
© Mareen Meyer
Changing the chants: Wie sich der BVB am Kampf gegen Antisemitismus beteiligt
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund setzt sich für die Bekämpfung von Antisemitismus ein. Im Rahmen eines internationalen Projekts stellt der BVB mit seinen Partnern neue Ergebnisse vor.
Im Rahmen des Projekts „Changing the Chants“ arbeitet Borussia Dortmund seit Juni 2019 an der Bekämpfung von Antisemitismus im europäischen Fußball. An dem Projekt, das vom Rights, Equality and Citizenship-Programm der Europäischen Union unterstützt wird, beteiligen sich neben dem BVB auch das Anne-Frank-Haus in Amsterdam, der Fußballklub Feyenoord Rotterdam und das Fare (Football Against Racism in Europe) Network. Gemeinsam stellten diese Partner jüngst im polnischen Oświęcim die Ergebnisse ihrer Kooperation vor.
BVB-Vertreter Daniel Lörcher freut sich über Gedankenaustausch
Daniel Lörcher, Abteilungsleiter Corporate Responsibility beim BVB, war als Vertreter von Borussia Dortmund einer der Referenten der zweitägigen Veranstaltung. „Die Konferenz diente dem Erfahrungsaustausch. Unser Ziel war es aber auch, die Perspektive jüdischer Institutionen zu hören. Wir wollten ihnen ein Podium geben, um über ihre Arbeit zu sprechen“, sagt Lörcher.
So machte Natalia Tkachenko vom Museum Auschwitz-Birkenau deutlich, dass die verfolgten Gruppen des Nationalsozialismus (zum Beispiel Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma) auch heute noch die Gruppen sind, die vielfach Ausgrenzung und Diskriminierung erfahren. Pavel Brunssen sprach darüber hinaus über antisemitische Ressentiments in der Fankultur des Fußballs und demonstrierte dies am Beispiel von RB Leipzig. „Es zeigt sich, dass es in Bezug auf RB Leipzig noch immer sehr viele alte, antisemitische Narrative gibt. Zum Beispiel das raffende gegenüber dem schaffenden Kapital oder die Bezeichnung als Ratten“, sagt Daniel Lörcher.
Fußball-Fans bedienen sich unbewusst antisemitischer Narrative
Vielen Fans sei der antisemitische Hintergrund dieser Schmähungen gar nicht bewusst. „Hier müssen wir bei den Anhängern Aufklärung leisten, dass sie sich dieser Narrative bedienen“, so Lörcher. Er glaube, dass RB ohnehin eher die Projektionsfläche vieler Fans für Kritik am modernen, kommerziellen Fußball sei und nicht bewusst das Ziel von antisemitischen Haltungen. Genau das ist auch Fans und dem Fan-Projekt des BVB bewusst, weshalb sie gemeinsam gegen solch antisemitische Narrative ankämpfen.
Grundsätzlich geht es beim Projekt „Changing the chants“ ohnehin darum, Maßnahmen und Methoden zu entwickeln, wie Fußballvereine ihre Fans über antisemitisches Verhalten im Stadion aufklären können. Der BVB und Feyenoord Rotterdam setzen dabei auf zwei unterschiedliche Säulen. Während die Niederländer vor allem mit auffällig und straffällig gewordenen Fans arbeiten, um sie für das Thema zu sensibilisieren, wählt die Borussia eine andere Herangehensweise. „Wir möchten die Menschen, die sich bereits engagieren, in ihrem Engagement gegen Antisemitismus bestärken“, sagt Daniel Lörcher.
Natürlich gehe es darum, eine Sichtbarkeit für das Thema zu schaffen. Aber es gehe nicht darum, den Blick auf das ein spezifisches Problem zu lenken, sondern es vielmehr als Chance zu begreifen, die sich aus dem Kampf gegen Antisemitismus ergebe.
Der Fußball als integrative Kraft zur Förderung des Zusammenhalts
„Der Sport und insbesondere der Fußball ist dabei der Anknüpfungspunkt, um die Menschen für das Thema zu interessieren“, erklärt der Leiter Corporate Responsibility des BVB. Daniel Lörcher und seine Partner sind sich sicher, dass der Fußball eine integrative Kraft hat, dass er Unterschiede überbrücken und den sozialen Zusammenhalt fördern kann – und das nicht nur in Deutschland.
„Es geht auch um einen Blick über den Tellerrand. Wir haben gesehen, was im europäischen Kontext, gerade auch in Osteuropa, zur Bekämpfung von Antisemitismus unternommen wird. Das war eine wichtige Erfahrung“, sagt Löcher.
Das Projekt „Changing the chants“ mag damit abgeschlossen sein. Der internationale Kampf gegen Antisemitismus ist es noch lange nicht.
Cedric Gebhardt, Jahrgang 1985, hat Germanistik und Politikwissenschaft an der Ruhr-Uni Bochum studiert. Lebt aber lieber nach dem Motto: „Probieren geht über Studieren.“ Interessiert sich für Sport – und insbesondere die Menschen, die ihn betreiben. Liebt Wortspiele über alles und kann mit Worten definitiv besser jonglieren als mit dem Ball. Schickt deshalb gerne humorige Steilpässe in die Spitze.
