Wenn es noch einiger Beweise seiner Verteidiger-Qualitäten bedurft hätte, lieferte Nico Schlotterbeck in seinem Heimstadion nicht nur den bei der Balleroberung vor dem deutschen 3:0. 20 Meter in der gegnerischen Hälfte luchste der Dortmunder dem Italiener Nicolo Barella mit einem resoluten Körpereinsatz den Ball ab – die Grundlage für das dritte Tor, das eine furiose erste Hälfte der DFB-Elf beschloss. Schlotterbeck genoss die Machtdemonstration der DFB-Elf im Nachgang des Spiels sichtlich („Wir waren so dominant, das hat richtig Spaß gemacht!“), auch wenn die zweite Spielhälfte aufzeigte, wie schnell so ein 3:0 ins Wanken geraten kann.
Schlotterbeck zeigt Variabilität
Wie sein BVB-Teamkollegen Pascal Groß gab es für Schlotterbeck sieben Tage Auszeit vom tristen Alltag in Dortmund, der Verlauf der Partie im Signal Iduna Park dürfte dann aber bei beiden die Erinnerung an so manche Partie des BVB wieder an die Oberfläche gebracht haben. Die Situation in Dortmund ist lange nicht so rosig wie in Julian Nagelsmanns Team, gerade deshalb benötigt Dortmunds Trainer Niko Kovac die DFB-Kandidaten in einer mindestens so guten Form.
Vor allem Schlotterbeck konnte punkten in der vergangenen Woche. Nach seiner Einwechslung in Mailand stabilisierte der 25-Jährige die zuvor wackelige linke Abwehrseite, am Sonntag als Startspieler nutzte er die Freiheiten, die sich aus der taktischen Umstellung auf eine Dreierkette für ihn ohne fest zugeteilten Gegenspieler ergaben. Schlotterbeck verteidigte wie alle defensiv denkenden DFB-Spieler extrem mutig nach vorne, mit zum Teil hohem Risiko und Vertrauen auf die eigene Schnelligkeit, mit der die deutsche Verteidigung so manchen Konteransatz der Italiener im Ansatz erstickte.
In Nagelsmann hat der Dortmunder Innenverteidiger einen großen Fürsprecher, er ist aktuell der einzige BVB-Spieler, der seinen WM-Startplatz recht sicher hat. Bei Groß ist die Konkurrenz-Situation eine andere. Angelo Stiller hat seine Ambitionen in Dortmund untermauert, der bei der EM noch von Nagelsmann verschmähte Leon Goretzka ist ein klarer Gewinner des Duells mit Italien. Und im Hintergrund lauert ein Super-Talent wie der aktuell noch verletzte Alexander Pavlovic. Auch das fortgeschrittenes Alter bei Groß, hat Nagelsmann schon mal allgemein thematisiert, könnte bei der Nominierung eine Rolle spielen.

Der Auftrag, den Schlotterbeck, Groß und auch Karim Adeyemi mit zurück zum BVB nehmen, ist klar formuliert. Nach der Pause ließ sich die deutsche Mannschaft das Heft komplett aus der Hand nehmen, eine Parallele zu einigen Spielen, die das Trio im Dortmunder Trikot erlebte. „Es war so, dass der Zug in unserem Spiel nicht mehr so da war“, meinte Groß. „Und dann sieht man, dass alles passieren kann. Italien ist mehr ins Risiko gegangen, diese Druckphase musst du dann einfach überstehen.“
Wichtige Erfahrung für BVB-Trio
Für Schlotterbeck war der 1:3-Anschlusstreffer unter Mithilfe von Leroy Sané und Joshua Kimmich der Schlüsselmoment zur italienischen Aufholjagd. „Auf einmal hast du etwas zu verlieren. Wir haben dann den Faden verloren.“ Vom BVB kennen Groß, Schlotterbeck und Adeyemi solche Verläufe in dieser Saison zur Genüge. Vielleicht, meinte Schlotterbeck, helfe dieses 3:3 der deutschen Mannschaft in der weiteren Entwicklung hin zur WM in einem Jahr aber sogar mehr als es ein klarer Erfolg getan hätte. Und vielleicht hilft dem BVB-Trio diese Erfahrung ja auch für die restliche Saison in Dortmund.
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