BVB-Rekordeinkauf will schlechte Phase hinter sich lassen
Schürrle genießt Erfolgsmoment
Andre Schürrle und der BVB -dasscheint bislang nicht zusammenzupassen.Geht es nach dem Weltmeister von 2014, ändert sich das. Gerne ab sofort. Der erste Schritt dazu gelingt beim 3:2 in Köln.
Seit eineinhalb Jahren gibt es wenig zu feiern für Andre Schürrle. Seitdem er im Sommer 2016 für die hausinterne Rekordsumme von mehr als 30 Millionen Euro zu Borussia Dortmund wechselte, haben Einsatzzeiten und positive Erlebnisse eher Seltenheitswert. Schürrle und der BVB- das schien nicht zusammenzupassen. Geht es nach dem Weltmeister von 2014, ändert sich das jetzt.
"Es dauert seine Zeit"
„Ich will es nochmal sagen: Ich war im letzten Jahr sechs Monate verletzt. Auch wenn es keiner wahrhaben will: Es dauert seine Zeit.“ Er habe wenig Vertrauen gehabt in der Hinrunde, das hat man ihm angesehen. Kein Rhythmus, keine Überzeugung, keine Spielzeit, „dann kann man wenig machen“, sagte der 27-Jährige in Köln.
Ein Treffer wie jener siegbringende zum 3:2 beim FC, der tat ihm natürlich „extrem gut“. Überhaupt den Abschluss gesucht zu haben, das habe er sich nur zugetraut, weil er „ein gutes Spiel“ hingelegt habe, wie er sich selber attestierte. Dann verpasste er beim Konter mit BVB-Überzahl den Zeitpunkt für das Abspiel. „Da musste ich schießen. Wunderschön abgefälscht, traumhaft ins Tor.“ Die folgende Jubelexplosion samt Rutschpartie ließ erahnen, wie schwer die vergangenen Wochen an ihm genagt haben müssen.
Sinnbildlich für diese Spielzeit
Noch Ende Dezember, passend vor Beginn der Transferperiode, stellte ihn sein Berater Ingo Haspel bildlich ins Schaufenster. Sein Klient benötige Einsatzzeiten. „Ich sehe nur so eine Chance, dass Andre wieder einen Schritt nach vorne macht und sein altes Level erreicht“, sagte er vor dem DFB-Pokalspiel in München.
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Bundesliga, 21. Spieltag: 1. FC Köln - BVB 2:3 (0:1)
Die öffentliche Replik aus Dortmund ließ nicht lange auf sich warten. Via „Welt“ bestätigte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke „ganz offen und ehrlich: Beide Seiten sind- Stand jetzt- noch nicht zufrieden.“ Schürrle solle sich selber hinterfragen. Anspruch und Verdienst standen im Widerspruch zur tatsächlichen Leistung, ein verschossener Strafstoß in Stuttgart stand bisher sinnbildlich für diese Spielzeit.
Absolute Fitness und Vertrauen
Einiges deutete noch vor Wochenfrist darauf hin, dass es den siebten Einsatz für den BVB in dieser Saison für den Linksaußen gar nicht mehr geben sollte. Nicht zuletzt die Umstände mit dem allgegenwärtigen Wechseltheater um Pierre-Emerick Aubameyang und die Sehnenverletzung von Andrey Yarmolenko verhinderten die Möglichkeit, nach seinem Gastspiel beim FC Chelsea (Sommer 2013 bis Winter 2015) ein weiteres Mal das Glück auf der Insel zu suchen. Interesse aus der Premier League gab es.
Aber „Schü“ blieb. Und er muss, darf und soll nun in Dortmund jene Qualitäten zeigen, die ihn ausmachen. Schürrle ist nicht der schnellste Offensivspieler, kann mit seinen Tempoläufen mit Ball am Fuß jedoch viele Abwehrreihen auseinanderreißen. Technisch gibt es sicher begabtere Kicker, doch mit einem gepflegten Distanzschuss und seiner Abschlussstärke kann er allemal für Torgefahr sorgen. Was bei Schürrle mehr als bei anderen Fußballern auffällt: Er benötigt für sein Spiel absolute Fitness - und Vertrauen.
"Wir müssen nachlegen"
So, wie es ihm Bundestrainer Joachim Löw immer wieder mitgegeben hat auf dem Platz. 57 Länderspiele (22 Tore) sind eine stolze Bilanz, auch wenn man bedenkt, dass es beim BVB in 20 Monaten nur für 36 Einsätze mit durchschnittlich rund 45 Spielminuten reichte.
Mit dem Fernziel WM 2018 in Russland und im Wissen, beim BVB leistungsmäßig in der Schuld zu stehen, gilt für ihn wie für seine Mannschaft, was er nach dem Mutmacher in Köln sagte: „Wir müssen nachlegen.“