
© imago / RHR-Foto
BVB-Trainer Rose setzt seinen Kurs fort - die Mannschaft muss ihm nun folgen
Meinung
BVB-Trainer Marco Rose vollzieht nach dem Aus in der Europa League eine erstaunliche Wandlung - und setzt seinen Kurs nach dem 1:0 gegen Bielefeld fort. Nun muss ihm seine Mannschaft folgen.
Das leichte Schmunzeln im Gesicht von Marco Rose verriet, dass er mit dieser Frage gerechnet hatte. Natürlich. Denn die Aussicht auf einen unterwartet doch noch spannenden Endspurt in der Fußball-Bundesliga ist schließlich verlockend. Für Journalisten, aber auch für den Trainer der Dortmunder Borussia selbst, wie Rose freimütig zugab. „Ich wäre sofort mit dabei“, sagte er. Das unausgesprochene „aber“ schwang in diesem Satz allerdings mit.
Die ständig wiederkehrenden zwei Gesichter der BVB-Profis
Die nackten Zahlen geben in der Theorie Grund genug für Träumereien. Gewinnt Dortmund das Auswärtsspiel am Mittwoch in Mainz, schrumpft der Rückstand gegenüber den Bayern auf vier Zähler. Das ist bei acht verbleibenden Partien, dem direkten Duell im April in München noch in der Hinterhand und einem Rekordmeister, der von den Ergebnissen her keinesfalls souverän und übermächtig wirkt, kein Rückstand, der einen resignieren lassen sollte.
Gefühlt im Zwei-Wochen-Rhythmus hat sich der BVB in eine Situation hineingearbeitet, in der die Bayern wieder in Reichweite geraten und in der der ganz große Wurf reale Formen annimmt. Gefühlt im Zwei-Wochen-Rhythmus aber hat die Mannschaft in der Vergangenheit diese gute Ausgangsposition aber auch regelmäßig wieder verspielt.
BVB-Trainer Marco Rose vollzieht eine erstaunliche Wandlung
Und man muss kein Experte sein, um zu prophezeien, dass es am Ende für den BVB dann nicht reichen wird, wenn diese ständige Berg- und Talfahrt nicht ein Ende nimmt. Genau das, meinte Rose nach dem mühsamen Arbeitssieg gegen Arminia Bielefeld daher, sei das eigentliche Thema derzeit. „Wir sind durch Täler gegangen, dann war es wieder anständig. Wir hatten Ergebnisse, dann hatten wir sie nicht. Das ist das, womit wir uns beschäftigen müssen. Aber ich verstehe, dass ihr das Thema immer wieder aufmacht.“
Rose hat über die unfreiwillige 14-tägige Spielpause bis zur Partie gegen Bielefeld eine erstaunliche Wandlung vollzogen. Nach dem Ausscheiden in der Europa League, das die enttäuschende Pokal-Bilanz der Borussia nach dem frühen Aus im DFB-Pokal noch auf die Spitze trieb, wirkte Dortmunds Trainer dünnhäutig und genervt. Von den immer wieder aufflammenden Diskussionen um angeblich fehlende Haltung und Mentalität bei seiner Mannschaft, von den Diskussionen um seine Person. Auch wenn er immer wieder betonte, darauf vorbereitet gewesen zu sein, dass Kritik bei einem Klub wie dem BVB schneller kommt und heftiger ausfällt, schien er doch von der Wucht, mit der diese Kritik über ihn hereinbrach, überrascht gewesen zu sein.
Die BVB-Profis müssen Marco Rose nun folgen
Schon am Freitag aber gab es einen ganz anderen Trainer Marco Rose zu sehen und zu hören. Selbstkritisch, analytisch und schonungslos ehrlich. Diesen Kurs setzte Rose fort, als er nach dem Sieg gegen Bielefeld auf seine Kappe nahm, den grundsolide agierenden Felix Passlack für Trainingseifer und Hingabe zum Verein nicht schon eher mit einem Einsatz belohnt zu haben – und sein Statement zum Spiel damit schloss, „dass auch das Spiel heute gezeigt hat, dass wir eine Menge zu tun haben und anpacken müssen.“
Rose ist vorangegangen mit seiner reflektierten General-Analyse und hat die Messlatte gelegt. Seine Mannschaft, deren Hauptmerkmal in dieser Saison trotz einer sehr ordentlichen Punkteausbeute auch in der Liga die Inkonstanz war, muss ihm nun folgen. Dazu gehört, in den verbleibenden beiden Spielen dieser Englischen Woche durch zwei Siege den Druck auf die Bayern weiter zu erhöhen. So recht mag man nach den bisherigen Eindrücken in dieser Spielzeit nicht daran glauben. Doch gelingt dieser Sprung auf ein konstant höheres Qualitätslevel, was Auftreten und Ergebnisse angeht, dann könnten die Träume tatsächlich noch Realität werden.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
