BVB-Stürmer Füllkrug stellt klar „Mir steht es nicht zu, den Trainer zu kritisieren“

BVB-Stürmer Füllkrug stellt klar: „Mir steht es nicht zu, den Trainer zu kritisieren“
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Nach dem katastrophalen Spiel mit Borussia Dortmund in Stuttgart freut sich Mittelstürmer Niclas Füllkrug auf die Zeit bei der Nationalmannschaft. In der DFB-Elf ist der BVB-Neuzugang aus dem Sommer im Sturmzentrum erster Anwärter auf die Startelf. Seine Trefferquote – neun Tore in elf Partien – spricht klar für seine Qualitäten in der Kernkompetenz als Vollstrecker im Strafraum. Auf der Pressekonferenz in Frankfurt sprach der 30-jährige Mittelstürmer über …

… seine viel diskutierte Kritik nach dem BVB-Spiel in Stuttgart:

„Da möchte ich gerne grundsätzlich etwas zu sagen: Ich habe gegenüber dem Trainer (Edin Terzic, d. Red.) sofort klargestellt, dass es nicht meine Intention war, ihn zu kritisieren, und das habe ich auch nicht ausgedrückt. Ich hatte gesagt, dass der Ansatz, den wir hatten, nicht optimal war, weil der VfB Stuttgart ganz anders aufgetreten ist, als wir es erwartet hatten. Sonst haben sie mit Viererkette gespielt und breit stehenden Außen, gegen uns dann mit einer Dreierkette, mit zwei Zehnern, die gut auf die Außen ausgewichen sind, und der Stürmer hat sich viel im Mittelfeld aufgehalten. Der Trainer hat versucht, dem entgegenzuwirken, er hat dafür zweimal das System geändert. Wir haben es aber nicht umgesetzt bekommen. Mir steht es nicht zu, den Trainer zu kritisieren, das habe ich noch nie getan. Vor allem habe ich unsere fehlende Intensität und das Zweikampfverhalten für die Niederlage verantwortlich gemacht.“

Niclas Füllkrug spricht mit BVB-Trainer Edin Terzic.
Hat sich zur „Kritik“ an BVB-Trainer Edin Terzic geäußert: Niclas Füllkrug. © picture alliance/dpa

… die Wiedervereinigung mit seinem Kollegen Marvin Ducksch:

„Ich hatte auf seine Nominierung gehofft, sogar etwas damit spekuliert und ihm gesagt: ,Wenn du angerufen wirst, melde dich bei mir!‘ Man merkt bei ,Duckschi‘, dass er sehr viel Selbstvertrauen hat und einen guten Job im Verein macht. Das hat er erst am Wochenende wieder bestätigt. Er ist in sehr guter Form, und so kann er sehr vielen Mannschaften helfen.“

… den Spitznamen „Hässliche Vögel“ für das Duo Füllkrug und Ducksch:

„Hässliche Vögel goes international“ – das ist ja alles sehr sarkastisch gemeint. Das war damals gar nicht meine Intention, dass wir so genannt werden. Dafür habe ich mir bei ,Duckschi‘ auch eine kleine Reibe abgeholt. Heute können wir beide darüber lachen. Es gab viele tolle Sturmduo im Fußball, mit denen wir uns nicht vergleichen wollen. Ich finde unseren Spitznamen ganz sympathisch.“

… die Vorzüge des Duos Füllkrug/Ducksch:

„Es ist sicher ein Vorteil, dass wir uns gut kennen. Wir sind zwei sehr verschiedene Stürmertypen. ,Duckschi spielt sehr sauber, auch viel mit der Innenseite. Ich fühle mich in Zweikämpfen wohl, in Luftduellen, habe eine gute Strafraumbesetzung. Das hat super harmoniert in unseren Zeiten bei Werder Bremen. Außerdem hatten wir nie diesen Konkurrenzgedanken, sind immer gut miteinander umgegangen. Wir haben gleich in den ersten Spielen gegenseitig Tore vorbereitet. Dann gab es über zwei Jahre kaum einen Grund, das zu verändern. So konnten wir eine extreme Verbindung auf dem Platz zueinander aufbauen, die ich in meiner Karriere so noch mit keinem anderen Spieler hatte.“

… eine mögliche Doppelspitze beim DFB:

