Pascal Groß musste lachen. „Ich hab das gesehen“, scherzte er nach der Medienrunde in Richtung eines Reporters. Der hatte nämlich vergessen, das Mikrofon in die dazugehörige Kamera zu stecken. Dem Journalisten war es glücklicherweise schon nach den ersten Worten des Mittelfeldspielers aufgefallen – und der wiederholte diese freundlicherweise auch noch einmal.
Startet der BVB die Aufholjagd?
„Eine Luftveränderung tut immer gut und es macht einen auch stolz, wenn man zur Nationalmannschaft fahren darf“, sagte der 33-Jährige, der in den vergangenen Tagen wie so viele Dortmunder bei ihren Nationalmannschaften geweilt haben, nach der öffentlichen Trainingseinheit in Brackel. „Man probiert, mit einem guten Gefühl hinzufahren, und am besten auch wieder mit einem guten Gefühl wieder hierherzukommen, um hier angreifen zu können.“
Ihm ist das nur in Teilen gelungen, das 3:3 nach 3:0-Führung mit der deutschen Elf gegen Italien war am Ende doch ein kleiner Dämpfer und dürfte Groß an einige BVB-Spiele in dieser Saison erinnert haben. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Borussia Dortmund will in den Wochen der Wahrheit alles investieren, um das quasi Unmögliche – das Erreichen der internationalen Plätze – doch noch möglich zu machen.
Den Startschuss für diese Aufholjagd, aktuell liegt der BVB sieben Punkte hinter den Europa-League-Rängen, liefert am Sonntag das Heimspiel gegen die Überraschungsmannschaft aus Mainz – die liegt sogar zehn Punkte vor den Schwarzgelben. Der Druck, so Groß, liege daher definitiv bei den Dortmundern. Er selbst wird am Sonntag in der Zentrale gesetzt sein. Viel mehr stellt sich die Frage, wer neben ihm herandarf.

Marcel Sabitzer wird noch mehrere Wochen fehlen, der Genesungsprozess von Felix Nmecha zieht sich noch etwas. Die realistischste Option wäre Salih Özcan. Mittlerweile wird aber sogar über eine Anton-Überraschung auf der Sechs diskutiert. Ein anderer Kandidat heißt Carney Chukwuemeka. „Carney ist ein sehr guter Fußballer, der in all seinen Kurzeinsätzen einen überragenden Eindruck gemacht hat“, sagte Groß, verwies aber auch auf das Fitness-Thema. Die Frage: Reicht es beim Engländer schon für einen Startelfeinsatz? Aus dem öffentlichen Training vor rund 500 Fans ließen sich dafür keine belastbaren Rückschlüsse ziehen.
Einige BVB-Profis fehlen noch
Nach einer intensiven Vormittagseinheit beschränkte sich Trainer Niko Kovac auf verschiedene Spielformen auf vier Tore. Mal mit einem Kontakt, mal mit zweien. Zwei „freie Spieler“ sorgten für Überzahlmomente, auch die Torhüter wurden mit eingebunden. Die Zuschauer sollten ja auch etwas zu sehen bekommen. Und das bekamen sie: eine wirklich sehenswerte Volleyabnahme von Karim Adeyemi, eine irre Rettungsaktion von Yan Couto oder mehrere spektakuläre Paraden von Gregor Kobel.
Julian Ryerson, Ramy Bensebaini, Serhou Guirassy, Almugera Kabar und Kjell Wätjen (alle am Dienstag im Einsatz) waren noch nicht wieder mit dabei, ebenso fehlte Giovanni Reyna, der nach der langen Rückreise den Nachmittag geschont wurde. Voll mittendrin dafür: Daniel Svensson. Der Schwede, der sich im Achtelfinal-Hinspiel gegen den OSC Lille einen Innenbandriss im Knie zugezogen hatte, ist nach der Rehaphase zurück im Kreise der Mannschaft und sogar schon ein Kaderkandidat für das Spiel am Sonntag.
„Alle sind voll motiviert“, bescheinigte Groß später. „Es gibt noch einige Ziele, die wir verfolgen.“ Konkretisieren wollte er das allerdings nicht. „Ich bin ein Freund davon, dass wir uns mit kleinen Schritten ein gutes Gefühl holen und dann schauen wir mal, wo wir landen.“
BVB-Trainer Kovac sucht Sabitzer-Ersatz: Dortmund wird Chukwuemeka-Option nicht ziehen