Steckt in der Formkrise: BVB-Dribbler Jadon Sancho. © imago / Revierfoto
Borussia Dortmund
BVB-Star Jadon Sancho weiter außer Form - Zorc und Southgate reagieren
Borussia Dortmund fehlt zum Coup gegen die Bayern auch ein guter Jadon Sancho. Der Engländer kann den Unterschied machen - wenn er in Form käme. Beim BVB und auf der Insel ist man irritiert.
Nach 69 Minuten räumte Jadon Sancho das Feld. Eher unwillig und mürrisch, er hatte sich doch große Mühe gegeben. 38 Sprints zog der 20-Jährige im Bundesliga-Topspiel an, rauf und runter, diese Zahl übertraf keiner der Kollegen, die wesentlich länger auf dem Feld standen. Einigermaßen diszipliniert hatte er sich ins taktische Korsett eingefügt, defensiv gearbeitet, das 1:0 mit eingeleitet, eine weitere Großchance initiiert. Er versteckte sich nicht - und war trotzdem kaum zu sehen. Das Rätselraten um die fehlende Form des jungen Engländers geht nach dem 2:3 am Samstag weiter, die Ursachenforschung tangiert auch sensible Bereiche.
Zorc über Sancho: „Leichtigkeit lässt sich nicht herbeireden“
„Normal“, heißt es beim BVB, sei diese Leistungsdelle bei einem Spieler seines Alters, bei einem, der zwei Jahre lang die Sterne vom Himmel gespielt hat und jetzt intensiver verteidigt und häufiger gebremst wird. Das mag stimmen, reicht aber angesichts der Bedeutung, die Sancho hatte und wieder innehaben soll für das Spiel des BVB, bei Weitem nicht aus.
© Deltatre
„Er hat schon bessere und effizientere Spiele gehabt. Momentan fehlt ihm diese natürliche Leichtigkeit“, sagt Sportdirektor Michael Zorc im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. „Natürlich sprechen wir auch mit ihm, aber Leichtigkeit lässt sich nicht herbeireden.“ Trainer Lucien Favre legt offiziell die Hand über seinen Rechtsaußen, der mit 40 Torbeteiligungen in der Vorsaison die Maßstäbe an sich extrem hochgelegt hat. „Du kannst nicht ein Jahr lang in Topform sein. Wenn er mal einen Monat nicht bei 100 Prozent ist, müssen wir das akzeptieren“, meint der Trainer.
Sancho steht wegen diverser Eskapaden in den Schlagzeilen
Doch inzwischen redet keiner mehr von einem Monat. Als Sancho in Dortmund sein letztes Tor aus dem Spiel heraus erzielte, saßen und standen noch 81.365 Fans im Stadion. Es ist lange her, Ende Februar war das beim 1:0 gegen den SC Freiburg. Seit Juli stand er nicht wegen zwei verwandelter Elfmeter oder wegen der drei Torvorlagen in dieser Spielzeit in den Schlagzeilen, sondern wegen des gescheiterten Wechsels zu Manchester United und diverser Eskapaden, weil er Corona-Schutzmaßnahmen ignorierte. Zur bestechenden Verfassung, die seinen Status hin zu einem international beachteten Topstürmer katapultierte, findet Sancho nicht zurück.
Talent allein, das betont Favre, reiche nicht aus, wenn man ein Superstar werden wolle. Hinter der (vorübergehenden?) Schaffenskrise, für die man bei einem jungen Spieler Verständnis zeigen müsste, liegt also auch eine grundlegende Einstellungsfrage, die schwerer wiegt als manches Extragramm auf den Rippen. Ohne Fitness keine Form, ohne maximalen Ehrgeiz keine Verbesserungen. Der Kick fehlt ihm und damit der Mannschaft. Zorc: „Wir wollen alle das Gleiche in dieser Saison und hoffen, dass der Knoten bald platzt.“ Mit einem gut aufgelegten Sancho hätte der BVB am Samstag die Bayern knacken können, doch der potenzielle Unterschiedspieler macht auf dem Rasen faktisch keinen Unterschied mehr aus.
Southgate fordert BVB-Dribbler Sancho offen heraus
Für seine persönliche Entwicklung können dieses Tief - immer noch auf einem Niveau, das wenige erreichen - und die Konsequenzen daraus wegweisend sein. Noch nach dem Schlusspfiff gab Favre seinem Schützling, den er ja wesentlich geprägt hat, gut gemeinte Ratschläge mit auf die Reise zur englischen Nationalmannschaft. Auch beim BVB ist man (an-)gespannt, mit welcher Art Schlagzeilen Sancho, über die auch die Kollegen von Ruhr24.de berichten, in den nächsten Tagen von sich reden macht.
Englands Nationaltrainer Gareth Southgate hatte ihn nach seinem Fehltritt bei einer Party des Teamkollegen Tammy Abraham bei der Abstellungsperiode im Oktober weitgehend ignoriert. Jetzt fordert er Sancho offen heraus: „Der Konkurrenzkampf ist enorm bei uns. Unsere Verantwortung ist es, aus den Spielern das Beste herauszuholen. Aber auch die Spieler tragen eine Verantwortung. Er will ein Top-Spieler werden, er kann das auch werden.“
Sancho „ist noch extrem jung und muss sich immer weiter verbessern“
Eine ganze Reihe hochtalentierter Spieler habe es wie Sancho bis ins A-Team der „Three Lions“ geschafft - und sei dann falsch abgebogen. „Er muss die Herausforderung also jeden Tag aufs Neue annehmen und besser werden“, sagte Southgate der „Sun“. „Er ist noch extrem jung und muss sich immer weiter verbessern.“
Bisher kommt Sancho auf 15 A-Länderspiele und zwei Tore. England trifft in den nächsten zehn Tagen in einem Testspiel auf Irland (12. November) sowie in der Nations League auf Belgien (15. November) und Island (18. November).
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