass sich eFootball für uns nicht echt anfühlt“, weiß auch Alexander Mühl. Der BVB-Direktor für Marketing und Digitalisierung zeigte auf dem Branchenkongress Spobis in Düsseldorf den Gedankengang nach, der bei Borussia Dortmund zu einem Umdenken geführt habe. Den Weg von den Gründervätern bis zu den Gamern, der Konsole und Fankultur vereinbaren kann.

Gestartet hat die Borussia ihre Aktivitäten 2019/20 beim eFootball „mit dem klaren Fokus auf Entertainment – eng am klassischen, physischen Sport orientiert“. Die erfolgreichsten Youtube-Videos des BVB machten zu 20 Prozent die Clips aus, in denen die Verbindung des digitalen Kicks mit den echten Kickern des Vizemeisters gelinge. „Unfassbar viel Reichweite“ generiere man auf diesen Kanälen, berichtete Mühl. Mit 140.000 Followern bei Instagram und 110.000 bei Twitch erreiche man eine neue, sehr große und junge Zielgruppe und etabliere parallel im virtuellen Bereich eine niedrige Einstiegshöhe für Sponsoren. „Das ist ein hoch attraktives Engagement und sicher kein Zuschussgeschäft für uns“, sagte Mühl.

Der BVB steigt in die "Virtual Bundesliga" ein.
Der BVB steigt in die „Virtual Bundesliga“ ein. © BVB

Das Gesamtkonzept, diese Sparte zu erproben, behutsam wachsen zu lassen und die „Community“ erst einmal kennenzulernen, habe sich ausgezahlt und den Klub im Vorgehen bestärkt. „Wir haben eFootball als Instrument der Fanbindung begriffen“, betont Mühl, und das zahle sich aus. Bei einem der ersten zwei kompetitiven Turniere seien 150.000 Spieler auf der Registrierungsseite gelandet, immerhin 2000 hätten sich mit ihren Daten beim BVB eingeloggt. Die Gewinner der Vorausscheidungen auf allen Kontinenten wurden eingeflogen, um vor Ort den Wettbewerb in Fifa 23 offline auszuspielen.

Virtual-Bundesliga-Einstieg logischer Schritt

Nach dieser Aufbauarbeit sei nun der Einstieg in die Virtual Bundesliga (VBL) ab der Saison 2023/24 der nächste logische Schritt. „Wir haben die Diskussion um die Aufnahme der VBL in die Lizensierungsbestimmungen der DFL sehr entspannt und konstruktiv verfolgt, da wir in den vergangenen Jahren eine solide Grundlage gelegt haben, um die Akzeptanz und das Interesse unserer Anhänger sicherzustellen“, bekräftige Mühl in einer Vereinsmitteilung. In der VBL mitzuspielen, soll als weiteres Standbein den „soliden Unterbau“ (Mühl) im Gaming-Bereich ergänzen.

Bei der Zusammenstellung des Kaders soll darauf geachtet werden, dass die Spieler eine hohe Affinität zum BVB haben, entweder aus der Region kommen oder bereits Fans sind. Qualifizieren könne sich jeder. „Bei der vor Kurzem gestarteten schwarzgelben Turnierplattform können Fans mit ihrem BVB-Account an weltweiten FIFA-Turnieren teilnehmen. Dem BVB bietet sich damit die Möglichkeit, BVB-Fans aus der Community zu scouten und ihnen mittelfristig die Chance zu geben, sich in das eFootball-Team zu spielen“, erklärt der Klub. Perspektivisch soll das Team um Siege mitspielen können.

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Einen unauflöslichen Widerspruch zwischen dem traditionellen Fußball und der Gaming-Szene sieht Mühl nicht. Vielmehr erreiche der BVB einen weiteren Teil seiner Fanschar über eFootball, die emotionale Aufladung ergebe sich von selbst. Das „kulturelle Phänomen“ des Konsolen-Zeitalters wolle man nicht länger ausblenden, sondern im Unternehmen abbilden.

Über eine Erweiterung der Spielelandschaft hin zu Kampfspielen wird beim BVB nicht nachgedacht. Wenn geballert wird, dann nur mit dem Fußball. Bisher nur in Stollenschuhen, bald auch an der Spielekonsole.

efootball.bvb.de

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