BVB vor dem Trainingslager in Marbella Fünf große Baustellen für Edin Terzic

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Hinter Borussia Dortmund liegt ein wildes Fußball-Jahr, das in einer hausgemachten sportlichen Krise endete. Nach der Analyse kurz vor Weihnachten setzt der BVB – mit Trainer Edin Terzic – auf einen Neustart. Damit der gelingt, muss Borussia Dortmund an diesen fünf großen Baustellen arbeiten:

01.) Die Taktik:

Der BVB hat in der Hinrunde in Teilen seine DNA verloren. Die teils extrem passive Ausrichtung passt weder zum Verein noch zu den Spielern und hat Terzic mächtig Kritik eingebracht. Hier muss dringend ein neues Konzept her. Weg von der Mauer-Taktik hin zu einer mutigen Spielidee mit klaren Abläufen sowohl mit als auch gegen den Ball. Gemeinsam mit den beiden neuen Co-Trainern Nuri Sahin und Sven Bender, die diese Art von Fußball unter Jürgen Klopp beispielhaft praktiziert haben, muss Terzic in der kurzen Vorbereitung einen klaren Plan herausarbeiten und ihn seiner Mannschaft vermitteln.

02.) Die Defensive:

In den Diskussionen der vergangenen Wochen fast ein wenig untergegangen: die hohe Zahl der Gegentore. 25 hat Borussia Dortmund nach 16 Bundesliga-Spielen bereits kassiert – so viele wie seit 2007 (damals 26) nicht mehr. Von den Top-Klubs der Liga weist der BVB das schlechteste Torverhältnis auf. Zu den sechs Punkten Rückstand auf einen Champions-League-Platz kann man imaginär noch einen hinzurechnen. Will Dortmund dieses Ziel noch erreichen, braucht es schnellstens deutlich mehr defensive Stabilität.

03.) Der Kader:

Klar ist: Im Winter wird die dringend benötigte Umstrukturierung des Kaders nicht gelingen. Das wird für Sportdirektor Sebastian Kehl die große Aufgabe im Sommer. Doch die BVB-Verantwortlichen müssen schon jetzt punktuell agieren. Nicht erst seit der Verletzung von Julian Ryerson besteht großer Handlungsbedarf auf der Außenverteidigerposition. Zuletzt führte die Spur zu Sergio Reguilon von Manchester United, aber auch der Niederländer Ian Maatsen (FC Chelsea) ist ein heißer Kandidat. Ob noch Budget für weitere Kader-Anpassungen vorhanden ist, hängt auch davon ab, wie es mit Gutverdienern wie Marius Wolf oder Thomas Meunier weitergeht, deren Verträge in wenigen Monaten auslaufen.

Ian Maatsen nimmt den Ball ab.
BVB-Kandidat für die linke Seite: Chelseas Ian Maatsen. © imago / Shutterstock

04.) Die Stimmung:

Es knirscht gewaltig bei Borussia Dortmund. Die internen Spannungen in der Führungsetage mündeten zuletzt in der Trennung von Kehl-Assistent Slaven Stanic, sind damit aber keinesfalls aus dem Weg geräumt. Auch Kehl und Terzic sind vor allem in Sachen Transfers offenkundig teilweise unterschiedlicher Meinung. Nun sollen sogar Teile der Mannschaft Kritik am Terzic-System geäußert haben. Alle Verantwortlichen müssen wieder enger zusammenrücken. Nur gemeinsam und mit einer positiven Grundstimmung kann die Wende gelingen.

05.) Die Stürmer:

Zwölf Torschützen – aber keinen Top-Stürmer. Zumindest nicht, was die Zahl der Treffer angeht. Sommer-Neuzugang Niclas Füllkrug findet sich zwar immer besser zurecht, hat die Abläufe verinnerlicht und steht bei fünf Ligatoren. Das Problem: Gemeinsam mit Julian Brandt und Donyell Malen ist er damit Toptorschütze seiner Mannschaft. „Das ist schon ein Thema, denn da gibt es eine Korrelation, dass Mannschaften, die oben stehen, meistens viele Stürmertore erzielen“, sagt Terzic. Der Lösungsansatz: „Es geht darum, dass wir uns Torchancen herausspielen. Dann vergrößert sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Jungs, die ganz vorn stehen, den letzten Ballkontakt haben, bevor der Gegner Anstoß hat.“ Vor allem Füllkrug muss der BVB noch besser und häufiger in diese Abschlusspositionen bringen.