Ein kleiner Schritt. Und noch einer. Der Blick der BVB-Profis sucht Halt in der Ferne, wo der Hochhaus-Dschungel von Singapur eine atemberaubende Skyline bildet. Eine Hand greift das Geländer, die andere bei den meisten zum Smartphone. Wer steil nach unten schaut, dem kann schnell schwindelig werden. 191 Meter hoch liegt die Aussichtsterrasse des Marina Bay Sands, die drei 55-stöckigen Hoteltürme tragen auf halbem Weg in die Wolken einen 340 Meter langen Dachgarten. Von hier genießt man Aussicht und Weitblick. Borussia Dortmund, ganz weit oben. Diesmal wörtlich.
„Endlich Sightseeing“, hatte Trainer Edin Terzic gesagt, wie ihm erging es vielen Borussen. Singapur liefert Fotomotive ohne Ende, und im Rahmen der Asienreise konnten die BVB-Profis endlich auch mal die Blicke in Ruhe schweifen lassen. „Wir freuen uns, weil wir jetzt die Zeit haben, neue Orte in Asien zu entdecken und kennenzulernen“, sagte Alexander Meyer. „Wenn wir sonst zu Spielen reisen, haben wir keine Zeit dafür.“

Der 31-jährige Torwart war noch nicht auf diesem Kontinent, nun freut er sich auf „drei neue Länder, neue Kulturen, neue Erfahrungen“. So ein Panorama erleben auch weitgereiste Fußballer nicht regelmäßig. Tasche packen, reisen, Fußball spielen: Knapp 20 Mal ist Borussia Dortmund allein in der laufenden Spielzeit auswärts angetreten. Außer Hotels und Stadien sehen die BVB-Profis in dieser Zeit wenig von den Städten. Umso willkommener ist die Abwechslung.
BVB-Offensivspieler Malen: „Irre Gebäude“
Nach der Anreise und zwei sportlich geprägten Tagen soll das Wochenende bei den Schwarzgelben auch der Entspannung dienen. An spektakulärer Architektur oder kulturellen Sehenswürdigkeiten mangelt es im sündhaft teuren Stadtstaat Singapur nicht. Im kulturellen Schmelztiegel finden sich Einflüsse aus China, Malaysia oder Indien, hinzu kommen Relikte aus der englischen Kolonialzeit. Durch die Meerenge vor der Küste fahren täglich 2000 Frachtschiffe, auch bei den Bauten scheint es nach oben kaum Grenzen zu geben.

„Die Sauberkeit“ ist Emre Can sofort aufgefallen, es liegt kein Müll neben den Straßen. Schilder warnen vor hohen Strafen, wenn jemand den optischen Eindruck beschmutzt. Donyell Malen staunte über die „irren Gebäude“ wie das Marina Bay Sands, ein Wahrzeichen der gesamten Region.
BVB-Trainer Terzic: „Auf meiner Bucket List“
BVB-Trainer Terzic hat in seiner Trainerkarriere mit Stationen in der Türkei und England auch beruflich Auslandserfahrung gesammelt. Auf den Trip nach Singapur hat er sich besonders gefreut. „Einer der spannendsten Orte der Welt. Singapur stand auf meiner Bucket List, und dank Borussia Dortmund kann ich dieses Ziel jetzt abhaken“, sagte er schmunzelnd.

Vor der Fahrt auf die Aussichtsplattform und einem Sprung in den „Endless Pool“, der bei den tropischen Temperaturen heiß ersehnt ist, stand noch eine Fahrt mit einem Amphibienfahrzeug auf dem Programm. Erst rollen, dann schwimmen. Der junge Niederländer Prince Aning staunte. Er ist aus seiner Heimat Wasser und Schiffe gewohnt, aber so etwas hat er auch noch nicht erlebt. Der Moment, als der schwere Bus eine steile Rampe herunterrollt, mit einem großen Platscher im Wasser aufkommt und dann als Schiff weiterfährt, prägt sich ein.
BVB-Fan bastelt einen Hummels-Hut
Bis auf die ständigen Anfragen für Autogramme und Fotos können sich die Borussen ungestört und frei bewegen. Das Interesse am Klub ist groß und nicht herbeigeredet. Ein Kellner ließ dieser Tage sein Tablett stehen und flitzte im Eilschritt drei BVB-Spielern hinterher, die er zufällig vorbeiflanieren sah. Eine junge Dame hatte sich einen adretten Hut gebastelt mit dem Namen von Mats Hummels vor der Stirn. „So einen will bald jeder haben“, meinte Hummels schmunzelnd bei Instagram.

Noch mehr als in Deutschland lauern Fans an allen Ecken und Enden, ob sie einen Blick erhaschen oder sogar ein Selfie schießen können. Fußballstars aus Europa gibt es hier nicht so oft zum Anfassen nah. Die Begegnungen sind angenehm, sagt Terzic. „Überall sehen wir freundliche, höfliche, glückliche Gesichter. Diesen engen Kontakt zu den Fans haben wir vermisst während der Pandemie. Wir genießen das wirklich.“ Nicht nur der Coach bemerkte beeindruckt, wie akkurat die asiatischen Fans Namen, Daten und Fakten zu den BVB-Spielern abrufen.
Viele BVB-Fans in Asien
Ethan hat einen der zwei schwarzgelben Fanklubs in Singapur gegründet. Seine Idole so nah vor Augen zu haben, kommt ihm manchmal noch unwirklich vor. „Es ist herausragend, Borussia Dortmund hier bei uns zu erleben“, sagt er. „Die Tour zeigt, dass die Fanbasis wächst und nach der Asien-Tour des BVB bestimmt auch unser Fanclub hier.“ Wie der Klub bei den Einheimischen gewinnt auch Südostasien bei den Borussen neue Fans.
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