Castro zeigt gegen Real, wie wichtig er ist
Konstantester BVB-Spieler
Seine Wurzeln liegen in Spanien, sein Herz schlug lange Jahre für Bayer Leverkusen: Gonzalo Castro erlebt derzeit aufregende Tage. Erst das Champions-League-Duell gegen Real Madrid am vergangenen Dienstag (2:2), am Samstag dann das Wiedersehen mit den Ex-Kollegen unterm Bayer-Kreuz.

Wichtig wie nie: Gonzalo Castro hat nach einer schwierigen Premierensaison seinen Platz in der BVB-Elf gefunden. Samstag tritt er erstmals mit der Borussia an seiner alten Wirkungsstelle in Leverkusen an.
Der Zeitpunkt passt, denn im Gegensatz zur Vorsaison ist Dortmunds neuer Mittelfeldkönig spätestens seit seiner Glanzvorstellung gegen die "Königlichen" nicht mehr aus der BVB-Elf wegzudenken. Es ist gerade einmal sieben Monate her, da erlebte Gonzalo Castro einen der düstersten Momente seiner Profi-Karriere.
Der BVB, sein neuer Klub, spielte in Leverkusen (1:0). Doch der langjährige Bayer-Kicker stand gegen seinen Ex-Klub nicht einmal im Spieltagskader. Im zentralen Mittelfeld der Borussia spielte stattdessen Moritz Leitner, der eigentlich längst aussortiert war. Das kam einer Demütigung gleich.
Neun Torbeteiligungen
Es klingt wie eine Geschichte aus einer vergangenen Zeit, denn heute ist Castro in Dortmund unumstritten. Bereits in der Vorbereitung auf die laufende Saison hatte sich angedeutet, dass der 29-Jährige einen Schritt nach vorne gemacht hat. Die Brust wirkt breiter, das Selbstverständnis seines Spiels größer. Drei Tore und sechs Vorlagen in neun Saisonspielen belegen, dass der damalige Eindruck nicht täuschte.
Gegen Real Madrid war Castro am Dienstag der beste Borusse auf dem Feld. Wie gut er war, zeigt der Vergleich mit Reals Taktgeber Luka Modric. Der kroatische Weltklasse-Spieler hatte zwar eine bessere Zweikampfquote (67 Prozent zu 50 Prozent), in allen anderen wichtigen Kategorien aber hatte Castro die Nase vorne. Der Dortmunder schoss vier Mal aufs Tor (Modric: 0 Torschüsse), legte zwei Schüsse seiner Mitspieler auf (0), war 97 Mal am Ball (71) und brachte 88 Prozent seiner Pässe an den Mann (86 Prozent). Kaum ein Angriff lief ohne ihn.
Viel Tempo und Energie
„Für so große Spiele wie gegen Madrid wirst du Fußballer“, schwärmte Castro regelrecht nach dem packenden Duell in der Königsklasse, „wir mussten sehr viel leiden, aber die Madrilenen auch. Es war so viel Tempo und so viel Energie in diesen 90 Minuten.“
Viel Zeit zum Genießen bleibt ihm und seinen Teamkollegen allerdings nicht. Am Samstag wartet das nächste Highlight-Spiel in diesen prallvollen Wochen. Erst nach der Partie in Leverkusen gegen seine Ex-Kollegen gibt es die Gelegenheit zum Luftholen. Die Länderspiel-Pause steht an – für Castro fast schon traditionell die Zeit, in der er entspannen kann. Sein letztes von bislang fünf Länderspielen liegt inzwischen fast neun Jahre zurück: Beim 0:0 gegen Wales in Frankfurt am 21. November 2007 trug er zuletzt das DFB-Trikot.
Gemischte Gefühle
Seit Langem schon herrscht Funkstille zwischen ihm und Joachim Löw. Allein das lässt erahnen, wie groß die Auswahl des Bundestrainers sein muss, dass er es sich erlauben kann, einen der besten Mittelfeldspieler der Bundesliga über all die Jahre beharrlich zu ignorieren.
In Dortmund sähe man Castros Leistungen einerseits gerne einmal wahrgenommen, auf der anderen Seite hält sich der Ärger über seine andauernde Nicht-Berücksichtigung in Grenzen: So kann sich Dortmunds aktuell wichtigster, bester und konstantester Mittelfeldspieler wenigstens nicht im DFB-Trikot verletzen …