BVB-Transfers im Winter: Zwei Wechselkandidaten – keine Verstärkung?

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BVB-Transfers im Winter: Zwei Wechselkandidaten – keine Verstärkung?

rnBorussia Dortmund

Borussia Dortmund wird das Wintertransferfenster nicht wie üblich nutzen. Es gibt zwei Wechselkandidaten beim BVB – wohl aber keine Verstärkungen.

Dortmund

, 21.12.2021, 17:24 Uhr / Lesedauer: 3 min

Vor dem kurzen Weihnachtsurlaub wird bei Borussia Dortmund Bilanz gezogen. Die „Elefantenrunde“ traf sich am Dienstag zur Hinrunden-Analyse, natürlich aber war auch ein Thema, ob und wie sich der Kader in der anstehenden Transferphase optimieren lässt. Zwei BVB-Profis sind Wechselkandidaten. Verstärkungen dürfte es erst mittelfristig geben.

In den vergangenen Jahren hat Borussia Dortmund in der Winterpause durchaus werthaltige Transfers getätigt und dafür auch viel Geld in die Hand genommen. Zuletzt für Erling Haaland und Emre Can gut 40 Millionen Euro im Winter 2019/20, davor für Leonardo Balerdi 15,5 Mio. im Januar 2019. Ein Jahr zuvor waren es 21,5 Mio. für Manuel Akanji. Die Transfers waren zum Teil Vorgriffe auf ohnehin geplante Aktivitäten für den folgenden Sommer (wie bei Akanji und Balerdi), zum Teil aber auch die Reaktion auf erkannte Schwachstellen des Kaders in der laufenden Saison.

Das alles aber passierte, bevor Corona auch den Profifußball veränderte.

BVB hat weiter mit der Corona-Pandemie zu kämpfen

Die Pandemie hat die Rahmenbedingungen für alle Klubs der Bundesligen deutlich verschärft. Nur dank der erfolgreichen Kapitalerhöhung hat der BVB das in 18 Monaten aufgelaufene dicke Corona-Minus im Portemonnaie ausgleichen können. Jetzt sind nach der beim Bund-Länder-Treffen beschlossenen Rückkehr zu Geisterspielen die nächsten Einnahmeausfälle unvermeidlich. In Dortmund werden diese besonders deutlich zu Buche schlagen – mit bis zu vier Millionen Euro brutto pro Heimspiel.

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Borussia Dortmund hat über die gesamte Saison mit einer Auslastung des Stadions von knapp über 60 Prozent geplant, diese Marke ließe sich auch mit weiter zugelassenen 15.000 Fans nicht mehr erreichen. Dazu kommt das enttäuschende Abschneiden in der Königsklasse, das ein Prämien-Loch von rund 13 Millionen Euro reißt. „Das Aus in der Champions League und die erneut reduzierten Zuschauerzahlen lassen unseren wirtschaftlichen Rahmen für jedermann nachvollziehbar nicht allzu groß werden“, sagt auch Sportdirektor Zorc. Ein großzügiges Winter-Shopping ist in diesem Jahr ausgeschlossen, intern wird eher damit geplant, dass die Corona-Folgen den Handlungsspielraum des Klubs bis mindestens 2023 beeinflussen werden.

Borussia Dortmund könnte nachbessern

Dabei gäbe es natürlich sofortigen Optimierungsbedarf: Flinke Außenspieler sind rar im Dortmunder Kader, das Interesse an Karim Adeyemi (19) ist verbrieft. Er wird jedoch erst im Sommer wechseln. Und noch gilt weiterhin, dass der deutsche Neu-Nationalspieler in Diensten von RB Salzburg die Entscheidung über seine sportliche Zukunft noch nicht getroffen hat.

Als Eins-zu-Eins-Ersatz für den Fall, dass Erling Haaland den Klub verlassen sollte, wird der in München geborene Adeyemi nicht gesehen. Eher wäre er der verspätet verpflichtete Sancho-Nachfolger. Für eine Reihe interessanter Mittelstürmer wie Darwin Nunez (22/Benfica Lissabon) gilt, dass das passende Anforderungsprofil nicht immer in Einklang gebracht werden kann mit den finanziellen Rahmenbedingungen eines möglichen Transfers.

BVB wird in der Defensive nicht tätig werden

Die Kasse ist weitgehend leer, daher wird die Borussia auch auf den beiden defensiven Außenbahnen nach Informationen dieser Redaktion im Winter nicht tätig werden. Rechts traut man Thomas Meunier eine weitere Steigerung zu, nachdem sich der Belgier nach seiner schwachen ersten BVB-Saison stabilisiert hat. In Marius Wolf hat ein eigentlich abgeschriebener Spieler seine Chance eindrucksvoll nutzen können. Er steht als Alternative ebenso bereit wie Felix Passlack, der beide Seiten spielen kann und daher trotz sehr geringer Spielanteile in der Hinrunde nicht abgegeben werden soll. Ideal besetzt sind die Außenbahnen defensiv freilich nicht, das hat die große Verletzungsmisere der Hinserie überdeutlich gezeigt.

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Gesucht wird mittelfristig ab Sommer 2022 ein Nachfolger für Axel Witsel, dessen Vertrag ausläuft. Auch wenn der BVB in Jude Bellingham für die kommenden Jahre einen Anführer für das zentrale Mittelfeld schon in seinen eigenen Reihen hat, soll zusätzlich ein Spielertyp den Kader verstärken, der mit Erfahrung und Ausstrahlung vorangehen und junge Spieler führen und formen kann.

Borussia Dortmund muss auch Spieler abgeben

Um aktuell Spielraum für Kaderveränderungen zu bekommen, braucht es in jedem Fall zunächst einmal Bewegung auf der Abgabeseite. Ein Wechsel von Roman Bürki würde den Gehaltsetat spürbar entlasten, Interessenten stehen allerdings nicht gerade Schlange beim einstigen Nummer-Eins-Schlussmann.

„Noch“, sagt Lizenzspieler-Leiter Kehl, „ist es sowohl auf der abgebenden wie aufnehmenden Seite ruhig.“ Frühestens im Januar dürfte sich auch klären, wie es mit dem Brasilianer Reinier weitergeht. Er ist neben Bürki zweiter Wechsel-Kandidat im Winter, die noch bis zum Sommer laufende Leihe hat für alle drei beteiligten Parteien nicht den gewünschten Effekt gebracht. Weil Real Madrid, wo der 19-Jährige noch einen gültigen ´Vertrag bis 2026 (!) besitzt, ihn nicht erneut verleihen will und einen Verkauf anstrebt, dürfte es nicht leicht werden, für Reinier einen neuen Klub zu finden und die Leihe mit Dortmund vorzeitig zu beenden. Loses Interesse soll es in Portugal bei Benfica Lissabon geben, die Ablöse stellt allerdings eine hohe Hürde dar.

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So wird es vornehmlich die Gruppe richten müssen, aus der Trainer Marco Rose viel zu viele Spieler aus Verletzungsgründen bislang gar nicht regelmäßig um sich hatte. Auch Kehl sagt: „Wir beobachten natürlich weiterhin die Situation. Man muss jedoch auch sehen, dass der Trainer kein einziges Mal den kompletten Kader über einen längeren Zeitraum hinweg auf dem Trainingsplatz hatte.“ Abläufe und Routinen hätte man so gar nicht verinnerlichen können. „Da ist schon die Hoffnung, dass wir im Januar mit Ausnahme von ein, zwei Langzeitverletzten alle an Bord haben und noch mal einen Schritt nach vorne kommen.“