BVB-Rotation fällt bislang spärlich aus Stuttgart-Pleite erfordert eine klare Reaktion

BVB-Rotation erfolgt nur sehr dosiert: Terzic-Maxime der vielen Dauerbrenner
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Auch wenn es noch 1:1 stand, als Youssoufa Moukoko sich in Stuttgart an der Seitenlinie bereit für einen Einsatz machte, war das Kind da eigentlich schon in den Brunnen gefallen. Defensiv anfällig, die Offensive quasi nicht existent – der BVB gab nur wenige Tage nach dem reifen Auftritt gegen Newcastle ein Bild des Jammers ab. Zwei Schüsse aufs Tor brachte die Borussia im Schwabenland zustande, einer führte zum schmeichelhaften 1:0 durch Niclas Füllkrug. Der zweite, von Marcel Sabitzer, klatschte an den Außenpfosten. Beleg für eine Dortmunder Harmlosigkeit, die sich verheerend mit den großen defensiven Problemen paarte. Doch für Moukoko blieben einmal mehr nur 13 Minuten Einsatzzeit.

BVB-Trainer Terzic lässt nur dosiert rotieren

Der talentierte Nachwuchs-Mann, der in der kommenden Woche seinen 19. Geburtstag feiert, ist vielleicht das prominenteste Beispiel für die Tatsache, wie schwer es die zweite Reihe bei Borussia Dortmund hat, nachhaltig Fuß zu fassen. 22 Spieler hat Edin Terzic an den bisherigen Spieltagen eingesetzt, darunter befinden sich ein Thorgan Hazard, der längst nicht mehr unter Vertrag steht, und die beiden Torhüter Gregor Kobel und Alexander Meyer. Bleiben 19 Feldspieler, die bislang um die 1530 Einsatzminuten nach 17 absolvierten Pflichtspielen wetteifern.

Das mag sich nach ausgeglichenem Wettbewerb anhören, doch Trainer Terzic folgt weiter einer Maxime, der er schon in der vergangenen Saison nachging: Es gibt einen relativ engen Kreis an Spielern beim BVB, auf den sich die Mehrzahl der Minuten verteilen. Rotation, unabdingbar in einer Saison mit 45 oder mehr Pflichtspielen und Englischen Wochen in fast zweistelliger Anzahl, findet statt. Aber Terzic ist kein Freund von allzu radikalen Veränderungen innerhalb weniger Tage.

BVB-Verteidiger Schlotterbeck der Dauerbrenner

In Stuttgart nominierte der 41-Jährige dieselbe Startelf wie in der Partie zuvor. Eine Premiere in dieser Saison, was einen dynamischen Prozess in der Wahl der elf Auserwählten suggeriert. Doch die Veränderungen der Formation sind gut überlegt und werden vom Trainer dosiert vorgenommen. Sieben Spieler des Kaders haben mehr als 70 Prozent der möglichen Spielminuten in den Beinen, mit Nico Schlotterbeck an der Spitze, der mit 1411 Minuten Dortmunds Dauerbrenner unter den Feldspielern ist. Dahinter folgt gleich der Älteste im Kader, Mats Hummels (1206). Positionskonkurrent Niklas Süle musste sich daher lange gedulden und kam erst wieder zum Zug, als sich rechts eine Lücke auftat.

Edin Terzic klatscht mit Nico Schlotterbeck ab.
BVB-Trainer Edin Terzic baut auf seinen Dauerbrenner Nico Schlotterbeck. © picture alliance/dpa

Gleich neun Spieler vereinen mehr als 80 Prozent der möglichen Einsätze auf sich. Demgegenüber gibt es sieben Spieler, die nicht auf 50 Prozent maximaler Einsatzminuten kommen. Eine stattliche Zahl. Die Langzeitverletzten Thomas Meunier, Julien Duranville und Mateu Morey, alle noch ohne jeden Einsatz, tauchen in dieser Statistik noch gar nicht auf. Sie müsste man zu dieser Gruppe noch hinzuzählen.

BVB-Müdigkeit geistig und körperlich zu spüren

Rotation um der Rotation willen macht keinen Sinn. Klar ist aber auch, dass bei der Fülle der Englischen Wochen Frische in Beinen und Köpfen ein hohes Gut ist. In Stuttgart strahlte nur Gregor Kobel aus, bereit zu sein für dieses Spiel. Beispiel Julian Brandt: Wie Schlotterbeck und Hummels einer der „gesetzten“ Spieler, und eigentlich in konstant guter Form. Am Samstag fehlte es ihm nicht nur in den Beinen – auch der Kopf war unübersehbar müde.

Julian Brandt führt einen Zweikampf.
Julian Brandt zählt beim BVB in dieser Saison ebenfalls zu den Vielspielern. © picture alliance/dpa

Es ist ein schwieriges Unterfangen für einen Bundesliga-Trainer, bei annähernd 30 Kaderspielern den Großteil bei Laune und in Form zu halten. Härtefälle sind da vorprogrammiert, Unzufriedenheit auch. Und die Gefahr besteht, dass wenig eingesetzte Spieler irgendwann den Glauben daran verlieren, „wichtig“ zu sein für den Kader. Wie vielleicht ein Giovanni Reyna, der vor zwei Jahren quasi eine komplette Saison verletzt verpasste und seither über den Status eines Ergänzungsspielers kaum einmal hinausgekommen ist. Wie Moukoko, der sich kürzlich noch ein Lob des Trainers verdiente, weil es „nicht ein Spiel gibt, in dem er nicht mindestens eine Torchance hatte.“ Das war vor dem Heimspiel gegen Newcastle in der vergangenen Woche. Moukoko spielte magere drei Minuten.

Wenn in acht Tagen die 14 auf Reisen befindlichen Nationalspieler nach Dortmund zurückkehren, bleiben Terzic lediglich ein, zwei gemeinsame Einheiten zur Aufarbeitung des Stuttgart-Spiels. Wie reagiert Borussia Dortmunds Trainer auf die große Enttäuschung im Schwabenland? Eigentlich müsste Terzic Zeichen setzen. Nach innen wie nach außen. Zu viele haben in Stuttgart seinen Vertrauensvorschuss nicht gerechtfertigt.

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