BVB-Spiel gegen Union Berlin verspätet angepfiffen
Versuchter Eingangssturm
Das DFB-Pokalspiel zwischen Borussia Dortmund und dem 1. FC Union Berlin ist am Mittwochabend mit 15 Minuten Verspätung angepfiffen worden. Hintergrund: Gegen 20 Uhr hatten Fans des Zweitligisten versucht, unkontrolliert ins Stadion zu gelangen.

Dichte Wartereihen vor den Einlasskontrollen am Stadioneingang.
Daraufhin wurde der Einlass gestoppt - die Wartezeit für die zahlreichen Fans betrug bis zu 45 Minuten. Die Fans reagierten mit Gesängen und Pfiffen.
Die Anreise der FC-Union-Fans war schon am Dortmunder Hauptbahnhof mit langen Wartezeiten verbunden: Drei Sonderzüge kamen ab 18 Uhr in 20-Minuten-Abständen an - die U-Bahnen hätten in kürzester Zeit weit über 2000 Fans zum Stadion fahren müssen. Was unmöglich war. Durch die Anreise der Fans beeinträchtigt waren auch Reisende, die ihre Bahnsteige nicht erreichen konnten und Züge verpassten. Die Bundespolizei musste den Fußgängertunnel aus Sicherheitsgründen sperren und bat die Bahn-Kunden um Verständnis.
Nicht zur Bahnstation Signal Iduna Park
Per Twitter fragte Fan Thomas Bock, warum die Sonderzügen am Hauptbahnhof enden mussten und nicht an der Station Signal Iduna Park. Ein Sprecher der Bundespolizei sagte, dass die Deutsche Bahn am Hauptbahnhof besser disponieren könne. An der Station in Stadionnähe würde der Regionalverkehr zu stark beeinträchtigt. Allerdings ist der Haltepunkt extra für Fußballspiele ausgebaut worden. Ein weiterer Nachteil: Gästefans müssen am Zugang zur Südtribüne vorbei - das sorgt immer wieder zu Konflikten.
Kurzer Versuch, Tore zu stürmen
Vor den vorgezogenen Kontrolltoren auf dem Stadionvorplatz bildeten sich erneut Schlangen. Borussia Dortmunds Ordner kontrollierten intensiv, weil ein Bericht in einer Berliner Zeitung am Tage für Aufsehen gesorgt hatte: "Dortmund soll brennen", war da über Pyrotechnik durch Union-Fans zu lesen.
Kurz vor 20 Uhr versuchten einige Berlin-Fans, die Kontrollen zu überwinden. Mit Helmen geschützte Bereitschaftspolizei ging dazwischen. Mit Lautsprecherdurchsagen versuchte die Polizei mehrmals, den Druck rauszunehmen. Weil auch Kinder in der Menschenmenge standen.
Polizei: "Überwiegend disziplinierte Fans"
In einer ersten Bilanz berichtete die Dortmunder vor dem Anpfiff von "überwiegend disziplinierten Fußballfans". Vier Polizeibeamte wurden allerdings am Hauptbahnhof von unbekannten Union-Fans mit "Polenböllern" beworfen und verletzt. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung. Zwei stark betrunkene Berliner wurden ins Polizeigewahrsam gefahren. Sie durften das Spiel nicht sehen.
Chaotisch waren die Verkehrsverhältnisse rund um das Stadion und die Westfalenhallen. Ein Messeveranstalter hatte sämtliche Parkplätze an den Westfalenhallen gemietet, aber nur zur Hälfte genutzt. Die frustrierten Ordner durften keine Fans auf die Parkplätze fahren lassen, so dass sich auf der Bundesstraße 1 ein langer Stau bildete. Die Autofahrer konnten nicht verstehen, dass sie den nur zur Hälfte belegten Parkplatz nicht nutzen konnten, obwohl sie dafür bezahlt hätten.
"Inferno"-Ankündigung verkürzt Wartezeiten nicht
Zurück ins Stadion: Mehrfach forderte die Dortmunder Polizei die Berliner Fans auf, keine Böller und Bengalos abzubrennen. Wegen der Ankündigung, im Signal Iduna Park ein "einmaliges Pyro-Inferno" zu veranstalten, war Borussia Dortmund abermals zu intensiven Kontrollen gezwungen. Die langen Wartezeiten sind auch darauf zurückzuführen. Sie waren auch damit zu begründen, dass zu viele Fans in kurzen Abständen die Kontrolltore erreichten. Immer wieder sind die Ordner deshalb großem Druck von vorn ausgesetzt.
"Infernochen auf der Nordtribüne"
Das großspurig angekündigte "Pyro-Inferno" entpuppte sich dann als "Infernochen": Zwar wurde kurz vor Beginn des zweiten Durchgangs Pyro gezündet - allerdings im "normalen" Rahmen. Der Beginn der zweiten 45 Minuten verzögerte sich um wenige Augenblicke. Die Polizei forderte eventuell verletzte Fans auf, sich zu melden. Union-Fans äußerten sich schon vor dem Anpfiff kritisch über die Pyro-Pläne der "eisernen" Ultras. "Es sind immer dieselben. Und die repräsentieren definitiv nicht die Mehrheit unserer Fans", sagte ein Berliner vor einem Wasserwerfer der Polizei stehend. Fest steht: Den FC Union kann der DFB wegen der Zündeleien zur Kasse bitten.
Die Polizei konnte mehrere Union-Fans beim Abbrennen von Pyrotechnik filmen und wertet die Aufnahmen jetzt aus. Zu Beginn des zweiten Halbzeit hatten die Berliner noch verdeckt gezündelt. Später hantierten sie offen mit bengalischen Fackeln und wurden von den Stadionkameras abgefilmt. Die Polizei bittet andere Fans um Zeugenaussagen. Ansagen des Stadionsprechers, auf Pyrotechnik zu verzichten, ignorierten die Union-Fans konsequent.
Aktualisierung, Donnerstag, 11 Uhr: Bilanz der Polizei
Die Polizei hat noch in der Nacht zu Donnerstag eine vorläufige Bilanz veröffentlicht:
- 3 Ingewahrsamnahmen
- 28 Strafanzeigen
- 15 leichtverletzte Fußballanhänger durch den polizeilichen Einsatz von Pfefferspray
- 6 leichtverletzte Polizeibeamte (5 durch Böller und einer bei den Einlasskontrollen)
- 2 unbeteiligte Verletzte (einmal durch Körperverletzung und einmal durch Pyrotechnik)