
Hinter BVB-Youngster Youssoufa Moukoko liegt eine schwierige Saison. © imago / Chai v.d. Laage
Verhandlungen stocken: Der BVB steckt bei der Personalie Moukoko in einer Zwickmühle
Borussia Dortmund
Nach furiosen BVB-Jahren erlebt Youssoufa Moukoko eine Saison mit vielen Nackenschlägen. Die Vertragsverhandlungen stocken. Borussia Dortmund steckt bei dieser brisanten Personalie in einer Zwickmühle.
„Geduld ist oft die beste Lösung.“ Diesen Satz schrieb Youssoufa Moukoko am Sonntag unter ein Instagram-Foto, dass ihn beim Torschuss zum 2:1-Siegtreffer gegen Hertha BSC zeigt. Am Ende einer langen Saison, die für das 17-jährige Supertalent der Dortmunder Borussia viele Nackenschläge und erstmals in seiner Karriere auch Rückschritte parat hielt, setzte Moukoko noch einmal ein dickes Ausrufezeichen.
Verliert der BVB eins der größten Talente der Vereinsgeschichte?
Der Treffer, mit großer Entschlossenheit erzielt und ermöglicht durch einen perfekten Laufweg Moukokos zuvor, fällt hinein in einen schwierigen Abwägungsprozess. Welche Ausfahrt Moukoko auf seinem Karriereweg demnächst nehmen wird, ist noch nicht absehbar. Seit Monaten wird über einen Abschied aus Dortmund spekuliert, er soll über seinen Berater Patrick Williams diesen Wunsch gegenüber dem Klub schon klar artikuliert haben. Der Versuch, seinen 2023 auslaufenden Vertrag zu verlängern, ist jedenfalls bislang gescheitert. Das lässt die Befürchtung wachsen, dass Borussia Dortmund womöglich schon in diesem Sommer eins der größten Talente der Vereinsgeschichte verlieren könnte.
Moukoko selbst gab dieser Theorie am Samstag vor dem letzten Bundesliga-Spiel neue Nahrung, als er bei „Snapchat“ zunächst ein Foto postete, dass eine Schrankwand mit vielen getragenen Fußball-Schuhen zeigte, unter das er schrieb: „Nach sechs Jahren mit vielen wunderschönen Momenten muss ich mich verabschieden.“ Sechs Jahre, das ist genau die Zeitspanne seit seinem Wechsel vom FC St. Pauli zum BVB im Jahr 2017. Später folgte bei „TikTok“ ein Bild von seinen Füßen, unverkennbar aufgenommen im Mannschaftsbus auf dem Weg zum Stadion. „One last time“, stand darunter, „ein letztes Mal“ also.
BVB-Youngster Youssoufa Moukoko heizt die Gerüchte an
Beide Kommentare unter den Bildern, die später nicht mehr zu finden waren, lassen sich natürlich in mehrere Richtungen deuten. Der neue Sportdirektor Sebastian Kehl mag eine Vertragsverlängerung mit dem Talent über 2023 hinaus weiter nicht ausschließen. „Natürlich möchten wir seinen Vertrag verlängern“, sagte der 42-Jährige auf Anfrage der Ruhr Nachrichten. „Es gibt aber keinen neuen Stand.“ Das ist die offizielle Lesart. Schon seit Monaten aber laufen die Gespräche mit Moukokos Berater. Der machte im Frühjahr auch öffentlich, wie unzufrieden sein Klient mit seinen Einsatzzeiten sei. Die Verhandlungen scheinen festgefahren, es gibt keine erkennbaren Fortschritte.

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Über die Öffentlichkeit Politik zu machen, kommt bei keinem Bundesligisten gut an, auch Moukoko bekam nach RN-Informationen eine deutliche Ansage, diese Dinge künftig intern zu halten. Galt eine Vertragsverlängerung lange als Formsache, hat der unbefriedigende Saisonverlauf die Rahmenbedingungen nun deutlich verändert. „Natürlich“, zeigte sich Trainer Marco Rose nach dem Spiel gegen die Hertha verständnisvoll, „ist er insgesamt mit dem Verlauf der Saison und seinen Einsatzzeiten nicht zufrieden. Es ist auch wichtig, dass er zeigt, dass er mehr spielen will. Aber er muss sich das durch Trainings- und Spielleistungen auch verdienen.“
Der BVB steckt bei der Personalie Moukoko in einer Zwickmühle
Moukokos Verletzungen in dieser Saison, mehrere an der Zahl, standen diesem Vorhaben oft im Wege. Und steigerten die Ungeduld des 17-Jährigen, dem sein Trainer nach der Rückkehr ins Training oft nur Teilzeit-Einsätze zukommen ließ. Doch Rose strich am Samstag noch einmal heraus, dass er gern mit Moukoko weiterarbeiten würde. „Im Innenverhältnis zwischen mir und ihm ist es relativ einfach, alles von außen rum können wir beide nur schwer beeinflussen“, meinte der Trainer. „Ich sehe ihn als das Riesentalent, das er ist. Er muss sich weiterentwickeln, außer in einem Punkt. Er weiß, wo das Tor steht. Ich glaube, wenn er gesund bleibt und wir den Weg gemeinsam weitergehen, dass er diese Schritte dann machen wird.“
Der Trainerwunsch ist das eine. Doch der BVB steckt bei der Personalie in einer Zwickmühle. Ihn in diesem Sommer abzugeben, würde bei weitem nicht das wirtschaftliche Potenzial eines Transfers in einigen Jahren abdecken, wenn Moukoko tatsächlich die Entwicklung nehmen sollte, die sich alle bei ihm erhoffen. Mit ihm ohne vorzeitige Vertragsverlängerung in die neue Saison zu gehen in der Hoffnung, dass mit mehr Einsatzzeiten die Zufriedenheit steigt und einen späteren Vertragsabschluss ermöglicht, birgt keine geringe Gefahr. Gehen die Planungen von Verein und Spieler nicht auf, könnte Moukoko in einem Jahr ablösefrei davonziehen.
BVB-Sportdirektor Kehl steht vor einer großen Herausforderung
Das wäre eine Niederlage vor allem für Borussia Dortmund. Für Kehl, der noch vor Beginn der Sommertransferperiode schon drei werthaltige Transfers abwickeln konnte, könnte es eine der am schwierigsten zu klärenden Personalie dieses Sommers werden.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
