
Der größte BVB-Erfolg zweier Freunde: Sebastian Geppert (l.) und Edin Terzic feiern den DFB-Pokalsieg 2021. © imago / Team 2
Den BVB im Herzen, viel Arbeit vor der Brust: Co-Trainer Sebastian Geppert
Borussia Dortmund
Zum zweiten Mal rückt Sebastian Geppert (38) ins Trainerteam der BVB-Profis. Der frühere U17-Trainer ist der gleiche Typ geblieben – die Umstände bei Borussia Dortmund sind jedoch völlig andere.
Noch einmal Sonne und Ruhe tanken am Mittelmeer. Den persönlichen Akku aufladen, die Zeit mit der Familie genießen. Kraft schöpfen für die wilde Hatz, die von Ende Juni an auf ihn wartet. Sebastian Geppert (38) rückt an der Seite seines Kumpels Edin Terzic zum zweiten Mal ins Trainerteam von Borussia Dortmunds Profimannschaft. Anders als beim ersten Einsatz, als er quasi im laufenden Betrieb einsprang, kann er sich diesmal auf die Aufgabe vorbereiten. Und vorfreuen.
Geppert freut sich auf das BVB-Wiedersehen mit Moukoko
„Mein Herz schlägt schon immer für den BVB“, sagt Geppert. Es mache ihn glücklich, für „seinen“ Verein zu arbeiten. Seit 2016 trainierte er hauptverantwortlich die U17 der Borussia, wurde Deutscher Meister 2018 und Vizemeister 2019. Als Ausbilder hat er sich einen hervorragenden Ruf erworben. Von seinen ersten U17-Jahrgängen spielt bereits ein halbes Dutzend im Profibereich, ein Dutzend mindestens in der Regionalliga.
Beim BVB forderte, förderte und formte er unter anderem Luca Unbehaun und Tobias Raschl, Ansgar Knauff, Lion Semic und Nnamdi Collins. Vor allem Youssoufa Moukoko betreute wohl keiner so intensiv wie Geppert, der selbst als Stürmer in der vierten Liga traf. „Mouki“ kennt er so gut wie kaum ein anderer. Die Vorfreude aufs Wiedersehen in einer Mannschaft steigt.
Auch Terzic und Geppert kennen sich seit vielen Jahren. Sie studierten zur gleichen Zeit Sportwissenschaften an der Ruhr-Universität in Bochum, kickten zusammen für die SG Wattenscheid und die Uni-Fußballmannschaft, sie sind eng befreundet. Als Terzic 2013 einen Co-Trainer für die U16 der Borussia benötigte, schlug er seinen Kumpel Geppert vor. Der bekam den Zuschlag und startete, nachdem seine Juniorenfußballer-Laufbahn beim BVB nach zweieinhalb Jahren im Teenager-Alter mit einer Aussortierung jäh ihr Ende gefunden hatte, eine zweite Karriere bei der Borussia. Letztlich sogar ohne Terzic, der wenige Tage nach Gepperts Start ein Angebot von Besiktas Istanbul (als Co-Trainer von Slaven Bilic) annahm und erstmal aus Dortmund verschwand.
BVB-Trainer Sebastian Geppert ist seit 2019 Fußballlehrer
Es sprechen aber viel mehr Aspekte als die engen persönlichen Verbindungen für Gepperts Berufung in den Trainerstab der ersten Mannschaft. Der 38-Jährige, Vater eines Sohnes, hat sich menschlich und fachlich einen hervorragenden Ruf erworben. Mit den persönlich wie sportlich herausfordernden U17-Jahrgängen hat er eine Atmosphäre geprägt, die gleichzeitig von natürlicher Autorität und großer Offenheit geprägt war. Der Trainer ist in Gepperts Augen der Chef, aber nicht der einzig entscheidende Mann. „Man sollte sich nicht als wichtigste Person ansehen. Davon bin ich überzeugt. Ich stehe nicht auf dem Feld, ich kann keine Tore schießen. Nur Tipps geben und helfen“, sagte er im Frühjahr 2019 im Interview mit den Ruhr Nachrichten, als er gerade seine Fußballlehrer-Lizenz erworben hatte.

