In den kommenden vier Wochen, teilte Borussia Dortmund am Sonntag mit, werde Marcel Sabitzer ein Reha-Programm absolvieren, der Mittelfeldspieler laboriere „an einer Knieverletzung.“ Die kryptische und wenig konkrete Verlautbarung lässt Spielraum über Art und Schwere der Bänderverletzung – und über den Zeitpunkt der Rückkehr des österreichischen Nationalspielers, der die entscheidende Saisonphase für seinen Klub mit wichtigen Bundesliga-Partien und dem Viertelfinale in der Champions League gegen den FC Barcelona nur auf der Tribüne verfolgen wird.
BVB-Trainer Kovac vor schwieriger Entscheidung
Seinen Trainer Niko Kovac bringt die Verletzung Marcel Sabitzers in eine schwierige Situation. Kovac hat sich auf einen engen Kreis an Spielern festgelegt, denen er sein Vertrauen geschenkt hat. In den sechs Bundesliga-Partien unter seiner Leitung spielte Sabitzer fünf Mal an der Seite von Pascal Groß, auch bedingt durch die Verletzung von Felix Nmecha. Nur vor dem Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Lille schonte ihn der Trainer, beim 0:1 gegen Augsburg spielte Sabitzer nur 15 Minuten. In den vier K.o.-Partien der Königsklasse gegen Lissabon und Lille vertraute Kovac jeweils dieser Doppel-Sechs.
Das eingespielte Duo mit dem als linken Achter etwas offensiver ausgerichteten Groß funktionierte wird nun aber gesprengt. Positionell wäre Winter-Rückkehrer Salih Öczan als defensiv denkender Sechser eine logische Alternative, vor allem, solange Felix Nmecha nach seiner Knieverletzung noch kein Thema ist. Doch da ist ja auch noch Carney Chuckwuemeka.
Die Leihgabe des FC Chelsea ist die große Unbekannte in den Planungen des 53-jährigen Kovac. Am Ende auch für den Trainer selbst. Dem Vernehmen nach soll Kovac erst erstaunt, dann zunehmend verärgert gewesen sein über den mangelhaften Fitness-Zustand des 21-Jährigen, der im Mammutkader seines Londoner Klubs nur eine Randfigur war und ob der großen Rückstände bislang auch in Dortmund kaum eine Rolle spielte.
BVB-Profi Chukwuemeka ohne Spielpraxis
Chuckwuemeka spielte für Chelsea einige wenige Minuten in der Conference League, er stand in keinem Spiel der Premier League im Kader. Er kam ohne Rhythmus und Wettkampfhärte nach Dortmund. Entsprechend betonte Sportdirektor Sebastian Kehl nach seiner Verpflichtung, Chuckwuemeka könne keine Soforthilfe sein. Doch die Integration des in Österreich geborenen Mittelfeldspielers und die Heranführung an den Kader verlief deutlich schleppender als von allen Parteien erhofft.
Nach sechs Wochen Dortmund ist Ernüchterung eingetreten. Kovac hält grundsätzlich viel von dem Spieler, vor der Reise nach Leipzig erklärte er noch, Chuckwuemeka gebe dem BVB „eine andere Dimension“. Kovac erklärte aber auch, man müsse den 21-Jährigen weiter behutsam an die Belastung heranführen. Zwei kleinere Verletzungen verschleppten den Prozess zusätzlich, über Einsätze „von maximal, 15, 20 oder 30 Minuten“ müsse sich der Engländer die nötige Spielfitness holen. Spöttisch könnte man mutmaßen, dass Carney Chuckwuemeka seine volle Leistungsfähigkeit dann wohl erreichen wird, wenn das Leihgeschäft endet.
BVB-Neuzugang arbeitet an der Fitness
Möglicherweise muss Kovac angesichts der dramatischen Situation des BVB in der Bundesliga nun mehr ins Risiko gehen. Positionell und personell. Chuckwuemeka ist in Dortmund geblieben, als sich ohne den verletzten Sabitzer zu Wochenbeginn noch 13 Nationalspieler auf Länderspiel-Reisen begeben haben, er wird nach Informationen der Ruhr Nachrichten auch an den freien Tagen der restlichen Kader-Spieler an seiner Fitness arbeiten und versuchen, seine gewaltigen Rückstände aufzuholen.

Völlig offen ist, wie es im Sommer mit Carney Chuckwuemeka weitergeht. Die Kaufoption in Höhe von 35 Millionen Euro wird der BVB nach Infos dieser Redaktion nicht ziehen, das wäre angesichts der bisherigen Eindrücke von diesem Spieler ein Vabanque-Spiel. Ob eine weitere Leihe des bei Chelsea bis 2028 unter Vertrag stehenden Mittelfeldspielers realistisch und vom BVB überhaupt gewünscht wird, wird sich erst im Sommer klären, wenn auch entschieden ist, ob überhaupt und wenn ja, in welchem Wettbewerb der BVB international vertreten sein wird.
Ist der BVB attraktiv genug?
Chuckwuemeka gilt als Talent mit großem Potenzial, der BVB erhielt auch deshalb im Winter den Zuschlag, weil der Spieler in Dortmund Champion League spielen konnte. Diese Option wird es in der kommenden Saison höchstwahrscheinlich nicht geben – fraglich, ob der BVB dann für Carney Chuckwuemeka noch attraktiv genug ist.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 18. März 2025.