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BVB-Streitfall: Guerreiro muss trotz Verletzung zur Nationalmannschaft
Borussia Dortmund
Jetzt ist der BVB-Streitfall da: Raphael Guerreiro muss inmitten der Corona-Pandemie zur Nationalmannschaft reisen - trotz Verletzung. Die Dortmunder Verantwortlichen finden klare Worte.
Wer für die Reisen von Profifußballern quer über den Kontinent inmitten der dritten Welle der Covid-19-Pandemie wenig Verständnis aufweist, der kann im Fall von Raphael Guerreiro wohl nur noch den Kopf schütteln. Borussia Dortmunds Linksverteidiger muss am Montag bei der portugiesischen Nationalmannschaft erscheinen, obwohl er gar nicht spielen kann.
Als Verein befindet sich der BVB als Arbeitgeber in der Pflicht, die Spieler in von den Verbänden festgelegten Zeiträumen abzustellen. Bei einem verletzten Fußballer ergibt diese Regelung naturgemäß wenig Sinn. Guerreiro fehlt seit dem 2. März, er hat seit Wochen nicht mit der Mannschaft der Schwarzgelben trainieren können. Ihn plagen muskuläre Probleme an der Wade, er verspürt an der verletzten Stelle unter Belastung große Schmerzen. An Fußballspielen ist nicht zu denken.
In Dortmund wird die Entscheidung als ein Wahnsinn beschrieben
Der Anforderung durch die portugiesische Nationalmannschaft muss er trotzdem Folge leisten. Der medizinische Stab dort wolle sich selbst ein Bild von der Blessur des Spielers machen, heißt es. Jener medizinische Stab übrigens, der beim Confed-Cup 2017 bei Guerreiro einen Fußbruch trotz bildgebender Untersuchungen nicht diagnostiziert hatte.
In Dortmund wird die Entscheidung der Portugiesen verständlicherweise als ein Wahnsinn beschrieben. Sebastian Kehl, Lizenzspieler-Chef der Borussia, findet im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten klare Worte: „Raphael Guerreiro kann bei uns seit zwei Wochen nicht mit der Mannschaft trainieren. Warum der portugiesische Verband ihn trotzdem anfordert, das erschließt sich uns nicht und wir können das vor dem Hintergrund der Pandemie nicht nachvollziehen.“ Sportdirektor Michael Zorc erklärte: „Das ist sinnbefreit, das muss man leider ganz klar so sagen.“
Der BVB hofft, dass „die Jungs gesund wieder zurückkehren“
Im besten Fall werden die portugiesischen Ärzte nach ihrer Besprechung mit Guerreiro also zu demselben Schluss kommen wie ihre Dortmunder Kollegen und den Spieler für nicht einsatzfähig erklären. Dann könnte der 27-Jährige, ganz nebenbei auch dreifacher Familienvater, am Dienstag wieder quer über den Kontinent zurück nach Deutschland reisen und hier seine Reha fortsetzen.
Guerreiro begleiten dabei wie die anderen Nationalspieler die besten Wünsche seines Klubs. „Wir können nur hoffen und erwarten es auch, dass Verbände und Spieler das maximal Mögliche unternehmen, damit die Jungs gesund wieder zurückkehren“, betont Kehl. Die Lage ist vertrackt. „Wir haben bis zuletzt viele Gespräche geführt, Verordnungen haben sich kurzfristig geändert.“
Kurzfristige Änderungen bei Haaland und Reyna
So kann Erling Haaland mit Norwegen zum ersten Spiel in der WM-Qualifikation in Gibraltar antreten. Auch Jude Bellingham, dessen Einladung der englische Verband von vornherein mit einem dicken Fragezeichen versehen hatte, darf aufgrund neuer Verordnungen, die von Montag an greifen, zur Nationalmannschaft reisen. England wird von dieser Woche an nicht mehr als Mutationsgebiet ausgewiesen, daher dürfen auch die England-Legionäre der DFB-Auswahl anreisen. Ebenfalls betroffen ist davon Giovanni Reyna. Anstatt des einen Länderspiels mit den USA in Wien darf, kann und soll er nun auch bei der zweiten Partie in Nordirland antreten.
Die Ausnahme bilden die beiden belgischen Borussen Thorgan Hazard und Thomas Meunier, die mit den „Roten Teufeln“ nicht zum Länderspiel nach Tschechien fliegen, da sie sich nach denn in Deutschland geltenden Regeln anschließend in Quarantäne begeben müssten.
Spätestens am 1. April erwartet der BVB die letzten Nationalspieler zurück in Dortmund. Dann folgen, nach bis zu drei Länderspielen in zehn Tagen, mindestens drei Englische Wochen im Verein. Ausfälle kommen immer zur Unzeit, diesmal fielen sie besonders drastisch aus. „Infektionen oder Quarantäne-Fälle wären angesichts der richtungsweisenden und entscheidenden Spiele in allen drei Wettbewerben, die ab Ostern vor uns liegen, eine Katastrophe“, sagt Kehl.
Der BVB steht vor den entscheidenden Saisonwochen
Vor dem Kampf um die erneute Champions-League-Qualifikation in der Bundesliga sowie den K.o.-Spielen in der Königsklasse und im DFB-Pokal ist Zittern angesagt. Im Fall von Corona-Testungen hätten positive Fälle ausgesprochen negative Konsequenzen.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
