BVB-U23 überwintert auf Platz 14 Es fehlen ein Torjäger und das nötige Selbstverständnis

BVB-U23 überwintert auf Platz 14: Es fehlen ein Torjäger und das nötige Selbstverständnis
Lesezeit

Das Zwischenziel ist geschafft. Borussia Dortmunds U23 überwintert in der 3. Liga über dem Strich. Das ist angesichts des extrem kurzfristigen Trainerwechsels von Enrico Maaßen zu Christian Preußer und dem Verlauf dieser Hinrunde keine Selbstverständlichkeit. 18 Punkte nach 17 Spielen und Tabellenplatz 14 entsprechen den Kräfteverhältnissen und spiegeln die Stärken und Schwächen des BVB-Unterbaus angemessen wider.

Der BVB-U23 fehlt das Selbstverständnis

Mit in die Winterferien nehmen Team und Trainer ein großes Thema: die ergreifende Harm- und (manchmal auch) Ideenlosigkeit vor dem gegnerischen Tor. 13 Treffer in 17 Partien sind ein erschreckender Wert. Diese Quote in die Höhe zu schrauben, ist der drängendste Auftrag. Sie ist aber nur der offensichtlichste Punkt, an dem es hapert. Und sie ist das Resultat anderer Defizite.

Schon in der Vorbereitung hat die Mannschaft sich schwer darin getan, allein die erste Linie des Gegners zu überspielen. Im Angriffsspiel entwickelt das Team noch immer zu wenige Ideen. Es mangelt an Tiefe im Spiel, bisweilen an der (Handlungs-)Schnelligkeit und allzu häufig an der eigenen Entschlossenheit. Die Konsequenz, mit der die BVB-U23 ihre Arbeit gegen den Ball versieht, lässt sie im Offensivspiel vermissen.

BVB-Trainer Preußer setzt auf Pragmatismus

Entweder erspielt sich die Mannschaft schlichtweg zu wenige Chancen. Oder die Chancenverwertung lässt zu wünschen übrig. All das sorgt dafür, dass weiten Teilen der Mannschaft das Gefühl von Selbstwirksamkeit abgeht. Auch das fußballerische Selbstverständnis ist nur bei wenigen Spielern ausgeprägt zu erkennen.

U23-Trainer Christian Preußer steht an der Seitenline.
Erlebte mit der BVB-U23 eine Hinrunde mit Höhen und Tiefen: Trainer Christian Preußer. © imago / Picture Point

Von der im Sommer angekündigten offensiven, ansehnlichen Spielweise, die Christian Preußer vorschwebt und die auf viel Kreativität und Eigeninitiative beruht, ist der Trainer mit seiner Mannschaft weit entfernt. Dennoch hat er es geschafft, das in den ersten Wochen der Saison enorm wankende Gerüst zu stabilisieren. Er hat eine Grundformation (3-4-1-2) gefunden, die dem Personal mit seinen Vorzügen wie Schwächen entspricht und in dem es sich wohl fühlt.

BVB-U23 trotz Negativserie im Soll

Das führt zu den positiven Aspekten dieser ersten Saisonhälfte. Die BVB-U23 ist trotz des erschütternden Saisonstarts (vier Punkte nach acht Spielen) auf Kurs geblieben. Preußer, der einen auf seinen Vorgänger Enrico Maaßen zugeschnittenen Kader übernahm, hat seine Arbeit mit einer Mischung aus Pragmatismus und Unverdrossenheit verrichtet. Auch den kurzfristigen Abgang von Co-Trainer Pascal Bieler, den Julian Koch beerbte, hat das Team im laufenden Prozess kompensiert.

Julian Koch gibt Anweisungen.
Neu im Trainerstab der BVB-U23: Julian Koch. © imago / Kirchner-Media

Die Lektion mit nur einem Sieg aus den ersten acht Partien war hart, viele Spieler haben qber zunehmend besser verstanden, wie sie mit Rückschlägen umzugehen haben. Auch wichtig: In keiner Partie hat sich die Mannschaft aufgegeben. Nach der Tiefschlagserie ist es den Dortmundern gelungen, sechs Spiele in Serie ungeschlagen zu bleiben. Diese Phase bildet die Grundlage dafür, dass sie nun trotz dreier Niederlagen zum Jahresabschluss mit einem einigermaßen beruhigenden Gefühl in die Winterpause gehen kann.

BVB-U23 benötigt neue Offensivkräfte

In der Vorsaison hatte die BVB-U23 zum vergleichbaren Zeitpunkt bei einem Torverhältnis von 22:18 sechs Punkte mehr auf dem Konto. Das ist ein einigermaßen beträchtlicher Unterschied. Vor allem gefühlt trennen die beiden Hinrunden Welten, weil die Mannschaft damals jenes Selbstverständnis versprühte, was dem aktuellen Team abgeht. Dieses wird sich auch im neuen Jahr stark von der Erfolgsquote vor dem gegnerischen Tor speisen. Darum benötigt Borussia Dortmunds Drittliga-Filiale im Winter dringend neue Offensivkräfte mit entsprechenden Fähigkeiten.

Moritz Broschinski im Zweikampf.
Moritz Broschinski ist mit drei erzielten Treffern bester Torschütze der BVB-U23. © imago / Eibner

Zwar hat Moritz Broschinski – mit drei Treffern Top-Torjäger – eine positive Entwicklung genommen. Er allein jedoch wird es nicht richten können. Bradley Finks Weggang konnte der BVB bislang nicht kompensieren. Sich darauf zu verlassen, dass es auch ohne neuen Angreifer gehen dürfte, hieße, dass wohl eine ähnlich zähe Rückserie auf die BVB-U23 zukommen dürfte. Die Lust darauf wird sich in engen Grenzen halten.

BVB-U23 scheitert vor dem Tor: Trainer Preußer kündigt personelle Veränderungen an

Dritte BVB-Niederlage in Serie: Katerstimmung bei der U23 nach 0:1 gegen Aue

Dicke Luft bei der BVB-U23 nach 0:2 gegen Viktoria Köln: "Haben uns angeschrien"