Die vierte Führung reichte dann endlich: In einem turbulenten Fußballspiel besiegt Borussia Dortmund den FC Augsburg mit 4:3 (2:2). Zwei Joker treffen, Sebastien Haller feiert sein Debüt für den BVB, der Anschluss an die Champions-League-Ränge hält.
Bellingham erzielt verdiente BVB-Führung
Borussia Dortmund benötigte bei Temperaturen knapp über Null 20 Minuten Aufwärmprogramm, um nach der mehr als zweimonatigen Winterpause wieder auf Betriebstemperatur zu kommen. Dann ergaben sich durch Balleroberungen, Pressingsituationen und spielerische Klasse die ersten Chancen. Youssoufa Moukoko, am Tag nach seiner Vertragsverlängerung nicht nur mit Jubel begrüßt, schoss aus aussichtsreicher Position weit links vorbei (23.). Viel genauer zielte Jude Bellingham: Links angetäuscht, rechts abgezogen, 1:0 für den BVB nach einer halben Stunde. Bei 10:1 Torschüssen bis dato die verdiente Führung.
Leider ein bekanntes Bild aus der bisherigen Saison: Mit vermeidbaren Fehlern holten die Borussen den FC Augsburg zurück ins Spiel. Nico Schlotterbeck vertändelte den Ball gegen Dion Beljo, dann klärte Salih Özcan nicht konsequent gegen Arne Meier, der die Kugel klug mit dem rechten Außenrist ins Netz schob (40.). Schlotterbeck machte seinen Lapsus halbwegs wieder gut, als er zwei Minuten später auf der Gegenseite nach einer Freistoßflanke von Julian Brandt einköpfte (42.). Ein Produkt des intensiven Trainings von Standardsituationen, das auch Mats Hummels (36., 44.) fast in Zählbares umgemünzt hätte.
BVB-Neuzugang Ryerson tritt am Ball vorbei
Doch auch die erneute Führung hielt nur kurz. Bellingham köpfte den Ball unbedrängt zum Gegner, Özcan konnte Arne Engels nicht aufhalten, der mit einem Steilpasse Ermedin Demirovic fand. Dortmunds Neuzugang Julian Ryerson hob erst dessen Abseitsposition auf und konnte dann den Lupfer des Augsburger Torschützen nicht mehr klären (45.).
Der BVB verbuchte bis dahin 15 Torschüsse (FCA: drei) dank einer guten Mischung aus Spielkontrolle und aggressivem Zweikampfverhalten. Im 4-1-4-1 aufgereiht, hatte Schwarzgelb fast durchgängig Zugriff. Doch die zu geringe Konsequenz vor den Gegentoren nutzte Augsburg sehr effizient aus. Ex-BVB-Coach Enrico Maaßen hatte seiner Elf taktisch clever und flexibel eingestellt.
BVB-Stürmer Moukoko enttäuscht
Nach der Pause mussten die 81.365 Zuschauer eine weitere Viertelstunde warten, bis es ganz, ganz laut wurde im Stadion. Für den schwachen Youssoufa Moukoko (nur acht Ballkontakte) brachte BVB-Trainer Edin Terzic Sebastien Haller, der sechs Monate nach der Diagnose Hodenkrebs, zwei Operationen und vier Chemotherapien endlich sein Pflichtspieldebüt feiern konnte. Für diese außergewöhnliche Leistung hießen ihn die Dortmunder Fans lautstark willkommen.
Torraumszenen spielten sich die Borussen kaum heraus, die wenigen gefährlichen Szenen verteidigten die Gäste mit ihrer vielbeinigen Abwehr. Es musste eine Einzelaktion her für die dritte Dortmunder Führung. Jamie Bynoe-Gittens, gemeinsam mit Giovanni Reyna für die blassen Karim Adeyemi und Donyell Malen eingewechselt, zog von Linksaußen Richtung Zentrum und zirkelte das Spielgerät maßgenau mit rechts flach ins hintere Toreck (75.). Wie zuvor hielt der Vorsprung genau für zwei Minuten: Schlotterbeck passte unpräzise ins Zentrum, Augsburg schaltete um und David Colina staubte nach Kelvin Yeboahs Pfostentreffer ab (77.).
Reyna sorgt für die Entscheidung
Ein irres Spiel? Es ging verrückt weiter mit Wildwest-Fußball, bei dem auch der nächste Schuss ein Treffer war: Schlotterbeck verlagerte mit einem 50-Meter-Pass von hinten links nach vorne rechts, Bellingham verlängerte den Ball per Kopf und Reyna zog volley aus 20 Metern ab – traumhaft senkte sich Schuss hinter FCA-Torhüter Rafael Gikiewicz ins Netz (80.).
In der weiter hektischen Schlussphase verpasste der BVB die Vorentscheidung durch Reyna (84., 88.) und Guerreiro (90.+4), hielt die bayerischen Schwaben aber weitgehend vom eigenen Tor weg. Die drei Punkte nahm die Elf von Trainer Edin Terzic verdient mit und liegt damit weiter auf Rang sechs, aber nur zwei Zähler hinter dem Tabellenzweiten Eintracht Frankfurt. Trotz des Sieges bleiben eine Menge Aufgaben – und wenig Zeit bis zum nächsten Spiel. Gleich am Mittwoch geht es mit dem Hinrunden-Finale beim FSV Mainz 05 (18.30 Uhr) weiter.
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