Niklas Süle feiert die zehnte deutsche Meisterschaft des FC Bayern in Folge.

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Das neue Gesicht des BVB: Was Niklas Süle bei Borussia Dortmund erwarten wird

rnBorussia Dortmund

Im Sommer wechselt Niklas Süle ablösefrei vom FC Bayern zu Borussia Dortmund. Im Topspiel am Samstag konnte er sich aus nächster Nähe anschauen, was ihn künftig beim BVB erwartet.

München/Dortmund

, 26.04.2022, 06:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

In der Nachspielzeit, als das Spiel längst gelaufen und die zehnte Meisterschaft der Bayern in Folge unter Dach und Fach war, durfte Niklas Süle doch noch ran. Zumindest für einen kleinen Moment auf dem Rasen stehen, bevor der Schlusspfiff ertönt und die Feierlichkeiten beginnen - wohl ein kleines Zeichen der Wertschätzung seines Trainers. Dabei hatte dem 26-Jährigen ausgerechnet die in München gefehlt. Nicht von Julian Nagelsmann. Aber von den Bayern-Verantwortlichen, weshalb sich der deutsche Nationalspieler für einen ablösefreien Wechsel im Sommer zu Borussia Dortmund entschied. Was ihn da erwartet, konnte er sich am Samstag aus nächster Nähe anschauen.

So feierte BVB-Neuzugang Niklas Süle die Meisterschaft

Selbstverständlich waren schon vor der Partie zwischen seinem aktuellen und zukünftigen Klub sämtliche Augen auf den deutschen Nationalspieler gerichtet. BVB-Trainer Marco Rose versuchte zwar noch, die Thematik im Keim zu ersticken: „Wir wissen mittlerweile alle, dass Niklas nächstes Jahr zu uns kommt. Aber wir können das gut trennen. Ich finde, es ist sinnvoll, im Vorfeld daraus kein Thema aufmachen zu wollen.“ So richtig gelingen sollte es ihm aber nicht.

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Zu viel Brisanz steckt in diesem Wechsel, zu viele Fragen waren offen vor dem Topspiel. Würde Niklas Süle, der sich pünktlich zum Ligagipfel fit gemeldet hatte, von Anfang an gegen seinen neuen Arbeitgeber spielen? Wie würde die Begrüßung seiner zukünftigen Mitspieler und Trainer ausfallen? Wie würde er im Fall der Fälle die Meisterschaft feiern? Und so mag man auch nicht so recht an Zufall glauben, dass ausgerechnet Süle nach Schlusspfiff der erste Spieler war, den die TV-Kameras in einer Großaufnahme einfingen. Während die BVB-Profis mit gesenkten Köpfen über den Platz trabten und bei anderen Bayern-Spielern die Arme in die Luft schnellten, zeichnete sich beim Innenverteidiger lediglich ein zufriedenes Grinsen auf dem Gesicht ab. Still und leise genoss er den Moment des Erfolgs. Vielleicht auch in dem Wissen, dass er so schnell nicht wiederkommen wird.

Niklas Süle soll neuer Takt- und Tonangeber des BVB werden

Denn zuvor musste der gebürtige Frankfurter von der Bank aus mit anschauen, wie sein aktueller Arbeitgeber ein weiteres Mal die Vormachtstellung im deutschen Fußball zementierte. Wie chancenlos phasenweise Borussia Dortmund wieder einmal in der Allianz Arena war. Der Klub, für den er sich aktiv entschieden und dafür sogar deutlich höher dotierte und sportlich nicht minder interessante Angebote aus dem Ausland abgelehnt hatte. „Ich habe von der ersten Kontaktaufnahme an sofort gespürt, dass die Verantwortlichen des Vereins ganz große Lust darauf haben, mit mir zu arbeiten“, begründete er im Februar öffentlich seine Entscheidung. „Hans-Joachim Watzke, Michael Zorc, Sebastian Kehl und Marco Rose haben mir beeindruckend vermittelt, welche Rolle ich beim BVB einnehmen kann.“

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Wie wichtig diese Rolle für ihn, aber auch Borussia Dortmund sein wird und was sie beinhaltet, wurde am Samstag noch einmal deutlich. Zu wackelig war die BVB-Defensive, zu hoch die Zahl der individuellen Fehler. Mit seinem guten Stellungsspiel, der enormen Zweikampfstärke und seiner Schnelligkeit (Süle kommt trotz seiner Statur von fast 100 Kilogramm auf einen beachtlichen Topspeed von 33,6 km/h) soll Süle für deutlich mehr Stabilität in der Abwehr sorgen. 46 Gegentore in der Bundesliga sind deutlich zu viele für einen Titelanwärter.

FC Bayern wollte BVB-Neuzugang Niklas Süle gerne halten

Aber der BVB braucht auch ein neues Gesicht. Eines, das Konsequenz und Konstanz verkörpert. Und den absoluten Willen, alles für den sportlichen Erfolg zu tun. Dass Süle sich nach Bekanntgabe seines Wechsels hinstellte und geradeaus sagte, er würde alles dafür tun, dass Dortmund dieses Jahr Zweiter werde, beeindruckte nicht nur die schwarzgelben Fans. Solche Typen wünscht man sich seit Längerem in Dortmund. Daher soll Süle, dessen Verpflichtung gleichzeitig der wichtigste Eckpfeiler des personellen Umbruchs im Sommer ist und dem mit Nico Schlotterbeck ein weiterer Innenverteidiger folgen soll, der neue Takt- und Tonangeber der Borussia werden. Davon hat sie prinzipiell zwar schon einige im Kader. In den Momenten, in denen es drauf ankommt (so wie am Samstag in München), tauchen dieser aber doch mal gerne ab.

Dass Süle diese Rolle ausfüllen kann, hat er beim FC Bayern über Jahre hinweg gezeigt. „Wir wissen, wie wichtig er ist, auch in der Kabine“, betonte am Sonntag noch einmal FCB-Sportdirektor Hasan Salihamidzic, der auch keinen Hehl daraus machte, dass der Wechsel Süles tiefe Wunden bei den Münchnern hinterlassen habe. „Was ist das Schlimmste für einen Klub? Wenn ein Spieler in dem Alter ablösefrei wechselt.“ Der FC Bayern habe alles versucht, ihn von einer Vertragsverlängerung zu überzeugen, letztlich sei es laut des FCB-Sportdirektors am nötigen „Kleingeld“ gescheitert. Oder eben an der Wertschätzung, die immerhin Julian Nagelsmann dem nun fünffachen Deutschen Meister immer entgegengebracht hat.