BVB-Youngster Tom Rothe nach schwierigen Monaten im Aufwind „Ich habe das am Anfang unterschätzt“

BVB-Youngster Tom Rothe nach schwierigen Monaten im Aufwind: „Ich habe das am Anfang unterschätzt“
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Er wollte sich schon auf den Weg in die Kabine machen, als ihn die Mitspieler darauf hinwiesen, dass er für den vergnüglichen Teil des Nachmittags noch gebraucht würde. Also machte Tom Rothe gleich wieder kehrt. Nach getaner Arbeit ließen sich die Spieler der BVB-U23 nach ihrem 2:0-Heimsieg über Tabellenführer SV Elversberg noch ausgiebig von den Fans in der Roten Erde feiern.

Herausfordernder Anpassungsprozess

Rothe hatte sich zuvor bereits eine gute Viertelstunde ausruhen können. Als ihn Jan Zimmermann nach 76 Minuten vom Feld nahm, erhielt der 18-Jährige vom BVB-Trainer einen Klaps auf den Kopf. Gut gemacht, Junge. Präsent im Zweikampf, hellwach in der Antizipation von Bällen, mit couragiertem Vorwärtsdrang – Rothe hatte seine bis dato vielleicht beste Leistung bei der U23 gezeigt. Das war zuletzt nicht so häufig der Fall gewesen. Rothe hatte Probleme damit, Intensität und Geschwindigkeit in der 3. Liga zu adaptieren. Unter Gegnerdruck wirkte der junge Linksverteidiger manchmal fahrig und überfordert.

„Ich hatte in den letzten Wochen und Monaten nicht meine beste Phase. Ich bin viel zwischen den Mannschaften hin und her geswitcht. Es ist schwierig, weil die U19, die U23 und die Profis immer auch ein Stück weit ein unterschiedliches System spielen. Bei der U23 war es herausfordernd, den Abstiegskampf anzunehmen und vom Kopf her immer zu 100 Prozent da zu sein. Ich denke, das habe ich jetzt gut hinbekommen. Es freut mich, dass ich seit Langem mal wieder ein gutes Spiel machen und der Mannschaften helfen konnte“, sagt Tom Rothe im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.

Hohe Erwartungen nach Bundesliga-Debüt

Der 18-Jährige hat in dem einen Jahr, das seit seinem viel umjubelten Bundesliga-Debüt gegen den VfL Wolfsburg vergangenen ist, bereits in Auszügen Licht und Schatten des Profifußballs zu spüren bekommen. Beim 6:1-Triumph gegen die Wölfe betritt er als 17-Jährige die große Bühne und es gelingt ihm gleich auch noch das erste Tor. Rothe ist fortan der jüngste Spieler der Bundesliga-Geschichte, der bei seinem Debüt einen Treffer erzielt hat. Der Hype ist groß. Womöglich zu groß.

Die BVB-Spieler klopfen Tom Rothe auf die Schulter.
Umjubelter Torschütze: Die Mitspieler freuen sich mit Tom Rothe über dessen Treffer beim Bundesliga-Debüt gegen den VfL Wolfsburg. © picture alliance/dpa

„Nach so einem Bundesliga-Debüt, wie ich es hatte, sind die Erwartungen an mich natürlich hoch. Auch meine eigenen Erwartungen an mich selbst. Wenn man schon mal auf dem Niveau gespielt und ein Tor gemacht hat, möchte man das am liebsten von Woche zu Woche wieder erleben und bestätigen. Aber das war schwierig für mich“, gesteht Rothe.

Nerviges Verletzungspech für Rothe

Zu Saisonbeginn läuft es nicht rund für den BVB-Youngster. In der Bundesliga kommt er nur zu einem Kurzeinsatz gegen den 1. FC Köln. Dafür darf er in der Gruppenphase gleich dreimal in der Champions League ran – im Heimspiel gegen den FC Sevilla steht er sogar in der Startelf. Im Duell mit Jesus Navas bekommt Rothe aber die Grenzen aufgezeigt, wird zur Halbzeit ausgewechselt. Wenige Wochen später zieht er sich eine Knochenstauchung im Knie zu. Die Asienreise des Klubs im November verpasst er.

„Tom hatte kein einfaches Jahr bei uns. Er war sofort raus mit einer unglücklichen Verletzung am Anfang der Saison. Etwas Ähnliches ist ihm passiert, als es in die WM-Pause ging und auch nachdem es im Januar wieder losging. Er hat dadurch viele Möglichkeiten verpasst, besonders in den Testspielen Erfahrungen und Minuten zu sammeln, obwohl er es in Marbella richtig gut gemacht hat“, sagt BVB-Trainer Edin Terzic.

BVB-Youngster Rothe in der U23

Im Frühjahr trifft ihn Gio Reyna dann auch noch im Training mit einem Schuss an der Hand. Fortan trägt Rothe einen Gips am rechten Arm. „Ich hatte kleinere Verletzungen, die nicht allzu schlimm waren. Aber sie waren nervig, weil sie ein bisschen Rhythmus gekostet haben. Ich hoffe, damit ist es jetzt vorbei“, sagt Rothe. Seit Januar kommt er regelmäßig in der U23 zum Einsatz. Hier soll er sich mit Härte und Intensität abseits des Jugendfußballs vertraut machen.

Tom Rothe spielt den Ball.
Wochenlang musste Tom Rothe wegen einer Handverletzung mit einem Gips spielen. © IMAGO/Thomas Bielefeld

„Ich habe es am Anfang ein bisschen unterschätzt, wie intensiv der Fußball in der 3. Liga gespielt wird. Gerade der körperliche Aspekt und die Aggressivität spielen eine große Rolle. Aber ich merke von Spiel zu Spiel, wie ich die Liga immer besser kennenlerne und ich hoffe, diese Erfahrungen helfen mir für künftige Einsätze bei den Profis“, sagt Tom Rothe.

Pendeln zwischen den Teams eine Herausforderung

Dass er zwar regelmäßig bei den Profis mittrainiert, dann aber an den Spieltagen häufig bei der U23 oder auch der U19 zum Einsatz kommt, ist ebenfalls herausfordernd. Das Pendeln zwischen den Teams erfordert ein Höchstmaß an Flexibilität und Konzentration. Es ist ein Prozess, der auch mit Rückschlägen und Leistungsdellen einhergeht. Das wissen sie bei Borussia Dortmund.

„Tom stabilisiert sich weiter. Trotzdem wissen wir, dass noch eine Menge Arbeit vor ihm liegt. Aber es ist ein toller Junge. Wir sind unglaublich glücklich, dass er bei uns ist. Er bringt nicht nur physisch alle Voraussetzungen für Profi-Fußball mit, sondern auch mental“, lobt BVB-Cheftrainer Edin Terzic die Entwicklung des 18-Jährigen.

BVB-Profi Rothe im Abi-Stress

Der ist aktuell aber nicht nur in sportlicher Hinsicht gefragt, sondern steckt parallel auch noch im Abitur-Stress. Die Klausuren in Deutsch und Erdkunde hat er bereits hinter sich gebracht, die in Englisch einen Tag vor dem U23-Heimspiel gegen Elversberg geschrieben. „Im Abi habe ich alle schriftlichen Prüfungen hinter mir. Nun wartet noch die mündliche Prüfung in Biologie – und dann habe ich das Kapitel auch abgeschlossen“, sagt Tom Rothe erleichtert.

Sein schulisches Reifezeugnis dürfte er somit Ende Mai in der Tasche haben. Das Reifezeugnis als Fußballer soll folgen.

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