Am freien Sonntag von Toni Kroos und Manuel Neuer ging die klare EM-Botschaft von Julian Nagelsmann trotz der leisen Zweifel in der Heimat noch einmal an die Konkurrenz in ganz Europa. „Es ist selbstredend, dass wir bei einer EM, die im eigenen Land stattfindet, maximal erfolgreich sein wollen“, zitierte die UEFA auf ihrer Internetseite den Bundestrainer, der selbst vor der Rückkehr ins EM-Camp nach Herzogenaurach für ein letztes Durchschnaufen bei der Familie weilte.
DFB-Team startet finale EM-Vorbereitung
Nagelsmann hält Kurs und will den Countdown auf das Eröffnungsspiel gegen Schottland (Freitag, 21 Uhr) von Montag an im Home Ground mit einer kompromisslos positiven Grundstimmung angehen. Gegen alle erdenklichen Störgeräusche von außen. Die Zweifel um die Turnier-Festigkeit nach dem späten und mühevollen 2:1-Testsieg am Freitag sollen keine Deutungshoheit über den Gesamtzustand der DFB-Elf gewinnen. Zweifel an Torwart Neuer sind auch nach der Fortsetzung der Patzer-Serie zudem strikt tabu. „Ich glaube extrem an die Mannschaft. Wir können Großes erreichen. Wir werden alles Menschenmögliche tun, um den Titel zu gewinnen“, verkündete Nagelsmann.
Den Part des optimistischen Mahners übernahm diesmal Rudi Völler via „Bild“. „Wir müssen uns hinterfragen, wieso Griechenland so viele Konter-Chancen gegen uns hatte. Das war nicht gut! Wir waren leider zu Beginn zu träge und zu leichtsinnig, gerade im Aufbauspiel“, monierte der DFB-Sportdirektor. „So etwas darf uns am Freitag nicht passieren! Die Spieler wissen das jetzt und hinterfragen sich. Und das ist gut so. Ich sehe das daher fast schon wieder positiv, dass uns diese Fehler jetzt passiert sind und nicht erst bei der EM. Die Sinne unsere Spieler sind vor dem Schottland-Spiel nun definitiv geschärft.“
Öffentliche Diskussionen um Neuer und Gündogan
Nagelsmanns Arbeitsaufträge sind klar. Neuer muss als Nummer eins gegen alle Angriffe verteidigt werden. „Es ist mir völlig wurscht, was in den Medien diskutiert wird. Das wurde auch schon vorher diskutiert und unzählige Male diskutiert“, sagte Nagelsmann. Neuer spielt bei der EM sein achtes großes Turnier seit 2010 in Serie. Den müden „Zauberern“ Jamal Musiala und Florian Wirtz muss nach einer langen und anstrengenden Saison und Verletzungen neue Kraft eingehaucht werden. Und ausgerechnet Kapitän Ilkay Gündogan muss gegen die Dauerzweifel an seiner Funktion und Position anspielen. Sonst könnte er im Turnier zum Taktikopfer werden.
Die Startelf wird Nagelsmann gegen Schottland kaum ändern. „Es wird ungefähr so aussehen wie heute“, kündigte er vage an. Von 13 potenziellen Akteuren für die zehn Feldspielerplätze sprach der Bundestrainer. Zu dieser Gruppe zählt Nagelsmann auch Leroy Sane, der sich bei seinem 45-Minuten-Comeback nach drei Länderspielen Sperre und seiner kniffligen Schambein-Problematik empfehlen konnte.
Füllkrug oder Havertz im DFB-Sturmzentrum?
Ob Niclas Füllkrug voll belastbar ist, werden die kommenden Tage zeigen. Die „Bild“ hatte berichtet, dass der 31-Jährige an Knieproblemen laboriert. Gegen Griechenland war der BVB-Angreifer in der Schlussphase eingewechselt worden. Füllkrug duelliert sich mit Kai Havertz um den Platz im Sturmzentrum.
Von dpa