BVB-Talent Brunner vor ungewisser Zukunft Tullberg spricht von „keiner einfachen Woche“

BVB-Talent Paris Brunner vor ungewisser Zukunft: Tullberg spricht von „keiner einfachen Woche“
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Am Ende einer umkämpften Partie konnte Mike Tullberg mit einer Mischung aus Freude und Erleichterung tief durchatmen. Nach „keiner einfachen Woche“ mit der Aufsehen erregenden Suspendierung von Tor-Garant Paris Brunner, der aktuell größten Nachwuchshoffnung im Klub, erfüllte Borussia Dortmunds U19 mit dem Trainer aus Dänemark an der Spitze am Samstagvormittag ihre Pflicht. Das 3:1 beim Nachbarn VfL Bochum festigt die Tabellenführung des ältesten BVB-Nachwuchses in der Junioren-Bundesliga. Die Bilanz bleibt makellos – mit acht Siegen aus acht Partien.

BVB-U19 gewinnt in Bochum 3:1

Tore von Danylo Krevsun (4./55.) und Julian Rijkhoff (8.) per Foulelfmeter sicherten den nächsten Dreier, der unter schwierigsten Umständen nach einem Erdbeben mit spürbaren Schockwellen errungen wurde. Als Borussia Dortmund am Mittwochabend offiziell verkündete, dass Brunner, der bis dahin zehn der 23 Dortmunder Treffer erzielt hatte, aus „disziplinarischen Gründen“ bis auf Weiteres nicht mehr am Spielbetrieb der U19 teilnehmen werde, verbreitete sich diese Nachricht wie ein Lauffeuer über die BVB-Vereinsgrenzen hinaus.

Danylo Krevsun im Zweikampf.
Dank eines Doppelpacks von Danylo Krevsun gewann die BVB-U19 am Samstag in Bochum mit 3:1. © imago / Ahlborn

Die Mannschaft, die erst kurz vor der offiziellen Bekanntgabe der disziplinarischen Maßnahme informiert wurde, soll dem Vernehmen nach geschockt reagiert haben. Am Tag nach der Suspendierung sprach Profi-Trainer Edin Terzic von „einem Vorfall“, der die Entscheidung notwendig gemacht habe. In der ersten Woche der jüngsten Länderspiel-Maßnahme hatte Terzic Brunner noch ins Training der Profis hochgezogen und ihm dort eine gute Leistung attestiert.

Brunner trainiert beim BVB individuell

Näher erläutern mochte Terzic seine Aussage nicht, weitere Erklärungen zur Sache gab der BVB bis heute nicht ab. Die Unruhe ist nicht nur im Umfeld der U19 groß, sie hat wegen der Tragweite der Entscheidung den ganzen Verein erreicht. Schon die offizielle Verlautbarung einer solchen Maßnahme über die Homepage des Klubs ist extrem ungewöhnlich, zumal Brunner als noch minderjähriger Spieler unter erhöhtem Schutz steht. Es sei dem BVB wichtig, „über die Maßnahme selbst zu informieren“, erklärte Pressesprecher Sven Westerschulze, „wir haben eine Verantwortung dem Spieler gegenüber, der in der medialen Wahrnehmung sehr viel Aufmerksamkeit erzeugt.“

Dass sich der BVB in der Pflicht sah, eine offizielle Erklärung zu veröffentlichen, lässt allerdings auch vermuten, dass es sich um einen schwerwiegenden Vorfall gehandelt haben muss. Das deckt sich mit Informationen der Ruhr Nachrichten. Am Tag nach der Suspendierung in räumte Brunner seinen Spind. Er wohnt noch daheim bei seinen Eltern in Dortmund und nicht im Jugendhaus am Trainingszentrum. Sein Vater, ein Rechtsanwalt, holte ihn im Privatwagen ab. Am Freitag trainierte der 17-Jährige nach Informationen der Ruhr Nachrichten auf dem Vereinsgelände allein. Wohl auch aus rechtlichen Gründen muss Borussia Dortmund ihm diese Trainingsmöglichkeit gewähren, sportlichen Kontakt zu Mitspielern hat er aktuell aber nicht.

Rätselraten um BVB-Stürmer Brunner geht weiter

Das Rätselraten um Paris Brunner, ob er ins Team der U19 zurückkehrt, ob er überhaupt noch einmal für den BVB die Fußballschuhe schnürt und welche weiteren Folgen abseits seiner sportlichen Zukunft die Ereignisse der vergangenen Woche haben könnten, ging am Wochenende weiter. Tullberg als sein Trainer bat um Verständnis, dass er nach der U19-Partie in Bochum „nur über Spieler sprechen“ wollte, „die hier sind. Und die haben ein gutes Spiel gemacht.“ Lars Ricken, Direktor Nachwuchs bei Borussia Dortmund, verwies auf die bekannte Pressemitteilung. Wann sich der BVB weitergehend zu Paris Brunner äußert, ist offen.

Aufgrund seines herausragenden Talents drohen Paris Brunner Konsequenzen über die Maßnahmen von Borussia Dortmund hinaus. Im Sommer schoss der 17-Jährige die deutsche U17 zum EM-Titel. Er sollte mit bislang 15 Toren in 18 Länderspielen für diese Mannschaft auch ein Eckpfeiler bei der anstehenden U17-WM in Indonesien werden. Der Verband ehrte ihn kürzlich mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold als besten Nachwuchsspieler des Jahrgangs 2006. Die größte Auszeichnung, die man in dieser Altersklasse bekommen kann. Mit dem Deutschen Fußball-Bund ist Borussia Dortmund über den kurzen Weg zu Hannes Wolf, neuer DFB-Direktor mit den Zuständigkeitsbereichen Nachwuchs, Training und Entwicklung, in der Personalie Brunner im Austausch.

BVB in der Youth League gegen Newcastle

Für den BVB hat der Fall auch eine wirtschaftliche Komponente. Brunners Weg zu den Profis schien vorgezeichnet. Erhärten sich die Gerüchte über eine schwere Verfehlung, könnte seine Karriere nachhaltigen Schaden nehmen. Seine aktuelle Mannschaft muss sich wohl darauf einstellen, über das Youth-League-Spiel bei Newcastle United am kommenden Mittwoch hinaus ohne ihren Top-Torjäger auskommen zu müssen.

Mike Tullberg steht vor dem Mannschaftsbus.
Ernste Gesichter bei BVB-U19-Trainer Mike Tullberg (r.) und seinen Spielern nach der Rückkehr aus Bochum. © Groeger

Als die Mannschaft am Samstag um 14.30 Uhr aus Bochum wieder am Trainingszentrum eintraf, war von Euphorie nach dem nächsten Bundesliga-Sieg nur wenig zu spüren. Für Trainer Tullberg ging es aus dem Bus direkt in die Geschäftsstelle, wo er sich noch einmal mehr als 90 Minuten aufhielt. Es dürfte dort vor allem um die Strategie gegangen sein, wie Borussia Dortmund in der Sache weiter verfährt.