Das verlorene Champions-League-Finale mit Borussia Dortmund hat Niclas Füllkrug schnell verdaut. Der BVB-Torjäger spricht am Montag im Camp der Nationalmannschaft über die Situation im DFB-Angriff, seine Fitness und die Vorfreude aufs EM-Turnier.
BVB-Profi Niclas Füllkrug über...
...seine angebliche Knie-Blessur: „Ich habe gestern Nachrichten bekommen, da waren ein paar Leute erschrocken und fragten, was denn los wäre. Ich kann allen sagen, es geht mir gut. Ich weiß nicht, wo das herkam. Ich habe vor kurzem ein Champions-League-Finale gespielt, ich habe seitdem jedes Training mitgemacht. Natürlich zwickt es mit 31 Jahren mal. Aber das ist nicht erwähnenswert.“
…seine ungewöhnliche Anreise: „Ich bin schon Sonntag angereist, weil ich großen Respekt vor der Deutschen Bahn habe (lacht). Da waren dann ein paar Züge ausgefallen, meiner entsprechend überfüllt. Ich habe eine schöne Abi-Studienfahrt mitgemacht, hab mit denen ein kleines Frage-Antwort-Spiel gemacht (lacht). Das war lustig.
…die Fragen der Abiturienten: „Die Jungs waren in Ordnung, da kamen die üblichen Fragen. Mit wem ich mich gut verstehe, wie der oder der Spieler so ist. Ob ich als Profi noch Hobbys habe. War ein oberflächliches Gespräch, da habe ich gut reingepasst (lacht).“
...den Ballermann-Hit, den es über ihn gibt: „Ich finde das amüsant, es macht mich auch ein bisschen stolz. Ich bin ja zugänglich für diese Musik. Meine Familie findet es sehr cool, meine Kleine zu Hause auch. Mein Name passt für den Song ja auch wie Arsch auf Eimer (lacht).“
…die deutsche Innenverteidigung: „Wir sind da sehr gut aufgestellt, auch mit denen, die hinten dran sind, wie Schlotti. Sie haben alle bewiesen, dass sie aller höchstes Niveau spielen können. Zu Toni Rüdiger und Jonathan Tah: Die beiden sind sehr dynamisch und robust. Es gibt kaum einen Stürmer, den sie nicht verteidigen können, weil sie ein hohes Grundtempo haben und weltklasse am Mann sind. Wir können sehr froh sein, ich fühle mich sehr sicher mit den beiden.“

…das Einzelgespräch mit dem Bundestrainer über seine Rolle: „Mir ist sehr wichtig, dass man Ehrlichkeit erfährt und zurückgibt. Natürlich habe ich meine Meinung dazu kundgetan, aber ich bin ja quasi im Angestelltenverhältnis, der Trainer entscheidet. Als junger Spieler im NLZ wird dir nahezu an jedem Tag Konkurrenzdenken beigebracht. Das haben wir auch jetzt, aber jeder sollte sich erinnern, dass wir hier für eine besondere, große Sache sind. Alle sind ehrgeizig, aber in diesem Fall hat Kai (Havertz) meine maximale Unterstützung. Ich wünsche ihm jedes Tor, weil es uns als Nation nach vorne bringt. Ich sehe meine Rolle auch als Motivation.“
…Vorfreude, Anspannung, Nervosität: „Angespannt oder nervös bin ich gar nicht. Die Gegebenheiten sind optimal, das Land freut sich. Für uns ist das eine sehr gute Ausgangsposition, wir können selbstbewusst und mit einem gutem Gefühl ins Turnier gehen. Wir haben zuletzt viel Gutes gezeigt.“
…die Baustellen vor dem Start: „Das hat der Bundestrainer ja schon deutlich beantwortet. Wir waren gegen die Griechen ein Stück weit lethargisch, das hat mich auch gewundert. Da ist eine Trägheit reingekommen, das wird uns in einem Eröffnungsspiel aber nicht passieren. Wir sollten aber auch soweit sein, dass es uns in so einem Spiel nicht passiert. Mit der Reaktion in der zweiten Hälfte können wir aber zufrieden sein, wir haben das Spiel gedreht.“
