
Wir werfen einen Blick auf die Gewinner der BVB-Saison 2021/22. © Montage: Klose
Das sind die Gewinner und Verlierer der BVB-Saison 2021/22
Borussia Dortmund
Nicht für alle Spieler des BVB lief die Saison glatt. Wir blicken zurück und küren drei Spieler, die konstant überzeugt haben. Wir benennen aber auch drei, für die es ein verlorenes Jahr war.
Verletzungen, zu einfache Gegentore, zu wenig Konstanz: Trotz Platz zwei in der Liga blickt Borussia Dortmund auf eine durchwachsene Saison zurück. Wir küren drei Gewinner dieser langen Spielzeit – und drei, für die es nicht rund lief.
Das sind die Gewinner der BVB-Saison 2021/22 (von Dirk Krampe):
Jude Bellingham: Immer noch erst 18 Jahre alt, aber schon das Gesicht der „neuen“ Borussia. Bellingham gehörte zu den konstantesten Spielern der Saison, Einsatz und Willen steuerte er immer bei. 32 Einsätze in der Liga, so viele Einsatzminuten wie kein anderer Spieler, dabei mit drei Treffern und acht Vorbereitungen auch noch einer der produktivsten Mittelfeldspieler: Bellingham hat in der abgelaufenen Saison den erhofften Leistungssprung gemacht. Er wird einer der führenden Köpfe der BVB-Zukunft sein – und Borussia Dortmund muss sich jetzt schon darauf vorbereiten, dass es Offerten und Abwerbeversuche hageln wird. Mindestens so wichtig wie die Leistung auf dem Platz: Bellingham bekennt sich klar zur Borussia, der Identifikationsfaktor ist hoch.
Manuel Akanji: Auch der heimliche Abwehrchef gehört zu den Gewinnern der Saison. Konstant gute Hinrunde, eine Knie-OP im Winter warf ihn leistungsmäßig nicht aus der Bahn, auch ein danach folgender Muskelfaserriss nicht. In seiner vierten BVB-Spielzeit machte er nochmal einen Leistungssprung. Und neben einem nicht immer fitten Mats Hummels übernahm der Schweizer immer mehr die Chefrolle in der Innenverteidigung. Die deutlich zu hohe Zahl der Gegentore ist ein Manko, nicht alles bekam die letzte Linie wegverteidigt. Mit seiner Ruhe, Übersicht und Zweikampfstärke wird der 26-Jährige keine Mühe haben, einen neuen Klub zu finden. Verlängern wollte Akanji nicht, ihn reizt eine neue Herausforderung. Die könnte in Italien (Juventus) oder England (Manchester United) liegen.

Manuel Akanji und Jude Bellingham gehören zu den Gewinnern der BVB-Saison 2021/22. © deltatre
Gregor Kobel: Auch beim neu verpflichteten Keeper trübt allenfalls die hohe Zahl an Gegentoren den guten Gesamteindruck. Der Schweizer durfte für sich reklamieren, die wenigsten davon durch grobe eigene Fehler verschuldet zu haben. An Kobel gefällt seine Spielübersicht, die direkte und laute Ansprache, mit der er die Vorderleute dirigiert, auch seine fußballerische Stärke. Auf der Linie ist Kobel bärenstark und hat unzählige Eins-gegen-Eins-Duelle für sich entschieden. Kleinere Vorbehalte nach seiner nicht günstigen Verpflichtung hat der 24-Jährige superschnell zerstreut. Mit ihm ist Dortmund im Tor auf Jahre hinaus gut aufgestellt. Das Beste ist: Kobel ist im Entwicklungsstadium eher noch im ersten Drittel und kann noch stärker werden.
Das sind die Verlierer der BVB-Saison 2021/22 (von Cedric Gebhardt):
Raphael Guerreiro: Ist der Portugiese fit und erwischt er einen guten Tag, ist Raphael Guerreiro für den BVB eine echte Bereicherung. Technisch stark, sorgt er für kreative Impulse und schiebt das Spiel über seine Seite an. Das Problem: In dieser Saison war entweder das eine oder das andere häufig nicht gegeben. Auch in seiner sechsten Spielzeit bei Schwarzgelb war der 28-Jährige von (muskulären) Verletzungen gebeutelt, verpasste deshalb elf Bundesliga-Partien und die Hälfte aller Champions-League-Einsätze.

Raphael Guerreiro gehört zu den Verlierern der BVB-Saison 2021/22. © deltatre
Und wenn er spielte, war auf Guerreiro zu selten Verlass. Als hoch stehendender Linksverteidiger stieß er zwar mit Verve nach vorne. Einen derartigen Enthusiasmus beim Rückwärtsgang und der Arbeit gegen den Ball suchte man indes vergeblich. Guerreiros Zweikampfquote von lediglich 51 Prozent spricht für sich. Immer wieder vernachlässigte er seine Defensivaufgaben und machte die linke Flanke des BVB so zu einem Einfallstor für den Gegner.
Giovanni Reyna: Für den jungen US-Amerikaner war es eine Saison zum Vergessen. Dabei hatte sie gut angefangen: Reyna war zu Saisonbeginn gesetzt und war sowohl gegen Frankfurt als auch gegen Hoffenheim als Torschütze erfolgreich. Dann aber verletzte sich der 19-Jährige Anfang September während einer Länderspielreise. Es folgte eine fünfmonatige Zwangspause.
Im Winter freuten sie sich beim BVB über einen gefühlten „Neuzugang für die zweite Saisonhälfte“. Doch die Euphorie verflog rasch: Bei seiner Rückkehr in die Startelf im Heimspiel gegen Gladbach verletzte sich Reyna erneut am Oberschenkel, verließ unter Tränen den Platz. Und auch Anfang April beim Match in Stuttgart streikte die Oberschenkelmuskulatur bereits nach dem ersten Sprint. Wieder gab es Tränen bei Reyna. Es war das vorzeitige Ende einer rundum verkorksten Saison.
Thorgan Hazard: Steht sinnbildlich für die wechselhafte Saison des BVB. Exemplarisch für die schwankenden Vorstellungen des Belgiers geriet das 1:1 in Augsburg. Zunächst brachte Hazard die Borussia in Führung, in dem er die FCA-Abwehr mit seinen Haken narrte. Doch im weiteren Verlauf produzierte der 29-Jährige einmal mehr reichlich Überschussware und leitete kurz vor dem Ende mit einem Fehler das Gegentor ein.

Von Thorgan Hazard kam in der Offensive zu wenig. © deltatre
Zwei Wochen zuvor gab es gar eine disziplinarische Maßnahme: Aufgrund schlechter Trainingsleistungen wurde Hazard von Trainer Marco Rose für die Partie bei Union Berlin nicht mal für den Spieltagskader nominiert – trotz fehlender Alternativen. Hazard gelingt es auch in seinem dritten Jahr in Dortmund nicht, dass Anspruch und Wirklichkeit dauerhaft miteinander korrespondieren. Er bleibt erneut den Nachweis schuldig, einen echten Mehrwert darzustellen.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.

Cedric Gebhardt, Jahrgang 1985, hat Germanistik und Politikwissenschaft an der Ruhr-Uni Bochum studiert. Lebt aber lieber nach dem Motto: „Probieren geht über Studieren.“ Interessiert sich für Sport – und insbesondere die Menschen, die ihn betreiben. Liebt Wortspiele über alles und kann mit Worten definitiv besser jonglieren als mit dem Ball. Schickt deshalb gerne humorige Steilpässe in die Spitze.
