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BVB-Verteidiger Marin Pongracic: Warum er jetzt doch wieder wichtig wird
Borussia Dortmund
Marin Pongracic hat über Monate ein Schattendasein beim BVB gefristet. Nun ist er wieder ein bedeutender Faktor in der Defensive. In Augsburg konnte er allerdings nicht restlos überzeugen.
Nach dem Jahreswechsel und einem kurzen Winterurlaub erschien Marin Pongracic mit silbergrau gefärbtem Haupt zurück in Dortmund. Der Wechsel seiner Haarfarbe war damals der erste Farbtupfer seit Langem, den der 24-Jährige beim BVB zu setzen vermochte. Sportlich war er dazu in den Wochen zuvor nicht in der Lage gewesen. Seine Auftritte auf und abseits des Rasens sorgten dafür, dass sich Pongracic teamintern nach Mats Hummels, Manuel Akanji und Dan-Axel Zagadou ganz hinten in der Innenverteidiger-Hierarchie einreihen musste.
Marin Pongracic seit langer Zeit mal wieder in der BVB-Startelf
Bisweilen gab Trainer Marco Rose sogar in Emre Can bei der Besetzung der Innenverteidigung einem defensiven Mittelfeldspieler den Vorzug vor Pongracic. Lange schien es so, als würde der Deutsch-Kroate die verbleibenden Monate bis zum Ende seiner Leihe aus Wolfsburg in Dortmund auf der Bank verbringen. Die neuerliche Verletztenmisere in der Defensive aber erhöht Pongracics Stellenwert nun wieder und dürfte ihn auch künftig häufiger in die Startelf spülen. Beim 6:0-Sieg gegen Mönchengladbach wurde er nach 42 Minuten für den verletzten Zagadou eingewechselt. Beim enttäuschenden 1:1-Remis beim FC Augsburg erhielt er als linker Part der Dreierkette sogar das Mandat von Beginn an und spielte die vollen 90 Minuten durch.
Seine Leistung fiel dabei durchwachsen aus. Gerade in der ersten halben Stunde brachte er seine Mitspieler mit unsauberen Pässen in die Bredouille. 32 Sekunden waren absolviert, dann landete sein erster Fehlpass gleich im Aus. Auch beim Rückpass nach 26 Minuten auf Gregor Kobel schien Pongracic seine Füße falsch justiert zu haben. Der Ball trudelte ins Aus, ohne dass Kobel ihn hätte erreichen können. Der folgende Eckball brachte den Fuggerstädtern aber nichts ein.
BVB-Trainer Rose sieht einen „nervösen“ aber „stabilen“ Pongracic
Zwei Szene, die exemplarisch standen für die Verunsicherung des Deutsch-Kroaten. Das war auch Marco Rose nicht verborgen geblieben. „Man merkt ihm immer mal auch ein bisschen Nervosität an und dass es für ihn etwas Besonderes ist, in diesem Trikot zu spielen. Am Anfang hat er ein, zwei Aktionen gehabt, in denen er fahrig gewirkt hat“, befand der BVB-Trainer.
Mit zunehmendem Spielverlauf aber gewann der 24-Jährige an Sicherheit. Als sich Daniel Caligiuri den Ball zu weit vorlegte, funkte Pongracic entscheidend dazwischen (8.). Und auch kurz nach Wiederanpfiff war er bei einem aussichtsreichen Angriff der Augsburger rechtzeitig zur Stelle (50.), um zu klären. „Marin hat sich reingearbeitet in dieses Spiel. Er hat hinten wichtige Situationen geklärt, hat Bälle gewonnen. Am Anfang hat er nervös gewirkt, hinten raus hat er sich stabilisiert“, urteilte BVB-Trainer Marco Rose.
BVB-Verteidiger Pongracic mit unglücklicher Figur in Augsburg
Dennoch machte Pongracic auch im weiteren Verlauf bisweilen eine unglückliche Figur. Mimik und Körpersprache wirkten mitunter regelrecht teilnahmslos. Und auch seine Abwehraktionen waren nicht immer von der von Marco Rose geforderten nötigen Energie und Intensität geprägt – wie etwa in der 72. Minute bei der Chance durch Carlos Gruezo, als Pongracic unbeteiligt im Strafraum herumtrottete und erst Emre Can entschlossen klärte. Keine Schuld traf ihn wiederum am Gegentreffer, als er die Flanke von Iago noch per Kopf zu klären versuchte, sein Ball aber genau vor den Füßen von Arne Maier landete, der den Ausgleichstreffer von Noah Sarenren Bazee vorbereitete.
Kurz nach seiner Ankunft in Dortmund sprach Marin Pongracic im Oktober über Fehler in seinem Spiel. „Früher war es zerstörerisch, wenn der erste Pass nicht angekommen oder der erste Zweikampf nicht gewonnen worden ist. Dann war ich schnell verunsichert und nach einem Spiel auch nicht gut ansprechbar. Mittlerweile bin ich lockerer und versuche, sicher ins Spiel zu kommen, möglichst gar keinen Fehler zu machen. Wenn er dann doch passiert, möchte ich ihn so schnell wie möglich abschütteln und einfach weitermachen. Ich glaube, das ist der richtige Weg“, sagte Pongracic damals. Außerdem ergänzte er: „Ich möchte reifer werden in meinem Spiel, das Level ist hier sehr hoch.“
Zwischen Wunsch und Wirklichkeit, zwischen Erkenntnis und Umsetzung klafft noch eine Lücke. Eine, die er in den nächsten Wochen wird schließen müssen, wenn Borussia Dortmund in den nächsten Wochen weiter auf ihn bauen sollte. Ein Verbleib über das Saisonende hinaus ist dagegen (nahezu) ausgeschlossen.
Cedric Gebhardt, Jahrgang 1985, hat Germanistik und Politikwissenschaft an der Ruhr-Uni Bochum studiert. Lebt aber lieber nach dem Motto: „Probieren geht über Studieren.“ Interessiert sich für Sport – und insbesondere die Menschen, die ihn betreiben. Liebt Wortspiele über alles und kann mit Worten definitiv besser jonglieren als mit dem Ball. Schickt deshalb gerne humorige Steilpässe in die Spitze.
