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BVB-Torhüter Marwin Hitz: Der beste zweite Mann
Saisonbilanz
Seine Ansprüche auf einen Stammplatz muss Marwin Hitz beim BVB hinten anstellen. Der Mannschaft hilft der Reservetorhüter dennoch verlässlich. Jetzt kommt noch eine neue Aufgabe hinzu.
Diese Bilanz ist und bleibt vermutlich einmalig. Satte eineinhalb Jahre lang konnte Marwin Hitz den Tag mit seiner ersten Niederlage bei einem Pflichtspieleinsatz im BVB-Trikot hinauszögern. Seit Sommer 2018 Borusse, dauerte es bis zum 4. Februar 2020, ehe der Ersatztorhüter nach elf Partien ohne Pleite zum ersten Mal als Verlierer im schwarzgelben Trikot vom Platz ging. Dass dies ausgerechnet beim 2:3 im DFB-Pokal-Achtelfinale in Bremen geschah, er eine Mitschuld am ersten Gegentor trug und Wiedergutmachung durch den Cup-Modus unmöglich ist, macht die Sache für den Schweizer umso ärgerlicher.
Bei BVB-Ersatzkeeper Marwin Hitz langt es nicht zum großen Wurf
Ein wenig kann diese Episode als beispielhaft gelten für die Verbindung von Marwin Hitz und Borussia Dortmund. Der 1,94 Meter lange Keeper bringt meist tadellos gute Leistungen, wenn er gebraucht wird. Aber zum großen Wurf oder zur Nummer eins im Kader, in der Rangordnung vorbei an Roman Bürki, langt es dann doch nicht.
Acht Pflichtspieleinsätze sind für Hitz in der Saison 2019/20 verzeichnet. Nach dem Sieg im Supercup (2:0 gegen den FC Bayern München) folgten vier Berufungen in der Bundesliga und drei im DFB-Pokal. Seinen Ruf als ein Torhüter, den das Trainerteam bedenkenlos aufstellen kann und der sich sofort in das Spielgeschehen einbringt, hat er dabei mehr als bestätigt. „Marwin“, sagt BVB-Torwarttrainer Matthias Kleinsteiber, „ist immer tiefenentspannt. Er hat diese totale Ruhe, ist aber sofort da, wenn er gebraucht wird.“
Marwin Hitz ist beim BVB kein Torwart zweiter Klasse
In Dortmund gilt Hitz nicht als Schlussmann Nummer zwei, sondern als Torhüter 1b. Wesentlich leistungsschwächer als Stammkeeper Roman Bürki ist der Schweizer Landsmann nicht. In der Liga ist er bei vier Partien mit nur einem Gegentor notiert, dazu hielt er 83 Prozent der Bälle, die auf sein Tor flogen. Eine reife Leistung, Bürki liegt bei 30 Spielen, 36 Gegentoren und 63 Prozent Fangquote). Den Landsmann verdrängen konnte er aber auch nicht. „Man hat immer wieder die Hoffnung, dass man Spiele bekommt durch gute Leistungen im Training“, sagt Hitz über seine Ambitionen. Ansonsten stellt er seine persönlichen Wünsche hintenan.

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Er habe 2018, als er beim BVB unterschrieb bis 2021, genau gewusst, dass er es schwer haben würde hinter dem gesetzten und geschätzten Bürki. Der Reiz, bei Borussia Dortmund um Titel mitzuspielen, habe ihn dennoch gelockt. Im ersten Jahr akzeptierte er seine Rolle als Herausforderer, im zweiten Jahr hätte er gerne häufiger zwischen den Pfosten gestanden. Zumal er sich kaum Vorwürfe machen konnte nach den meist guten Spielen. „Trotzdem muss man daran glauben, dass man, wenn man sich verbessert, irgendwann vielleicht die Nummer eins ist. Und das gibt mir auch Kraft und Motivation“, sagt Hitz.
BVB-Ersatzkeeper Marwin Hitz wäre woanders wohl die Nummer eins
Zweifellos ist die Parade-Rolle zwischen den Pfosten an Roman Bürki vergeben. In Marwin Hitz hat der BVB mehr als eine Nummer zwei in seinen Reihen, in vielen anderen Klubs wäre der Reservemann der erste Torhüter. Dass Hitz seine Position in der Hierarchie zwar öffentlich klaglos akzeptiert, aber sportlich im Wettstreit nicht nachlässt, das rechnet man ihm in Dortmund hoch an. So eine zuverlässige und loyale Aushilfe gibt es gerade im hart umkämpften Segment der Torhüter selten.
Und so kommt Hitz in den nächsten Monaten eine weitere Aufgabe zu. Im Team mit Bürki und Kleinsteiber soll Eigengewächs Luca Unbehaun, nach großen Vorschusslorbeeren in der Entwicklung aufgrund einer Knieverletzung ausgebremst, langsam an das höchste Niveau herangeführt werden. Die Tipps vom tiefenentspannten Hitz werden dem Nachwuchsmann willkommen sein.
Für die Zeit nach der Karriere in der Bundesliga hat Familienvater Hitz angekündigt, in die Schweizer Heimat zurückzukehren. Ob das nach Ablauf seines Engagements beim BVB bereits im Sommer 2021 der Fall ist, bleibt abzuwarten. Hitz ist dann mit 33 Jahren in Torhüter-Maßstäben immer noch ein junger Hüpfer – und nicht nur zu gut als Nummer zwei, sondern auch zu gut für die Frührente.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
