BVB-U23 darf Regionalliga fortsetzen: Chance und Verpflichtung zugleich

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BVB-U23 darf Regionalliga fortsetzen: Chance und Verpflichtung zugleich

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Die Regionalliga wird wie eine Profi-Klasse behandelt, die BVB-U23 darf daher den Spielbetrieb fortsetzen. Das ist Chance und Verpflichtung zugleich.

Dortmund

, 02.11.2020, 19:37 Uhr / Lesedauer: 3 min

Ingo Preuß hatte den Glauben verloren – und sich für die kommenden vier Wochen schon gedanklich „vom Fußball verabschiedet“. Dass die Regionalliga-Kampagne fortgesetzt werden kann – trotz der steigenden Coronavirus-Infektionszahlen und der deshalb beschlossenen Maßnahmenverschärfung der politischen Entscheidungsträger –, das kam für ihn zwischenzeitlich nicht mehr infrage. „Ich bin froh, dass wir weiterspielen können“, sagt er am Montag (2. November) im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten – und lobt den Verband. Dessen Engagement, das das Okay der NRW-Staatskanzlei erst ermöglichte, ist für die Vereine Chance und Verpflichtung zugleich.

BVB-U23 und andere Regionalligisten erhalten gewaltigen Vertrauensvorschuss

Denn freilich muss die Vorsicht vor diesem Virus weiterhin das oberste Gebot bleiben. Die Pandemie pflügt über den Globus, nimmt keine Rücksicht auf persönliche oder kollektive Befindlichkeiten. Ihr muss darum mit angemessener Sorgfalt begegnet werden. Dass die Regionalliga letztlich als Profi-Spielklasse bewertet und ihr nicht - ebenso wie den Amateurligen - die Spielerlaubnis entzogen wurde, ist ein gewaltiger Vertrauensvorschuss. Dem müssen die Vereine gerecht werden – und sich so professionell wie möglich benehmen. In den vergangenen Wochen gelang das ordentlich. Mit Ausnahmen.

Zuweilen nämlich keimten durchaus Zweifel auf, ob denn wirklich jeder verstanden hat, um was es geht. Auf einem Dorfplatz tat ein Stadionsprecher seine Zweifel am Mund-Nasen-Schutz kund. Kürzlich sollte eine Pressekonferenz in einem kleinen, muffigen Raum abgehalten werden, ehe die Dortmunder Delegation intervenierte. Und deutlich zu häufig saßen oder standen Zuschauer in den vergangenen Wochen dicht an dicht, verzichteten auf Abstand. Gewiss: Dieses spezielle Problem wird es erst mal nicht geben, Fans sind in den kommenden Wochen ausgeschlossen. Doch diese Beispiele illustrieren, welche Sorglosigkeit mancherorts herrscht(e).

BVB-U23 in der Regionalliga: Spielbetrieb wird fortgesetzt

Die (angesprochenen) Vereine müssen dieses zu Teilen laxe Verhalten abstellen – und den nach oben gereckten Daumen der Landesregierung als Chance begreifen. Wäre der Betrieb unterbrochen worden, hätte es zu noch mehr Chaos geführt, auf dem Konto wie im Terminkalender. Dass mindestens bis Ende November keine Zuschauereinnahmen hinzukommen werden, tut vielen Klubs weh, vor allem denen mit großer Reichweite und hohem Fanaufkommen wie RWE oder RWO. Der Status quo ist also kein Dauerzustand. Doch die angekündigte Finanzspritze des Landes NRW dient zumindest als Erste Hilfe.

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Und es ist nur nachvollziehbar, dass der Verband den Spielstopp zwingend verhindern wollte. Die ohnehin schon optimistische Liga-Planung wäre sonst immer komplizierter geworden. Das ist allen Verantwortlichen bewusst. Für die Vereine gilt es nun, die bestehenden Hygienemaßnahmen konsequent umzusetzen, ohne Aussetzer. Denn dass die Regionalliga-Spieler ohne regelmäßige Testungen ihrem Beruf nachgehen dürfen, während Kinos, Theater oder Restaurants weitgehend schließen mussten, ist schlicht und ergreifend ein großes Entgegenkommen der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei. Die Protagonisten sollten es genauso sehen - und entsprechend handeln.

BVB-U23 ist sich der Verantwortung bewusst

„Wir verfahren so, wie zuletzt auch“, betont BVB-II-Manager Preuß gegenüber den Ruhr Nachrichten. „Sobald irgendeiner ein Symptom aufweist, geht er nach Hause. Bisher sind wir sehr gut damit gefahren. Wir hatten nur einen Fall, der bleibt hoffentlich der letzte. Auch wenn man das bei den Zahlen aktuell nicht sagen kann.“ Wohl wahr, zu unübersichtlich ist die Lage - und kann sich schlagartig verändern. Erst kürzlich fehlte Dortmunds Torwarttrainer Thomas Feldhoff, weil er Kontakt zu einem Corona-Infizierten hatte. Für ihn, der in Quarantäne saß, sprang Physiotherapeut Daniel Zolinski ein. Als Aushilfscoach mit Kreisliga-Erfahrung.

Was diese Erzählung zeigen soll? An manchen Stellen verlangt die Pandemie Improvisation, an anderen Konsequenz. Dessen müssen sich alle Klubs bewusst sein - und sorgfältig abwägen, wann welche Tugend zu gebrauchen ist. Damit die Punktehatz nicht doch noch stoppt. Und die Klubs ihrer Verantwortung nachkommen. Die Entscheidung der Landesregierung ist schließlich ein Geschenk: Zum ersten Mal wurde die Regionalliga behandelt wie eine Profi-Klasse. Allein aus diesem Grund kam es nicht zum Stillstand.

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