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BVB-Sportdirektor Zorc lobt Torschütze Malen - und warnt vor Wolfsburg
Borussia Dortmund
Der BVB startet durch das 2:1 gegen Stuttgart mit einem guten Gefühl in die heiße Phase vor Weihnachten. Sportdirektor Michael Zorc sieht eine deutliche Leistungssteigerung – und lobt Donyell Malen.
Vom Frust bis zur Ekstase dauerte es nur handgestoppte zehn Sekunden. Der BVB stibitzte den Ball am eigenen Strafraum, Steffen Tigges legte ihn in Marco Reus‘ Lauf, der Kapitän trieb den Konter mit Tempo nach vorn, Pass auf Thorgan Hazard, dessen Schuss prallte zurück zu Reus, der Kapitän schob ein. 2:1. Fünf Minuten vor dem Abpfiff bebte am Samstagnachmittag der Signal Iduna Park.
Der späte Siegtreffer erlöste den BVB-Anhang von den Sorgen, dass die Borussia gegen den wacker kämpfenden VfB Stuttgart wichtige Punkte liegen lassen könnte. Denn bis in die Schlussphase hinein kontrollierte Dortmund zwar das Geschehen, ließ defensiv nicht viele VfB-Chancen zu und zeigte ein ordentliches Gegenpressing.
Doch zu häufig fehlten beim BVB der präzise finale Pass sowie offensive Wucht und Ideen, um die Gäste ins Schwimmen zu bringen. Frust keimte auf unter den 57.900 Zuschauern im Signal Iduna Park. Doch als Marco Reus dann jubelnd abdrehte, seine Kollegen ihn unter sich begruben, da entlud sich die Anspannung. Und sie mündete nach dem Abpfiff in seeligen Meister-Gesängen auf den Rängen und in der Welle der Mannschaft vor der Südtribüne.
BVB-Sportdirektor Zorc: „Können natürlich noch besser spielen“
Mit Träumen von der Schale oder Kampfansagen an die Bayern wollte sich Borussias Sportdirektor Michael Zorc nicht befassen. „Das nächste Spiel findet in Wolfsburg statt. Das wird kein Kindergeburtstag, sondern ein ganz ganz schweres Auswärtsspiel“, mahnte Zorc am Sonntag.
Lob für den Heimsieg über den VfB nach dem vorherigen Rückschlag gegen Leipzig gab es aber: „Gegen Leipzig hatte ich den Eindruck, wir sind auf der letzten Rille unterwegs, das war nicht Borussia Dortmund. Gegen Stuttgart war es der Schritt in die richtige Richtung, darauf können wir aufbauen. Wir können natürlich noch besser spielen.“
Kein glanzvoller, aber ein hart erarbeiteter Heimsieg stand also am Samstagabend auf der Habenseite. Auf den Weg gebracht hatte diesen ausgerechnet Donyell Malen. Auch dessen Leistung gegen Stuttgart war nicht berauschend, aber genau wie Kapitän Reus kurz vor Schluss war Malen einmal perfekt zur Stelle: Sein satter Rechtsschuss auf Vorlage Raphael Guerreiros landete leicht abgefälscht zum 1:0 im VfB-Tor (56.). Das erste Ligator des 30-Millionen-Einkaufs. „Ein guter Auftritt von ihm, nicht nur wegen seines Tores“, resümierte Zorc. „Die ganze Art und Weise, wie er auf dem Platz agiert hat, dass er mehr Torgefahr ausgestrahlt hat und eine hohe Aktivität im Spiel gezeigt hat. Das war ein guter Schritt nach vorne.“
Später Reus Treffer verändert die Gemütslage des BVB
Die schwarzgelbe Party dauerte nach Malens Treffer jedoch nur sieben Minuten. Manuel Akanji verlor im Vorwärtsgang den Ball, und Stuttgart nutzte das eiskalt aus: Roberto Massimo zog an Guerreiro vorbei und narrte Mats Hummels im Strafraum - keine Chance für BVB-Keeper Gregor Kobel, 1:1 (63.). Die Borussia suchte wütend die schnelle Reaktion, einen Akanji-Gewaltschuss aus der Ferne lenkte VfB-Keeper Florian Müller gerade noch an den Querbalken (67.).Lücken fand der BVB danach jedoch kaum, Stuttgart zeigte sich wehrhaft und bissig. Als der eine schnelle Konter zum 2:1 aber letztlich die Gemütslage komplett verändert hatte, stand da plötzlich ein reich gedeckter Gabentisch.
- Erstens: Borussia Dortmund ist zwei Wochen vor dem direkten Duell bis auf einen Punkt an Liga-Spitzenreiter FC Bayern herangerückt.
- Zweitens: Der BVB hat alle bisherigen sieben Bundesliga-Heimspiele unter Trainer Marco Rose gewonnen und damit einen Klubrekord aufgestellt.
- Drittens: Dortmund untermauerte seinen Status als Team mit dem längsten Atem und den gefährlichsten Kontern. 19 der 30 BVB-Saisontore fielen nach der Pause. Ligabestwert ebenso wie die nun schon sechs Kontertreffer.
- Und viertens: Schwarzgelb tankte eine ordentliche Dosis Mut vor den drei Top-Duellen, die nun binnen 13 Tagen anstehen: Bei Sporting Lissabon in der Champions League und dann in Wolfsburg und gegen die Bayern.
„Das Spiel gegen Stuttgart gibt uns eine Menge Rückenwind“, betonte Trainer Marco Rose, er gestand aber auch: „In Teilen sind wir noch weit weg von zufrieden.“ Auch Julian Brandt bilanzierte „ein durchwachsenes Spiel von uns, wir tun uns zurzeit noch schwer damit, richtig gute Chancen zu kreieren.“ Aber, so merkte es Brandt ebenso treffend wie lächelnd an, es passe eben das Ergebnis. „Und das ist das Wichtigste - und fühlt sich heute nicht schlecht an.“
Eilmeldung: BVB-Profi Thorgan Hazard hat sich mit dem Coronavirus infiziert – hier gibt es alle Infos.
Sascha Klaverkamp, Jahrgang 1975, lebt im und liebt das Münsterland. Der Familienvater beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Sportberichterstattung. Einer seiner journalistischen Schwerpunkte ist Borussia Dortmund.