Mit BVB-Youngster Youssoufa Moukoko (l.) verbindet Co-Trainer Sebastian Geppert eine über lange Zeit gereifte Vertrauensbeziehung. © imagoc/cTeam 2
Die Arbeit mit den Junioren-Jahrgängen erfüllte ihn. Ambitionen, weiter nach oben zu klettern auf der Karriereleiter, verneinte er immer. „Ich bin mit dem Status quo sehr zufrieden. Zufriedenheit fehlt mir oft in unserer Gesellschaft. Da wird zu viel und zu früh nach größer, schneller und mehr gerufen. Ich bin da vielleicht anders gepolt.“
BVB-Ausbilder Sebastian Geppert als Musterschüler
In seiner Denkweise beeinflusst haben den leidenschaftlichen Borussen, analog zu Terzic, nicht zuletzt die Klopp-Jahre. Eine der Überzeugungen des BVB-Übertrainers hat er übernommen: „Die Lust aufs Gewinnen muss größer sein als die Angst vorm Verlieren. Ich in meinen jungen Jahren vermute mal blauäugig, mit Lust kann man mehr Leistung rauskitzeln als mit Angst.“
Ausbilder Geppert war selbst ein Musterschüler. In der sechsteiligen Dokumentations-Serie „Dreamchasers“, in der ein Kamerateam ihn und seine Mannschaft während der Saison 2018/19 auf Schritt und Tritt begleitet hat, kann man ihn als Vorgesetzten auf Augenhöhe kennenlernen. Ein Trainer, der coacht. Ein Chef, der auch zuhören kann. Ein Entscheider, der Entschlossenheit und Begeisterungsfähigkeit vorlebt.
Das neue BVB-Trainerteam nimmt die Arbeit am 27. Juni auf
Den groben Fahrplan hat das neue BVB-Trainerteam, das Peter Hermann als erfahrener und weitgereister Fachmann mit blendender Vita bereichert, bereits abgesteckt. Die erste Riege BVB-Profis steigt vom 27. Juni an in die Vorbereitung ein. Jene Spieler, die noch zu Nations-League-Partien mit ihren Nationalmannschaften unterwegs waren, haben noch länger frei. Und dann müssen zwei Gruppen peu a peu auf einen Leistungsstand gebracht werden, dann soll ein neuer Geist für Aufbruchstimmung sorgen rund um Borussia Dortmund.

Eine andere Liga: Statt mit den BVB-Junioren in der U17 arbeitet Sebastian Geppert (l.) jetzt im Training wieder mit Mats Hummels. © imago / Kirchner-Media
Geppert wird Terzic zuarbeiten, eigene und gegnerische Stärken und Schwächen analysieren und viel in die Trainingsarbeit auf dem Rasen involviert sein. Anders als im Winter 2020/21 kann das Team eine nahezu komplette Vorbereitung durchziehen und in den intensiven Übungswochen seine Vorstellungen implementieren, ehe im Herbst im Drei-Tages-Rhythmus Terminstress und Erfolgsdruck hochschnellen.
Terzic und Geppert freuen sich auf ein volles BVB-Stadion
Nicht nur wegen der ersten Erfahrung, als Terzic und Co. den BVB zum DFB-Pokalsieg und mit einem starken Bundesliga-Endspurt noch in die Champions League führten, ist die Vorfreude groß. Denn trotz der Vorerfahrung als Co-Trainer bei 32 Profispielen wird eines neu sein: Terzic und Geppert haben noch kein Spiel vor einer ausverkauften Südtribüne oder in einem vollen Stadion gecoacht. Die Jung-Trainer brennen auf dieses Erlebnis.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
