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BVB-Sportdirektor Michael Zorc lobt: „Haben guten Fußball gespielt“
Borussia Dortmund
Sportdirektor Michael Zorc spricht von einer guten Reaktion des BVB, Trainer Marco Rose sieht in Wolfsburg eine der besten Saisonleistungen - für die Bayern braucht es aber mehr.
Mit geballten Fäusten jubelt er in Richtung seiner Bank, der ganze Druck scheint sich in diesem Moment zu entladen. Wäre es nach dem Treffer von Donyell Malen dank der mitgereisten Dortmund-Anhänger nicht so laut in der Volkswagen Arena gewesen, man hätte die Steine wohl hören können, die BVB-Trainer Marco Rose in der 55. Minute vom Herzen gefallen sind. Seine Mannschaft hatte eine schwere Partie beim VfL Wolfsburg gedreht. Mit Willen, mit Kampfgeist, mit spielerischer Finesse. Und das, obwohl nach nur zwei Minuten eigentlich alles gegen Borussia Dortmund gesprochen hatte.
Früher Rückstand wirft den BVB nicht aus der Bahn
Viel hatte sich der BVB vorgenommen für das Auswärtsspiel in der Autostadt. Man wollte eine Reaktion zeigen, Wiedergutmachung betreiben nach dem desaströsen 1:3 in Lissabon, was gleichbedeutend mit dem Aus in der Champions League war. Die Bayern mit einem Sieg unter Druck setzen, den Titelkampf in der Liga aufrechterhalten. „Und dann sind wir direkt mit dem ersten Angriff in Rückstand geraten. Nach dem Mittwoch natürlich denkbar ungünstig“, fasste es Marco Rose zusammen. Über rechts kombinierten sich Ridle Baku und Dodi Lukebakio durch, in der Mitte schmiss sich Wout Weghorst mit der Brust in den Ball. Licht aus, Party an in Wolfsburg.
Oft hatte Rose unter der Woche Worte wie Kompromisslosigkeit, Wille und Konsequenz in den Mund genommen. „Beim 0:1 habe ich das nicht gerade gesehen“, gab BVB-Michael Zorc im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten unumwunden zu. „Aber die Mannschaft hat dann schnell die Initiative übernommen und wirklich ein gutes Spiel gezeigt.“ Der BVB fand in der Tat die passende Antwort auf den frühen Rückschlag, zog das Spiel nach und nach an sich. „Unsere Reaktion darauf war top. Es hat wenig mit unserem Selbstverständnis gemacht“, sagte Rose auf der Pressekonferenz.
BVB-Sportdirektor Zorc: „Wir haben guten Fußball gespielt“
„Als wir dann auch mal etwas konsequenter unter konkreter Richtung gegnerisches Tor gearbeitet haben“, fiel der verdiente Ausgleich durch Emre Can vom Punkt aus, nachdem Maxence Lacroix mit dem schnellen BVB-Vortrag über links überfordert war und gegen Marco Reus zu spät kam (35.). „Wir haben guten Fußball gespielt, weniger Fehler im eigenen Ballbesitz gemacht und dann eben gute Aktionen zum Tor hin gehabt“, analysierte Zorc. Die logische Konsequenz: Das 2:1 durch Malen, der nach seinem dritten Treffer im dritten Spiel hintereinander endlich in Dortmund angekommen zu sein scheint.
Und dann gab es ja noch den Auftritt des Erling Haaland. Nach 40 langen Tagen, die er wegen einer Hüftbeugerblessur gefehlt hatte, feierte der Norweger in Wolfsburg sein Comeback. „Man hat ja gesehen, dass er der Mannschaft sofort nochmal ein Push gibt“, hob Zorc die Wichtigkeit des Topstürmers hervor. Rose blies ins gleiche Horn. „Erling ist einfach ein Unterschiedsspieler. Wenn man lange auf ihn verzichten muss, dann macht das etwas mit dir. Wir sind in der Liga gut durchgekommen durch diese Phase. Aber Erling gibt dir Energie.“
Erling Haaland und der BVB bereit für den FC Bayern
Es dauerte handgestoppte acht Sekunden, bis er das erste Mal auf das Wolfsburger Tor schoss, etwas weniger als acht Minuten, bis er dann auch nach spektakulärer Flugeinlage traf (81.). Während Haaland zum Jubel in Richtung Wolfsburg Fans abdrehte und einen Stinkefinger als Antwort bekam, sank auf der anderen Seite des Platzes Vorlagengeber Julian Brandt - der insgesamt ein gutes Spiel machte - vor Freude auf die Knie. „Die letzten Tage ist ein bisschen was auf uns eingeprasselt“, sagte er, „aber gerade in den Englischen Wochen kann man in wenigen Tagen auch viel wiedergutmachen.“
Und das hatte der BVB in Wolfsburg geschafft. Kämpferisch habe seine Mannschaft in dieser Saison schon oft überzeugt, so Rose. „Ich fand aber, dass es vor allem spielerisch lange eine der besten Saisonleistungen war.“ Man habe in gewissen Bereichen „Benchmarks“ gesetzt mit diesem Sieg. Aber Rose weiß auch: „Wir müssen besser werden, um den Bayern auf Dauer so richtig gefährlich zu werden. Aber wenn sie jetzt in unser Stadion kommen, dann wollen wir die Chance wahrnehmen und da sein.“
Jahrgang 1991, tritt seitdem er Vier ist selbst gegen den Ball, hat mit 14 das erste Mal darüber berichtet, wenn es andere tun. Wollte seitdem nichts anderes machen und hat nach Studium und ein paar Jahren Lokaljournalismus seine Leidenschaft zum Beruf gemacht: Seit 2021 BVB-Reporter.
