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BVB-U23 gelingt wichtiger Schritt – Sonderlob für zwei Talente, Sorgen um Routinier
Borussia Dortmund II
Borussia Dortmunds U23 siegt gegen Verl und zeigt begeisternden Offensiv-Fußball. Zwei Talente erhalten ein Extra-Lob. Bitter ist aber: Ein Leistungsträger droht länger auszufallen.
Er dachte gar nicht lange nach. Im Anschluss an seinen ersten Treffer drehte Berkan Taz laut jubelnd ab, streckte beide Arme in die Waagerechte. Selbiges war nach Tor Nummer zwei zu beobachten. Beim allerersten Wiedersehen mit seinem Ex-Verein machte der 22-Jährige kurzen Prozess, sowohl auf sportlicher wie emotionaler Ebene – und resümierte nach dem 3:0-Auswärtserfolg so simpel wie richtig: „Schade für Verl – die haben jetzt schon oft verloren. Aber schön für uns und für mich.“
Zum einen nämlich baute die U23 des BVB ihren Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz weiter aus und sammelte in den vergangenen drei Partien sieben Zähler, sodass Manager Ingo Preuß lobend hervorhob: „Mit 27 Punkte zu diesem Zeitpunkt kann ich nur zufrieden sein.“ Zum anderen spielte sich die Borussia nach zu Teilen harten Wochen in einigen Situationen richtiggehend frei gegen die Verler, die Taz und Kollegen allein in den ersten 15, 20 Minuten ernsthafte Probleme bereiten konnten.
„Da dachte ich mir: Wenn das in dem Tempo weitergeht, wird es kompliziert für uns“, so Preuß im Anschluss. Der Gegner spielte in dieser Phase variabel, schnell und zielgerichtet in den Strafraum, verpasste es nur, in Führung zu gehen. Im Gegensatz zur Borussia, die – inzwischen defensiv im Eins-gegen Eins und dank der Umstellung deutlich aggressiver – durch den guten Ansgar Knauff das 1:0 erzielte, die Kontrolle übernahm und spätestens nach der Gelb-Roten Karte für Verls Kapitän Mael Corboz (57.) uneinholbar war.
Das offensive Verwirrspiel, das zuvorderst Taz, Sprinter Richmond Tachie, Profi-Leihgabe Knauff und Immanuel Pherai in der Offensive veranstalteten, zeitigte große Wirkung bei der zerzausten Abwehrreihe des Gastgebers. Die Borussia überspielte die erste Verler Pressinglinie zeitweise nach Belieben, stach immer wieder in die Tiefe, besetzte die zuweilen überraschend großen Freiräume – und profitierte vom wenig zupackenden Abwehrstil des SC Verl. So zum Beispiel vor dem 0:2, als Pherai den im Halbraum positionierten Taz sah und anspielte.
BVB-Talente Pherai und Taz erhalten Extra-Lob
Dieses Duo verdiente sich später ein Extra-Lob von Preuß. Sommer-Zugang Taz sei offenbar ein „guter Griff gewesen“, sagte der Kaderplaner angesichts der Scorerbilanz (sieben Treffer, drei Assists) und der unberechenbaren, schnörkeligen Spielart. Pherai, an diesem Tag mit gleich drei unmittelbaren Vorlagen, habe wiederum „das beste Spiel gezeigt, das ich bisher von ihm gesehen habe – in beide Richtungen war er so, wie wir ihn uns wünschen“, so Preuß.
Der ab und an etwas fahrige, doch zweifelsfrei hochtalentierte Offensive gewann Duelle auf dem Boden und in der Luft, legte mehrere Großchancen auf und kam in unterschiedlichen Szenen selbst zum gefährlichen Abschluss. „A day to remember“ befand er nachher. Und Taz meinte: „Es macht einfach Bock, mit diesen ganzen Jungs im Angriff zu spielen. Die wollen alle zocken, wir können immer wieder ins Klein-klein gehen und Situationen fußballerisch lösen.“
Ein Vorzug in dieser Liga, der mit Cleverness und defensiver Disziplin gepaart werden sollte. So wie in den meisten Szenen gegen Verl – obschon Keeper Stefan Drljaca ab und an eingreifen und parieren musste. „Wir hatten heute einen sehr guten Torwart“, sagte Preuß und betonte: „Wenn es 6:0 oder 8:3 ausgegangen wäre, hätte sich auch niemand beschweren können.“ Final ging die Borussia, die in der Tat noch einige Top-Tormöglichkeiten vergab, allerdings zum zweiten Mal in Folge ohne Gegentreffer vom Feld.
Nach wie vor macht sie einen stabilen, widerstandsfähigen Eindruck – und trotzte auch dem frühen Ausfall von Abwehrchef und Routinier Niklas Dams. Der musste nach nur sieben Minuten vom Feld, nachdem er auf dem schlechten Rasen in ein Loch getreten und umgeknickt war. Bitter: Eine längere Verletzungspause mochte Maaßen am Samstag nicht ausschließen. Sicher ist, dass Antonios Papadopoulos am kommenden Wochenende gegen den strauchelnden und gegen Magdeburg mit 2:5 vermöbelten TSV 1860 München gelbgesperrt fehlen wird.
BVB-Angreifer Taz fordert Härte gegen 1860 München
Gleich warten also schon die nächsten Herausforderungen auf diese junge Dortmunder Mannschaft. „Auch gegen 1860 müssen wir wieder technisch gut sein und mit aller Härte dazwischenhauen, wenn nötig“, blickte Taz voraus. Seine Devise: „Die müssen merken, dass wir keine normale U23 sind.“ Sondern eine, die nicht lange zaudert und gerne kurzen Prozess macht.
Tore: 0:1 Knauff (33.), 0:2 Taz (35.), 0:3 Taz (43.)
Schreibt seit 2015. Arbeitet seit 2018 für die Ruhr Nachrichten und ist da vor allem in der Sportredaktion und rund um den BVB unterwegs.