…die finale Vorbereitung auf den EM-Start: „Ich bin gespannt, wie uns die Trainer final vorbereiten werden. Ich habe das letzte Schotten-Spiel gesehen, sie spielen intensiv, aggressiv, damit haben wir gerechnet. Aber sie sind auch sehr hoch angelaufen und haben hoch gepresst. Das war etwas anders als erwartet. Ich gehe auch nicht davon aus, dass unsere Gruppengegner sich nur tief aufstellen werden. Ich hoffe aber, dass es in diesem Spiel hoffentlich auf unsere Leistung ankommen wird. Dieses Selbstvertrauen dürfen wir haben. Das gehört zu einem Team, das weit kommen will, dazu.“
…die emotionale Bindung zur Nationalelf: „Da wurde ich ein Stück weit reingeboren, ich stamme aus einer fußballverrückten Familie. Es war schon als Kind so, dass bei Länderspielen alle das Trikot angezogen haben. Bei Turnieren war der Garten bei Oma und Opa immer geschmückt, das ist auch jetzt so. Wir haben immer total mitgefiebert. Wenn ich nicht hier wäre, wäre ich ganz normaler Fan.“

…die Torwart-Diskussion: „Die gibt es bei uns gar nicht. Wir haben eine klare Hierarchie, haben ein Trainerteam, das die Entscheidungen trifft. Und als Mannschaft stehen wir komplett dahinter. Wir haben auf der Position einen maximalen Überschuss an Qualität. Es kamen gegen die Griechen bei Manu Neuer auch andere Szenen vor, die nicht erwähnt werden. Sind uns ganz sicher, dass er eine wahnsinnig wichtige Rolle spielen wird.“
…die Mittelstürmer im Kader: „Grundsätzlich ist es gut, dass wir zwei unterschiedliche Typen haben. Für den Trainer ist es ein Vorteil, zwei Angreifer zu haben, die dauerhaft gegen Top-Verteidiger gespielt haben. Meine Ausbeute in der Bundesliga könnte besser sein, die Scorerpunkte waren okay. Meine Saison war glaube ich gut, Kai hat nach einem schwierigen Start immer mehr an Fahrt gewonnen. Ich glaube, wenige Mannschaften freuen sich darauf, gegen unsere Offensive zu spielen.“
…die Ergebnisse der Europawahl: „Ich finde es schwer, sich politisch zu äußern. Ich überlasse jedem seine Meinung, die zu beeinflussen wäre schlecht. Mir ist aber wichtig, dass wir vorleben, was wir vermitteln wollen: Beim Fußball fängst du klein an, du lernst früh soziales Verhalten, sich in einer Gruppe zu verhalten. Das ist im Kleinen, was unsere Gesellschaft ausmachen sollte. Du wirst aufgefangen bei Niederlagen, du feiert gemeinsam, du teilst dein Glück. Das ist der Grund, warum viele Ex-Profis sagen, dass ihnen vor allem die Kabine fehlt.“
…die Verarbeitung des verlorenen Champions-League-Finals: „Ich gehe da positiv mit um. Ich spüre viel Dankbarkeit für das, was ich da erleben dürfte. Es war unbeschreiblich bitter, dieses Spiel zu verlieren, weil wir gespürt haben, wie nahe wir dran waren. Das wäre anders gewesen, wenn Real uns dominiert hätte. Daher tat es doppelt weh. Aber ich bin schnell da rausgekommen und habe den Fokus auf die EM gelegt, ich wusste ziemlich schnell zu schätzen, diese Leistung gebracht zu haben. Wir waren sehr unerfahren auf diesem Niveau, aber wir haben trotzdem einen sehr reifen und taktisch guten Fußball gespielt. Leider kriegst du im Leben nicht immer das, was du verdient hast.“
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