„Natürlich können wir das auch. Aber wir haben viel Arbeit vor uns, erstmal das andere System für die EM zu perfektionieren. Es wird immer die Möglichkeit geben, bei Rückstanden einen zweiten Stürmer einzuwechseln, das kann eine Option sein. Vorher haben wir im anderen System bei den defensiven Abläufen oder im Pressing noch viel Luft nach oben. Da hat Julian viel kommuniziert, auch mit mir. Zusammenzuspielen wäre also kein Problem. Aber wir müssen ja auch schauen, dass wir die beste Elf auf den Platz kriegen. Wir haben ja auch ein paar ganz gute Mittelfeldspieler im Kader.“

Marvin Ducksch und Niclas Füllkrug jubeln zusammen.
Marvin Ducksch (links) und Niclas Füllkrug harmonierten beim SV Werder Bremen prächtig. © picture alliance/dpa

… internationale Klasse:

„Ich finde die Debatte über nationale oder internationale Klasse fragwürdig. Keine Frage, es ist toll, wenn man sein Können international bestätigen kann. Aber am Ende ist es immer ein Fußballspiel, egal ob im Pokal gegen einen Viertligisten oder in der Champions League. Die Drucksituation ist da höher. An sich haben wir in der Bundesliga so eine hohe Qualität, dass die Spiele gar nicht anders zu bewerten sind, der Unterschied ist nicht so groß ob man gegen Newcastle, Leverkusen oder Leipzig spielt. Ich könnte auch keinen Unterschied feststellen zwischen Niclas Füllkrug vor zwölf Monaten und jetzt. Ich habe damals auch schon getroffen und will das weiter tun. Es geht immer um die Qualität und darum, wie oft ich sie abrufen kann. Da kann ich noch zulegen und besser werden.“

… die Renaissance von Mittelstürmern nach Zeiten der „falschen Neun“:

„Ich glaube, dass es auch eine Frage von Angebot und Nachfrage war. Es gab die Mode, mit Technikern und klein gewachsenen Spielern auf der Position zu agieren. Jetzt hat es sich wieder in die andere Richtung entwickelt, was kein Zufall ist. Ich freue mich, dass ein Haaland oder ein Kane Weltklasse verkörpern und die Kinder deren Trikots kaufen. Tore zu schießen ist für mich das Schönste beim Fußball, das will ich gerne weitergeben und freue mich, wenn die Kinder auch alle Tore schießen wollen.“

… mehr Berufungen älterer Spieler unter Julian Nagelsmann:

„Es gibt zwei Punkte, die ich dazu benennen kann. Ich spiele auf einer Position, wo die Spieler häufiger mit zunehmendem Alter besser werden. Mittelstürmer gewinnen an Erfahrung dazu, können mehr Torgefahr ausstrahlen, werden sicherer in den Aktionen. Außerdem gibt es im Fußball diese Entwicklung, noch mehr aus jedem Einzelnen herauszuholen, noch professioneller zu werden. Dass der Bundestrainer nach Leistung aufstellt, ist eine gute und richtige Entscheidung.“

… Veränderungen unter Julian Nagelsmann:

„Ich will da keine Vergleiche aufstellen zur vorherigen Situation. Das Training bei Julian ist sehr anspruchsvoll, auch für den Kopf, weil es immer viele zusätzliche Aufgaben und Regeln gibt. Der Trainer möchte uns fördern und fordert, immer handlungs- und reaktionsschnell zu sein. Das ist in seiner Art von Fußball sehr wichtig. Das versuchen wir umzusetzen. Es funktioniert bei uns noch nicht perfekt. Dennoch zeigen wir immer gute Trainingsleistungen, einen guten Arbeitsaufwand, alle sind wach und konzentriert und trotzdem das einen oder andere Lächeln dabei.“

Niclas Füllkrug steht neben Julian Nagelsmann.
BVB-Stürmer Niclas Füllkrug hat sich zum Nationalmannschafts-Training unter Coach Julian Nagelsmann geäußert. © picture alliance/dpa

… Training mit Musik:

„Ich fand es erfrischend, das hat vom schlechten Wetter abgelenkt. Daran könnte ich mich gewöhnen.“

… den neuen EM-Ball:

„Die Unterschiede bei den Bällen werden unterschätzt. Es ist etwas anderes, ob der von Derbystar, Adidas oder Nike kommt. Die Bälle von Adidas haben in der Regel ein sehr ähnliches Verhalten im Flug und beim Aufprall.“

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