Aus der Gäste-Kabine dröhnte in voller Lautstärke Vicky Leandros. „Ich liebe das Leben“, trällerte die Schlagersängerin – und die Spieler von Erzgebirge Aue stimmten gut gelaunt mit ein. Die Dortmunder empfanden diesen Moment gänzlich anders. Enttäuscht, frustriert und auch ein Stück weit konsterniert verschwanden sie nach Schlusspfiff in den Katakomben des Signal Iduna Parks.
BVB-Teammanager Preuß ist frustriert
Wenige Augenblicke zuvor hatten sie mit 0:1 gegen das seit fünf Spielen sieglose Schlusslicht aus Aue verloren. Im letzten Drittliga-Spiel des Jahres wollte die BVB-U23 neben drei Punkten vor allem ein gutes Gefühl für den Jahreswechsel mitnehmen. Aus beidem wurde nichts. Ingo Preuß war besonders verärgert. Wütend stapfte er bereits kurz nach Spielschluss zu seinem Auto. „Ich bin total geknickt, dass keiner die Wucht hat, auch mal ein Tor schießen zu wollen“, bekannte der Sportliche Leiter.
Preuß hatte wie die 1300 Zuschauer im Stadion einen überlegenen BVB gesehen, bei dem erneut Aufwand und Ertrag in einem eklatanten Missverhältnis standen. Dass es ein steiniger Weg durchs Erzgebirge werden würde, war allen Beteiligten bereits im Vorfeld klar gewesen. Dass es derart holprig wurde, dagegen nicht. Das jedoch hatte sich die Borussia in erster Linie selbst zuzuschreiben. Weil sie beim entscheidenden Gegentreffer durch Marco Schikora (46.) durch einen haarsträubenden Fehlpass von Can Özkan selbst Pate stand. Und weil sie offensiv einmal mehr selbst bestmögliche Chancen ausließ, über weite Strecken aber auch zu wenig Entschlossenheit zeigte.
BVB kassiert bittere Niederlage gegen Aue
Justin Njinmah traf nur die Latte (62.), Göktan Gürpüz, Franz Pfanne und Niklas Dams zielten in der Nachspielzeit zu ungenau. „Am Ende muss man von vier, fünf ganz dicken Möglichkeiten auch mal einen machen. Sonst steht man da, wo wir jetzt stehen. Die kämpfen ums Überleben und wir nicht“, schimpfte Preuß.

Es passte ins Bild dieses verkorksten Abends, dass Schiedsrichter Assad Nouhoum dem BVB in der 84. Minute nach einem Foul an Dams einen Strafstoß verweigerte. „Ich will keinen Elfmeter schinden. Klar habe ich den Kontakt angenommen, ich habe ihn gespürt. Ich komme auch so aus dem Tritt, dass ich hinfalle. Man sieht auch an meiner Reaktion, ich wollte auch weiterlaufen. Nur weil ich danach direkt aufstehe, heißt das ja nicht, dass es nichts war“, meinte Dams.
BVB-Routinier Dams übt Kritik
„Das war extrem enttäuschend. Wir hatten uns vorgenommen, mit einem Sieg in die Winterpause zu gehen. Das haben wir nicht geschafft“, konstatierte Dams. Dem Abwehr-Routinier war anzumerken, wie sehr ihn die immer gleichen Probleme wurmen. Insbesondere die schwache Offensiv-Quote. „Das zieht sich schon durch die ganze Hinrunde. Wir stehen im Ligavergleich am Tabellenende, was die geschossenen Tore angeht. Deswegen erwarten wir nicht, dass wir jedes Mal ein Chancenfeuerwerk abbrennen. Trotzdem haben wir so klare Chancen, dass wir mindestens ein Tor machen müssen“, sagte Dams.

Das macht die Lage bei Borussia Dortmunds U23 so vertrackt. Bei aller berechtigten Kritik an der mitunter wenig attraktiven Spielweise gelingt es dem Team regelmäßig, durchaus Möglichkeiten zu kreieren. „Die Chancen sind ja da, es ist nicht so, dass wir uns keine erspielen. Aber es fehlt die Kaltschnäuzigkeit. Uns fehlen das Selbstverständnis und auch die Ruhe vor dem Tor. Es muss unser Hauptziel sein, daran zu arbeiten und das zu verbessern, weil es offensichtlich ist, dass es daran hapert“, so Dams.
BVB-U23: Neuer Stürmer soll kommen
In die gleiche Kerbe schlug Christian Preußer. „Ich hätte ein anderes Gefühl, wenn wir keine Torchancen hätten. Aber wir haben 13 Tore nach 17 Spielen erzielt, das ist zu wenig. Toreschießen – das wird der Fokus sein“, betonte der BVB-U23-Trainer mit Blick auf die zweieinhalbmonatige Winterpause. Darüber hinaus deutete der 38-Jährige auch Verstärkungen für die Offensive an: „Die personelle Situation kann sich nochmal ändern. Es kann sein, dass wir noch mal einen neuen Stürmer dazubekommen.“ Das erscheint nach der Enttäuschung gegen Erzgebirge Aue mehr denn je geboten.
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