09 Thesen zur BVB-Hinrunde: Rose als Mangelverwalter - viele Schwachstellen im Kader

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09 Thesen zur BVB-Hinrunde: Rose als Mangelverwalter - viele Schwachstellen im Kader

rnBorussia Dortmund

Borussia Dortmund spielt eine durchwachsene Hinrunde. Marco Rose ist als Mangelverwalter gefordert. Der BVB-Kader weist zahlreiche Schwachstellen auf. 09 Thesen zum ersten Teil der Saison 21/22.

Dortmund

, 20.12.2021, 17:20 Uhr / Lesedauer: 3 min

Arminia Bielefeld verteidigt besser. Erling Haaland ist kein Allheilmittel. Auswärts spielt Schwarzgelb nur grau. Was ist falschgelaufen bei Borussia Dortmund und wie kann es besser werden? 09 Denkanstöße zur Winterpause:

01.) Roses Arbeit lässt sich noch kaum bewerten:

In der Bundesliga noch okay, im DFB-Pokal im Soll, in der Champions League rausgeflogen: Ein durchwachsenes Fazit, das auch für Trainer Marco Rose gilt, der mehr Mangelverwalter als Spielgestalter war. Als Typ passt er zum BVB, jetzt muss er noch erfolgreicher werden und besseren Fußball spielen lassen. „Er weiß, worum es geht“, betont Sportdirektor Michael Zorc auf Anfrage. „Er ist bei uns unumstritten und macht sich Gedanken, welche Hebel und Stellschrauben er betätigen kann.“

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02.) Der Kader passt nicht zum gewünschten Spielstil:

Im Sommer waren kaum Korrekturen möglich, im Winter wird es ähnlich laufen. Der Kader hat Schwachstellen auf den Flügeln (Tempo, Dribbling) und bei den Außenverteidigern. Aggressives Pressing liegt wenigen Spielern im Blut, einige haben es auch nicht in den Beinen. Außerdem: Rose hat das passende System noch nicht gefunden, die von ihm geliebte Raute oder alternativ die Dreierkette haben sich nicht wirklich bewährt. Lizenzspieler-Chef Sebastian Kehl: „Man muss auch sehen, dass der Trainer in dieser Hinrunde kein einziges Mal den kompletten Kader über einen längeren Zeitraum hinweg auf dem Trainingsplatz hatte. Er konnte nicht mit der gesamten Gruppe zusammenarbeiten, Abläufe und Routinen verinnerlichen.“


03.) Lissabon-Schmach und Bayern-Pleite haben den Stecker gezogen:

Durch das unverzeihliche Aus in der Königsklasse und den Knockout im direkten Duell mit dem größten Ligakonkurrenten aus München hat die Mannschaft frühzeitig ihre größten Ziele verfehlt. Frustration und Müdigkeit haben sich eingeschlichen. Es fehlt der Nährboden für konstant gute Leistungen.

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04.) Der BVB muss die Verletzungsprobleme in den Griff bekommen:

Der Krankenstand beim BVB seit dem Sommer: ein einziges Desaster. „Es fehlten immer wieder Spieler. Dann mussten andere ran, die nicht im Rhythmus, nicht fit waren und trotzdem durchziehen mussten“, lamentiert Zorc. Liegt es an der Belastung? An der nicht ausreichenden medizinischen und athletischen Betreuung beim BVB? Oder an der mangelhaften Professionalität der Spieler außerhalb des Trainingsplatzes? Hausgemachte Probleme, die sich der Klub eigentlich nicht leisten kann: Der Qualitätsabfall in der „zweiten Reihe“ ist zu groß.


05.) Der BVB ist keine Spitzenmannschaft:

Vor allem auswärts wird aus stolzem Schwarz und Gelb viel zu oft ein gemischtes Grau. Es hagelte vier Niederlagen in der Fremde, zehn Punkte bedeuten in der Bundesliga nur Platz sechs in der Auswärtstabelle. Bei zwei Reise-Rückschlägen in der Champions League sahen die Borussen ebenfalls schlecht aus. Zorc: „Dass wir die Auswärtsspiele nicht mehrheitlich gewinnen, begleitet uns schon seit Jahren.“ Man kann es Mentalität, Sieger-Gen oder Widerstandsfähigkeit nennen: Im Reisegepäck fehlt Punch.

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06.) Viele Fans wenden dem Fußball und dem BVB den Rücken zu:

Einerlei, ob Corona der Auslöser oder ein Verstärker ist: Der Fußball allgemein, und damit auch der BVB, hat während der Pandemie viel von seiner Anziehungskraft verloren, auch durch eigene Fehler (Vermarktung, Ticketpreise, Anstoßzeiten, Entfremdung, lahmer Wettbewerb). Viele Stammgäste planen zwischenzeitlich ihre Freizeit anders. Selbst Spiele mit reduzierten Zuschauerzahlen waren nicht ausverkauft. Bedenklich: Der Nachwuchs fehlt. Es wird dauern, bis Stimmung in die Arenen zurückkehrt. Dem BVB fehlen die Fans mehr als anderen Teams.


07.) Die Abhängigkeit von Haaland ist zu groß:

Haaland trifft und trifft und trifft. Mit der negativen Auswirkung, dass der Alleinunterhalter als Allheilmittel herhalten muss. Den Verlust von Jadon Sancho als zweitem Unterschiedspieler hat Dortmund nicht kompensiert. Die Leere können Reus, Hazard, Brandt, Reyna (auch verletzungsbedingt) nicht ausfüllen. Und so genervt wie zuletzt ist selbst Haaland keine Hilfe.

08.) Der BVB muss endlich lernen zu verteidigen:

Der Angriff gewinnt Spiele, die Abwehr gewinnt Meisterschaften? Diese These kann der BVB seit zehn Jahren nicht widerlegen. Es hagelte in der Hinrunde 37 (!) Gegentore in den 23 Spielen in Bundesliga und Champions League. Selbst Arminia Bielefeld stellt eine bessere Abwehr! Wie schlampig die Mannschaft kollektiv verteidigt, wie nachlässig sie ihr eigenes Tor abschirmt, ist fatal. Verteidigen fängt dabei vorne an, doch Roses Gegenpressing greift nicht oft. Gegen eine defensivere Ausrichtung wehrt sich der Trainer, obwohl dies den Stärken und Schwächen entgegenkommen könnte.


09.) Für die Meisterschaft reicht es nicht, aber ein Titel ist noch drin:

Spätestens seit dem 2:3 bei Hertha BSC ist offenkundig, dass die Schale im Sommer nicht um den Borsigplatz fährt. Vom Titel in der Königsklasse hat eh keiner zu träumen gewagt. „In den anderen Wettbewerben sieht das anders aus“, betont Kehl, „und ich wünsche mir, dass wir dort maximal erfolgreich sind.“ Im DFB-Pokal sind namhafte Mitbewerber ausgeschieden (u.a. München, Leverkusen, Wolfsburg, Frankfurt), das Finale in Berlin muss das Ziel sein. Und die Europa League? Der Titel fehlt noch auf dem Briefkopf der Borussia.