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BVB-Sieg gegen Hertha BSC: Medizin für teure Haarschnitte
Borussia Dortmund
Nach dem Bundesliga-Sieg gegen Hertha BSC hofft der BVB auf Ruhe nach der Friseuraffäre. Konsequenzen gibt es intern nur verbaler Art.
Einen Tag und ein gelungenes Spiel später suchte Borussia Dortmunds Abwehrspieler Manuel Akanji den richtigen Ton. Anders als sein Teamkollege Jadon Sancho, der die Sanktion mit einer Geldstrafe von 10.000 Euro gegen die beiden Spieler wegen der Friseuraffäre als „absoluten Witz“ bezeichnet und damit zusätzlich befeuert hatte, übte sich der Schweizer in süffisanter Ironie.
„Der Sieg heute“, schrieb Akanji am Samstagabend nach dem 1:0 gegen Hertha BSC, „war die beste Medizin gegen den teuersten Haarschnitt aller Zeiten.“ Ein Emoji, das sich die Hand vor den Kopf schlägt, ergänzte den Eintrag bei Facebook.
Leader beim BVB müssen die jungen Spieler anleiten
Ähnlich wie Akanji im Nachhinein haben auch Mannschaftskollegen und Verantwortliche reagiert, als der grobe Verstoß gegen das Hygienekonzept der DFL öffentlich wurde. Eine Mannschaft mit den Spielern dieser neuen Generation sei nicht immer einfach zu händeln, heißt es. Emre Can, in kürzester Zeit zum Wort- und Anführer bei den Borussen aufgestiegen, nahm auch sich selbst und die Kameraden im Team in die Pflicht, wenn es wie bei Jadon Sancho um wiederholte Vergehen auch gegen die Mannschaftshygiene gehe.
„Man muss den Jadon ein bisschen führen“, sagte Can bei Sky. „Er ist ein super Junge, auch außerhalb des Platzes. Aber in solchen Dingen muss er einfach ein bisschen schlauer sein, erwachsener werden.“ Sancho wolle keine Skandale provozieren, man dürfe ihm bei solchen Disziplinlosigkeiten keine Absicht unterstellen, wohl aber einfordern, „dass er sich solche Fehler in Zukunft nicht mehr leistet“. Hilfe soll er dabei gerne bekommen können.
BVB verzichtet auf interne Strafe
Auf eine interne Strafe zusätzlich zum teuren Denkzettel der Fußballliga hat der BVB verzichtet, und aus guten Gründen auch darauf, die betroffenen Spieler eigenständig aus dem Verkehr zu ziehen. „Nach dem Friseurtermin waren zwei Testungen negativ, wir hatten überhaupt in den ganzen Wochen keinen einzigen positiven Corona-Fall“, erklärte BVB-Sportdirektor Michael Zorc im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. „Und darum geht es doch in diesem Hygienekonzept: Wenn gegeben ist, dass sich niemand anstecken kann, gibt es keinen Grund, die Spieler aus dem Wettbewerb zu nehmen.“
Sancho und Akanji, denen auf den Fotos nachgewiesen werden konnte, dass sie beim Akt des Frisierens die Schutzvorschriften ignoriert haben, seien angemessen bestraft worden, meint Zorc. „Das hat die DFL in meinen Augen richtig eingeordnet und angemessen reagiert.“ Die Frisurmodels Axel Witsel, Thorgan Hazard, Raphael Guerreiro und Dan-Axel Zagadou kamen ungeschoren davon.
Als interne Konsequenz wird der BVB, nach einer deftigen Ansprache von Zorc und Lizenzspieler-Chef Sebastian Kehl an das Sextett am vergangenen Donnerstag, weiter inständig an das vorbildliche Verhalten seiner Profis appellieren. Und weiter geht’s.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
