Gäbe es bei U19-Partien eine Heatmap, wäre bei der Visualisierung der Betätigungsfelder von Danylo Krevsun das gesamte zentrale Mittelfeld tiefrot. Rauf und runter, dazu noch Zwischensprints Richtung Seitenlinien: Krevsun war beim 1:1 im Testspiel der U19 von Borussia Dortmund gegen Preußen Münster der fleißigste Schwarzgelbe. Aber nicht wegen seiner Emsigkeit oder seinem Treffer zum 1:1 per direkt verwandeltem Freistoß verdiente sich der zierliche Blondschopf die Bestnote – findet auch sein Trainer Mike Tullberg: „In meinen Augen war er mit Abstand der beste Mann auf dem Platz.“ Auf das Kompliment angesprochen, reagiert Krevsun im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten schüchtern, fast schon verlegen. „Ich mag es nicht, meine Leistung zu beurteilen. Wenn der Coach es so einschätzt, freut es mich natürlich.“
BVB-Talent floh vor dem Krieg
Bescheidenheit ist ein Grund, warum er in der Mannschaft und beim Trainer große Beliebtheit erfährt. Das mag auch mit dem beschwerlichen Weg zusammenhängen, der hinter dem Kreativkopf mit den schmalen Schultern liegt: Vor dem Krieg in seinem Heimatland Ukraine mit der Mutter Yuliya geflohen, fand er die erste sportliche Obhut bei Preußen Münster. Auch wenn er dort nur sechs Monate kickte, knüpfte er schnelle Bekanntschaften, die bis heute halten. Kein Wunder, dass das Wiedersehen von großer Herzlichkeit geprägt war: „Es war richtig cool, die Jungs zu sehen. Sie sagten, dass sie mich vermissen. Ich vermisse sie auch. Ich hatte eine echt gute Zeit in Münster, auch wenn es nur ein halbes Jahr war“, berichtet Krevsun.
Seit Anfang des Jahres ist sowohl der sportliche als auch der private Lebensmittelpunkt in Dortmund, wo er mit Mutter Yuliya eine Wohnung in der Innenstadt bezogen hat und auch als Sportler des Jahres nominiert wurde. Dort lebt er mit einem großen Traum: „Ich will es zu den Profis schaffen“, bricht es aus dem sonst eher stillen Zeitgenossen förmlich heraus. Damit zumindest die Chancen steigen, arbeitet er mit dem BVB-Athletiktrainer Oliver Schumbera nach dem Training an seiner Physis – denn die fehlende Stärke, so ist die einhellige Meinung von Krevsun und Tullberg, ist seine größte Schwäche.
Lob von BVB-U19-Trainer Tullberg
Richtig gut dagegen sind die Ruhe am Ball, Übersicht und die Intensität. Als in der Partie gegen Münster Mitspieler Moussa Soumah nach einem Ballverlust nur hinterhertrabt, tritt Krevsun an, grätscht und unterbindet so den Gegenangriff. Es folgen markige Worte an Soumah: „Moussa, zusammen!“ Krevsuns Einstellung lobt auch Tullberg. „Es war keine einfache Situation für ihn: Die einen sind bei der Nationalmannschaft, andere trainieren bei den Profis mit – Danylo spielt so ein Spiel. Er gibt am meisten Gas, spult die meisten Meter ab, zieht die meisten Sprints an“, führt der BVB-Coach aus und schiebt an: „Deshalb haben wir so viel Spaß mit ihm.“
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